Industriekonjunktur : Optimismus der österreichischen Industrie steigt deutlich - "Trump-Effekt" offen

Die Stimmung in der heimischen Industrie ist gut. Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind positiv. Damit schätzen die Industriebetriebe erstmals seit zwei Jahren sowohl die aktuelle Situation als auch jene fürs kommende halbe Jahr positiv ein, sagten der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, und IV-Chefökonom Christian Helmenstein am Donnerstag.

Ohne "externe Erschütterungen" gibt es die Chance, dass sich die gute konjunkturelle Lage in Österreich heuer verfestigt, so die IV-Vertreter. Das wäre schon ohne das Update des Regierungsprogramms möglich, werde dadurch aber noch realistischer - "auch wenn die Regierung teilweise auch mutiger hätte sein können", so Neumayer.

Unter dem Strich hat der Interessensverband eine "Freude mit Regierungsprogramm-Update", wobei dieses aber noch mutiger hätte sein können.

Heiß ersehnt wird weiterhin die Arbeitszeitflexibilisierung, von der sich die IV wegen der Handelnden auf Arbeitnehmerseite keine Lösung der Sozialpartner erwartet, sondern eine Lösung der Regierung im Juni. Gefordert wird auch eine Senkung des Beitrages in den Insolvenzentgeltfonds auf 0,25 oder zumindest 0,30 Prozent - da dieser im Überschuss ist.

Helmenstein erläuterte, dass die internationalen Unsicherheiten aus dem noch unabsehbaren Trump-Effekt, der Ausformung des Brexits, den EU-Russland-Sanktionen und den bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden, Deutschland und vor allem Frankreich bestehen.

Positiver Schwung komme hingegen von der "internationalen Konjunkturampel, die auf Grün gesprungen ist", dem "effektiven Leitzins von minus 5 Prozent", und auch einer guten Wechselkursentwicklung des Euro zum Dollar. Fazit der IV: "Die Industrie wird auch heuer wieder der Wachstumstreiber in Österreich sein und deutlich über anderen Branchen wachsen."

"Externe Erschütterungen" drohen laut dem IV-Chefökonomen Christian Helmenstein in erster Line politisch gesehen vom noch unabsehbaren "Trump-Effekt". "Es ist nicht klar, in welchem Ausmaß wir von Protektionismus und von einem eingeschränkten Personen- und Warenverkehr betroffen sein könnten." Es gebe aber eine "Trump-induzierte Unsicherheit".

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer wies bezogen auf Trump auf das WTO-Regime hin, dem sich auch die USA unterworfen haben und auf Rahmenbedingungen der internationalen Zusammenarbeit, über die sich die US-Amerikaner wohl nicht hinwegsetzen werden.

Heimische Firmen wie die voestalpine, die in den USA größer investiert haben und auch solche, die von Mexiko aus in die Vereinigten Staaten liefern, "beobachten die Situation sehr genau". "Es ist eine sensible Situation", man müsse aber auch abwarten, was von Trumps Ankündigungen tatsächlich umgesetzt werde. Aber: "Die Phase der Unsicherheit ist nicht wirklich favorabel für viele österreichische Unternehmen."

"Welthandel hat das Tal der Tränen durchschritten"

Brexit und EU-Russland-Sanktionen sind ebenso Unsicherheitsfaktoren wie auch bevorstehende Wahlen in den Niederlanden, Deutschland und vor allem Frankreich. Insgesamt aber "ist die Konjunkturampel interanational aber auf Grün umgesprungen", betonte Helmenstein. "Der Welthandel hat das Tal der Tränen durchschritten." So seien wichtige Indikatoren wie der Kupferpreis und der Container-Umschlag in positiver Entwicklung. Auch die Zahl der sogenannten Tigerstaaten mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von real mehr als 4 Prozent steige von zuletzt 53 auf heuer 63 und anno 2018 auf 75 verwies Helmenstein auf eine IWF-Schätzung. (apa/red)