Forum Alpbach : Politik entdeckt Industrie 4.0

Industrie 4.0 ist in der Politik angekommen: In den nächsten beiden Jahren sollen 250 Mio. Euro aus dem Infrastrukturministerium fließen, betonte Bures bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Technologiegespräche beim Forum Alpbach. Diese werden über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), Investitionszuschüsse der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) und Pilotfabriken fließen, in denen etwa Produktionsprozesse getestet werden können.

Pilotfabrik startet 2015

Die erste Pilotfabrik startet 2015 in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) Wien, fünf weitere sollen folgen, um die verschiedenen Branchen und regionalen Notwendigkeiten zu berücksichtigen. Dazu gibt es noch drei dem Thema gewidmete Stiftungsprofessuren, die im September vergeben werden. Das Wissenschaftsministerium stellt ab Herbst 2014 ein Fördervolumen von 30 Mio. Euro für Industrie 4.0-Prozesse zur Verfügung, das für 2014 und 2015 ausgeschrieben wird.

Die voraussichtlich scheidende Infrastrukturministerin nutzte ihren Abschiedsauftritt auch gleich für eine Alpbach-Bilanz. Die beim von ihr initiierten jährlichen Industriegipfel vereinbarten Ziele seien übererfüllt worden. Vor vier Jahren habe sie mit den dort vertretenen Unternehmen vereinbart, dass diese bis 2015 ihre Forschungsausgaben um 20 Prozent steigern sollten, während die öffentliche Hand zehn Prozent drauflegt. Mit Ende 2013 hätten die Unternehmen bereits ein Plus von 44 Prozent erreicht und 1.400 Arbeitsplätze geschaffen, die öffentliche Hand um 15 Prozent erhöht.

Neue "Scouting"-Einrichtungen

Mitterlehner kündigte wiederum die Eröffnung von vier im Vorjahr ausgeschriebenen Wissenstransferzentren an: Diese mit 11,25 Mio. Euro (bis 2018) geförderten "Scouting"-Einrichtungen sollen die patentmäßige Verwertung von an Unis bereits vorhandenem Wissen koordinieren. Im Westen ist die Uni Innsbruck dabei federführend, im Osten die Medizin-Uni Wien und im Süden die TU Graz. Außerdem gibt es ein überregionales Zentrum für den Life Science Bereich an der Uni Wien. Als Begleitmaßnahme werden außerdem die Patentkosten der Unis seit Dezember 2013 mit fünf Mio. Euro (bis 2018) gefördert. Drei Mio. Euro stehen seit Ende 2013 für Prototypenförderungen zur Verfügung.

Forschungsrats-Chef Hannes Androsch wiederum forderte angesichts steigender Ablehnungsraten sowohl beim Wissenschaftsfonds FWF als auch bei der FFG eine Abkehr vom "gießkannenorientierten Robin-Hoodismus" und eine andere Prioritätensetzung der öffentlichen Haushalte. So habe sich etwa das Gesamtbudget aller Unis seit 1990 mehr als verdoppelt, während sich die Ausgaben für "wirkungslose Umschulungen" versechsfacht hätten. "Es gibt schon fast so viel für 70.000 Umschulungen wie für 300.000 - und wenn ich die Karteileichen wegzähle 200.000 - Studenten."

Kritik von der Industriellenvereinigung

Die Industriellenvereinigung (IV) will alle Maßnahmen zur Industrie 4.0 in einer Plattform vernetzen, hieß es in einer Aussendung. Die Grünen finden es zwar ermutigend, dass die Regierung die wichtigen Themen erkennt - allerdings würde das von Bures angekündigte Förderprogramm aus bereits bestehenden Mittel und Förderschienen abgedeckt. "Ein wirklich großer Wurf wäre eine massive Aufstockung der Mittel für Forschung und Innovation und das ist wiederum nicht passiert", so Forschungssprecherin Ruperta Lichtenecker. (APA)