Personalia : Porsche hat einen neuen Chef

Blume ist schon seit gut zwei Jahrzehnten im VW-Konzern tätig, 2013 kam er als Produktionsvorstand zu Porsche. Damit geht zumindest ein Teil der Zuffenhausener Erfolgsgeschichte vergangener Jahre auch auf Blumes Konto. Vom Dieselskandal ist Porsche nach Firmenangaben bisher unberührt. Der Sportwagenbauer hat die vom Skandal betroffenen eher kleinen Motoren nicht im Programm, zudem ist Diesel nur ein Randthema. Porsche setzt vor allem auf Benziner.

Belastungsstark

Mit hohen Belastungen kennt sich Blume dabei aus, hat er doch einige Freizeit-Triathlons und Langstreckenläufe hinter sich, bei 21-Kilometer-Halbmarathons kommt er dem Vernehmen nach an die 90-Minuten-Marke. Die dabei erwiesene Belastbarkeit könnte der 47-Jährige an der Spitze des Sportwagenbauers gut gebrauchen. Porsche hat nämlich eine steile Wachstumsphase hinter sich. Nach Expertenmeinung dürfte es schwer werden, dieses Level zu halten, das Wachstum könnte künftig geringer ausfallen. Das nötige Netzwerk hat Blume, seit gut 20 Jahren ist der große, schlanke Mann im VW-Konzern tätig.

Die Personalie Blume ist keine Überraschung - unmittelbar nach dem Wechsel von Matthias Müller auf den Chefsessel der Wolfsburger Konzernmutter Ende vergangener Woche stand sie so gut wie fest. Blume ist zwar erst seit Anfang 2013 für die Produktion von Modellen wie dem 911-er und Cayenne zuständig - seither hat er aber, wie bei Porsche von allen Seiten bestätigt wird, gute Arbeit geleistet.

LBBW-Autoanalyst Frank Biller verweist darauf, dass das Leipziger Werk in Blumes Amtszeit deutlich erweitert und technisch aufgerüstet wurde. Das Hochfahren der Produktion vom Geländewagen Macan in Leipzig sei auch ein Verdienst von Blume. "Obgleich er natürlich nicht alleinverantwortlich ist und schon viel Vorarbeit geleistet worden war." Binnen fünf Jahren hat Porsche seinen Absatz, Umsatz und seine Mitarbeiterzahlen fast verdoppelt - zumindest ein Teil dieses Erfolges ist ein Verdienst von Blume. Vorgänger Müller bleibt für Blume als VW-Chef in Reichweite. Analyst Biller hält das für vorteilhaft. "Sollte Blume Rat von einem Mentor brauchen, wäre Müller nicht aus der Welt - ganz im Gegenteil."

Blumes Karriere im Konzern

Der Maschinenbauer begann seine Karriere vor gut 20 Jahren bei Audi, 2004 wechselte der gebürtige Braunschweiger als Planungsleiter zu Seat. Fünf Jahre später kam er als Chef der Produktionsplanung der Marke Volkswagen nach Wolfsburg. Als er 2013 beim Stuttgarter Bolidenbauer das Ressort Produktion und Logistik übernahm, schwärmte Blume von Porsche als "ganz besonders emotionale Marke".

Im Unternehmen gilt Blume als robuster und durchsetzungsfähiger Manager, der stets geradlinig vorgeht. Im persönlichen Umgang wird er als eher zurückhaltend beschrieben. Blume hat zudem gute Drähte zur Arbeitnehmerseite, wie sich an geradezu enthusiastischen Äußerungen von Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück zeigt. "Der Olli", wie Hück ihn nennt, sei "ein hundertprozentiger Porscheaner". Obwohl er erst seit knapp drei Jahren beim Sportwagen-Hersteller tätig ist? Hück nickt und lässt sich zu einem Wortspiel hinreißen. "Der Blume ist keine Knospe mehr, sondern eine Blüte in voller Pracht."

Elektro-Porsche große Herausforderung

Aber liegt die Messlatte für den neuen Firmenboss nicht so hoch, dass er praktisch nur verlieren kann? Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Nürtingen sagt hierauf: "Natürlich kann die Porsche-Wachstumsstory nicht mit einer weiteren Absatz-Verdoppelung fortgesetzt werden - das ist aber allen Beteiligten klar." Die Markteinführung eines Elektro-Porsche möglicherweise im Jahr 2018 wäre eine große Herausforderung, mit der sich Blume seine Sporen als Firmenchef verdienen könnte, sagte Diez. Es gehe zudem um die Stärkung neuer Märkte, etwa im asiatischen Raum außerhalb Chinas - insgesamt sieht Diez keineswegs eine undankbare Aufgabe auf Blume zukommen.

Neuer Kommunikationschef

Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller wechselt nun Insidern zufolge auch den Kommunikationschef des Konzerns aus. "Müller bringt seinen Vertrauten von Porsche mit", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Er hole den Leiter der Porsche-Kommunikation, Hans-Gerd Bode, nach Wolfsburg.

Der bisherige Kommunikator Stephan Grühsem ist enger Vertrauter des vergangene Woche zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Der 68-Jährige hatte damit die Verantwortung in der Abgasaffäre übernommen. Er hatte in einer Videobotschaft zunächst um sein Amt gekämpft, fand im Aufsichtsratspräsidium aber keine Rückendeckung. (apa/Reuters/dpa)