Wirtschaftspolitik : Politik von Trump: Joe Kaeser übt sich in Zweckoptimismus

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser hält die umstrittene Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump auch für eine Chance für deutsche Unternehmen in den USA. "Die neue Regierung, angeführt vom neuen Präsidenten, versucht über pragmatische Wege Dinge zu verbessern", sagte Kaeser der Deutschen Presse-Agentur in Washington. "Das ist an sich ein guter Ansatz."

Kaeser hält sich mit dem gesamten Siemens-Vorstand zu einer Vorstandssitzung in der US-Hauptstadt auf. Die USA sind der größte Einzelmarkt des Münchner Technologiekonzerns. Siemens setzte in dem Land im vergangenen Jahr knapp 24 Mrd. Dollar (21,3 Mrd. Euro) um. Damit erzielte Siemens mehr als ein Viertel seines weltweiten Umsatzes in den USA. 50.000 Menschen beschäftigt der Konzern dort.

Heftige Kritik an der Industrie in Deutschland

Angesichts der heftigen Kritik seitens der US-Regierung an den hohen Exportüberschüssen Deutschlands rät Kaeser zur Besonnenheit. "Natürlich ist es beunruhigend, wenn man von Exportüberschüssen spricht und sie in Zusammenhang mit unfairen Geschäftspraktiken bringt", erklärte Kaeser. "Das ist eine etwas eigenwillige Auslegung von Wettbewerbsfähigkeit." Deutschland habe viele sehr innovative und verlässliche Produkte.

Die Trump-Regierung müsse es nun schaffen, den Übergang herzustellen "von Wahlkampf zu echter Verantwortung", sagte Kaeser. "Man muss über Dinge sprechen und nach Lösungen suchen, und nicht auf 140 Zeichen versuchen, Sachverhalte zu komprimieren", betonte er. Donald Trump kommuniziert mit Vorliebe über den Kurznachrichtendienst Twitter, bei dem maximal 140 Zeichen pro Nachricht zur Verfügung stehen.

Siemens will bei der Ausbildung von Facharbeitern helfen

Siemens habe in Gesprächen mit der US-Regierung vereinbart, bei der Aus- und Weiterbildung nach deutschem Vorbild zu helfen, etwa bei der Qualifizierung von Schweißern. Das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung stoße auf großes Interesse in den USA.

Kaeser war Teil der deutschen Delegation um Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Besuch der Regierungschefin im Weißen Haus. Präsidententochter Ivanka Trump hatte im Gegenzug in Berlin eine Ausbildungsstätte von Siemens besucht. Wenig später hatte Trump ein Dekret unterzeichnet, mit dem die Berufsausbildung in den USA verbessert werden soll.

Siemens produziert in den USA an 60 Standorten. Hergestellt werden unter anderem Gasturbinen und Eisenbahnen. Am Freitag soll in der Nähe von Boston der Grundstein für die Erweiterung eines Medizintechnik-Werkes gelegt werden. (dpa/apa/red)