Elektroindustrie : Osram-Mitarbeiter stemmen sich gegen Verkauf nach China

Die Arbeitnehmervertreter von Osram wollen einen drohenden Verkauf des Münchener Leuchtenkonzerns verhindern. Sie seien nicht grundsätzlich gegen Investoren aus China, Osram könne aber "als unabhängiges Unternehmen besser seine führende Marktposition ausbauen und attraktive Wachstumschancen nutzen", sagte Betriebsratschef Werner Leyer in München.

"Eine Übernahme kann daher nicht im Sinne der Arbeitnehmer sein." Der chinesische Halbleiterkonzern San'an Optoelectronics hat offiziell bereits Interesse an den Bayern angemeldet, eine Übernahmeofferte steht aber noch aus. Die Betriebsräte würden sie als unfreundlichen Akt werten. "Wir werden uns gegen jeden 'feindlichen' Übernahmeversuch vehement zur Wehr setzen", sagte Leyer.

Die Schlüsselrolle von Siemens

Eine Schlüsselrolle spielt die einstige Muttergesellschaft Siemens, die noch mit 17,5 Prozent an Osram beteiligt ist. Siemens hält sich bisher bedeckt. Die Belegschaftsvertreter wollen ein Bekenntnis von Siemens-Chef Joe Kaeser und dem eigenen Konzernchef Olaf Berlien: "Wir fordern eine klare Stellungnahme von Siemens und dem Osram-Management ein, die Unabhängigkeit von Osram zu unterstützen."

Schließlich habe Siemens bei der Abspaltung der damaligen Tochter erklärt, eine Eigenständigkeit als börsennotiertes Unternehmen sei die beste Lösung für die Weiterentwicklung von Osram. Der Osram-Vorstand solle weiteren Gespräche mit Interessenten "eine klare Absage erteilen. Es ist wichtig, dass bei Osram und seiner Belegschaft wieder Ruhe einkehrt", sagte die Betriebsratschefin der Halbleitersparte, Irene Weininger.

Joe Kaeser sagt nichts

Dass sich Arbeitnehmervertreter so früh positionieren, ist ungewöhnlich. Die IG Metall hat ebenfalls Widerstand angekündigt. Für den Betriebsrat spiele die geographische Herkunft eines Investors dabei keine Rolle, betonte Leyer. So sei der - politisch umstrittene - Verkauf der Lampensparte LEDvance an ein chinesisches Konsortium um MLS alternativlos. Deutschlands Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich zuletzt kritisch zur Welle von Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Käufer geäußert.

Ausverkauf deutscher Hersteller geht weiter - Fall Aixtron stockt

Der Verkauf des Chipanlagenbauers Aixtron an den Investor Fujian Grand Chip wird derzeit von den US-Behörden wegen Sicherheitsbedenken blockiert. Aus den gleichen Gründen war die Übernahme der Philips-Lichtsparte Lumileds durch Chinesen gescheitert.

Leyer sieht auch bei dem MDax-Unternehmen die Politik am Zug: "Osram ist ein wichtiger Know-how-Träger in bedeutenden Zukunftstechnologien - nicht zuletzt auch in militärischen Anwendungsgebieten. Dies gilt diesseits wie jenseits des Atlantik." Wenn deshalb eine potenzielle Transaktion ohnehin zum Scheitern verurteilt sei, sollten alle Beteiligten ein Interesse daran haben, jetzt für Klarheit zu sorgen. (reuters/apa/red)