Autozulieferer : Polytec plant heuer mit drei Werkschließungen

Der durch die Coronakrise ins Stottern geratene Autmarkt hat auch beim oberösterreichischen Autozulieferer Polytec tiefe Spuren hinterlassen. Im ersten Quartal 2020 brach der Gewinn nach Steuern bei dem Unternehmen um rund drei Viertel (minus 76,1 Prozent) auf 1,5 Mio. Euro ein, wie Polytec mitteilte. Für heuer plant der Konzern noch die Schließung zweier Werke.

Das operative Ergebnis (EBIT) ging um 70,7 Prozent auf 2,7 Mio. Euro zurück. Der Umsatz fiel um 7,5 Prozent auf 149,1 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet das Polytec-Management mit "negativen Auswirkungen auf Umsatz und Ertragslage", das Ausmaß sei jedoch noch schwer zu beziffern und abhängig von der Dauer der Coronakrise, hieß es im Ausblick des Quartalsberichts.

Ein Werk in der Türkei schon zugesperrt, weitere sollen folgen

Im heurigen Jahr wird Polytec erneut Produktionskapazitäten kappen. Bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus sei in der Autobranche mit einem Rückgang der weltweit hergestellten Autos gerechnet worden. Im Zuge der aktuellen Krise sei jedoch davon auszugehen, dass die Produktions- und Verkaufszahlen noch weiter sinken werden. Bis Ende des Jahres soll daher das Werk im niederländischen Putte mit 190 Stellen geschlossen werden, so ein Polytec-Sprecher auf APA-Anfrage. Ein zweites zur Schließung anstehendes Werk wolle man aktuell nicht bekanntgeben. Im ersten Quartal 2020 wurde bereits ein Werk in Aksaray (Türkei) mit 130 Mitarbeitern dichtgemacht.

Um die "Produktionskapazitäten der Nachfrage anzupassen", seien bereits im Vorjahr zwei Werke in der Sparte Commercial Vehicles geschlossen worden, so das Unternehmen. Beide Werke lagen in Deutschland (Weiden und Cornberg) und betrafen insgesamt 125 Mitarbeiter, so der Polytec-Sprecher.

Fast keine Kündigungen in Österreich

Per Ende März 2020 lag der Mitarbeiterstand der Polytec-Gruppe bei 4.085, ein Jahr davor noch bei 4.279 Vollzeitäquivalenten. In Österreich veränderte sich der Personalstand nur geringfügig von 548 auf 534 Vollzeitäquivalente (per Ende März 2020).

Seit Ende März sind bei Polytec fast alle Werke vorübergehend geschlossen und die Mitarbeiter in Kurzarbeit - nicht davon betroffen seien die Werke in Tianjin in China, die Fertigung im belgischen Werk Schoten und die Industrial-Werke Marchtrenk (Österreich) und Bochum (Deutschland). Ebenfalls ungebrochen sei die Produktion in Ebensee (Österreich), wo Logistikboxen für den Lebensmitteleinzelhandel hergestellt werden, so das Unternehmen.

Aktuell dazu:

Kurzarbeit in fast allen Werken von Polytec >>

Wann die fortlaufende Produktion wieder hochgefahren werden kann, sei noch ungewiss und stark von den Vorgaben der Kunden abhängig. Automobilhersteller würden derzeit ihre angekündigten Produktionsstarts weiter nach hinten verschieben oder kurzfristig Bestellmengen kappen, was die Zulieferer vor große Herausforderungen stelle. (apa/red)