Stahlindustrie : Plan für Ilva: Millionen Tonnen Stahl mehr, tausende Mitarbeiter weniger

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Der weltweit größte Stahlkonzern Arcelormittal hat der italienischen Regierung seinen Unternehmensplan bis 2023 vorgestellt. Demnach soll in Italien die Zahl der Mitarbeiter in den Stahlwerken soll von 10.789 auf 6.098 sinken. Arcelormittal hat die Stahlwerke erst im Vorjahr übernommen.

Kurz zuvor hat auch das Finanzhaus Unicredit, die Konzernmutter der Bank Austria, angekündigt, bis zum Jahr 2023 rund 8.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen.

Stahlproduktion soll massiv steigen

Bei Ilva sollen schon im kommenden Jahr 2.891 Jobs abgebaut werden. Die Stahlproduktion soll von derzeit 4,5 Mio. Tonnen jährlich bis zum Jahr 2021 auf 6 Mio. Tonnen steigen.

Der Konzern hatte vor zwei Wochen einen Produktionsstopp in Italien ab 20. Dezember angekündigt, dagegen wehrt sich jedoch die italienische Regierung.

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Streik nächste Woche

"Wir müssen den Dialog mit Arcelormittal aufrechterhalten, um die Fortsetzung der Produktion zu garantieren", sagte Industrieminister Stefano Patuanelli. Die Gewerkschaften lehnten den Plan des indisch-französischen Stahlwerks als unannehmbar ab. Der Stellenabbau sei zu drastisch, die Jobs müssten gerettet werden. Die Mitarbeiter des Stahlwerks planen am kommenden Dienstag einen Streik.

Der italienische Premier Giuseppe Conte zeigt sich zuversichtlich. Er hofft, dass dank des mit dem Arcelormittal-Management neu aufgenommenen Dialogs der Rückzug des Konzerns aus Italien abgewendet werden kann. Das Unternehmen ist bereit, seine Pläne zu überdenken, sollte sich die Regierung zum Verzicht auf eine Klage wegen Vertragsbruch gegen den Konzern entschließen.

Arcelormittal will eigentlich ganz aussteigen - nicht aus den offiziell genannten Gründen

Arcelormittal hatte 2018 zugestimmt, das verlustreiche Stahlwerk Ilva zunächst zu mieten, dann zu kaufen und einschließlich des Kaufpreises 4,2 Mrd. Euro zu investieren. Anfang November teilte der Konzern aber mit, aus dem Übernahmevertrag aussteigen zu wollen. Er begründete den Schritt mit einer Entscheidung des Senats, die Immunität aufzuheben, die die Betreiber bei Verstößen gegen Umweltbestimmungen genießen würden. Experten meinen, Arcelormittal sei mit einer schweren Krise konfrontiert, wegen der der Konzern sich zum Verzicht auf seine Pläne in Italien entschlossen habe. (apa/red)

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