Schiefergas-Fracking : Papierindustrie will Fracking

49 Prozent macht das Gas als Energieträger in der Papierindustrie aus. "Wir brauchen eine neue europäische Gas-Strategie", sagte Max Oberhumer, Geschäftsführer von Sappi in Gratkorn in der Steiermark. Das Schiefergas sei von der Politik in Europa aber "ad absurdum geführt" worden. "Wir wünschen uns in Sachen Schiefergas eine sachgerechte Diskussion, welche Vorkommen genutzt werden können, ohne Wasser zu verunreinigen." Denn wenn das Thema beiseitegeschoben werde, sei die Konsequenz, dass energieintensive heimische Unternehmen in den USA investieren würden - "dafür gibt es ja schon ein Beispiel", sagte Sappi ohne die voestalpine, die er meinte, zu erwähnen. "Da ist ein Entgegensteuern möglich", ist sich der Manager sicher. Es gebe die entsprechenden Technologien, die es erlaubten, mit der nötigen Sorgfalt vorzugehen - bei der Schiefergasförderung, dem sogenannten "Fracking". Die Für und Wider müssten sachlich abgewogen werden, wissenschaftliche Erkenntnisse einfließen, es gehe um eine "sachgerechte Diskussion". Wie bei anderen geologischen Vorgängen sei das Bergbauwissen anzuwenden, "hier wurde das Thema aber aus Lobby-Gründen zur Seite geschoben", ärgerte sich Oberhumer. Außerdem würden einige europäische Länder beginnen, die Schiefergasförderung neu zu überlegen. "Wenn es hier innerhalb Europas dadurch zu neuen Verwerfungen kommt, wäre das ein riesiges Problem." Vielleicht gebe es Gebiete, wo "mit wenig Risiko abgebaut werden kann". Natürlich dürfe Schiefergas aber nicht leichtfertig durchgeführt werden und die Verantwortung im Umweltschutz müsse ernst genommen werden. Jedenfalls nötig sei es, die Liberalisierung des europäischen Gasmarktes zu forcieren und durch internationale Marköffnungen Lieferengpässe auszuschließen. Grundsätzlich sagte Oberhumer zum Energiethema: "Wir brauchen eine leistbare und gesicherte Energieversorgung. Derzeit herrscht wegen der vielen Ausnahmebestimmungen, Ausgleichsregelungen und ständigen Novellierungen vor allem Rechtsunsicherheit, die wir wegen zusätzlicher Verunsicherung in der Branche nicht brauchen." Auch in Sachen Energieeffizienzgesetz-Entwurf habe man trotz "mancher Verbesserungen letztendlich große Sorge". Effizienz stehe zwar im Titel des Gesetzes, "der Inhalt hat mit Effizienz aber wenig zu tun", so die harsche Kritik der Industrieseite. Es brauche viel mehr Benchmarks und Anreize, statt der jetzt geplanten Bürokratie "wer was wann zu tun hat". Um Wirtschaftswachstum und eine absolute Reduktion in Einklang zu bringen brauche es spezielle Anreize, vor allem wo auch die Systematik der Förderungen der Kraftwärmekopplung "wieder zu Lasten der Industrie" gingen. (APA/red)