Personalia : OMV setzt auf das Chemiegeschäft - Stern wird neuer Chef

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Im heimischen Öl- und Gaskonzern OMV ist eine Richtungsentscheidung gefallen. Der Aufsichtsrat hat Alfred Stern (56) einstimmig zum Nachfolger des scheidenden OMV-Chefs Rainer Seele gekürt. Stern leitete vor kurzem noch die Chemie-Tochter Borealis und sitzt erst seit April im Vorstand der OMV. Als Vorstandsmitglied ist er für den Bereich Chemicals & Materials zuständig. Er steht für die Weiterführung des bereits von Rainer Seele eingeleiteten Strategiewechsels des Konzerns, weg von Öl und Gas und hin zu mehr Chemie.

Die Entscheidung fiel schneller als gedacht und so einigte sich Rainer Seele mit seinem Aufsichtsratspräsidenten, dass er die im Sommer fällige Option auf eine einjährige Vertragsverlängerung nicht wahrnehmen werde. Die Entscheidung war alternativlos: Zwar wäre es für den 60­-jährigen Chemiker aufgrund der Formulierung seines Vertrages rechtlich durchaus nicht aussichtslos gewesen, die Vertragsverlängerung durchzuziehen – doch Seele hat den Rückhalt bei wichtigen Spielern im Aufsichtsrat verloren. Und dies nicht erst in den vergangenen Wochen.

Der Wechsel am Chefsessel soll am 1. September erfolgen und nicht erst im Juni 2022, wenn Seeles Vertrag ausgelaufen wäre. Sterns Vertrag läuft drei Jahre mit einer Verlängerungsoption für weitere zwei Jahre.

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Mit Fachkompetenz und besonnenem Führungsstil in die Zukunft

Auch OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett stellt in einer Aussendung am Abend klar: "Die OMV steht am Beginn einer großen Transformation in Richtung Chemie und Kreislaufwirtschaft, in der es ein großes Portfolio entlang einer weitreichenden Wertschöpfungskette zu managen gilt – vom Bohrloch über die Raffinerien und Tankstellen bis zu hochwertigen Chemieprodukten und zum Recycling. Ich freue mich, dass wir in dieser entscheidenden Unternehmensphase, Alfred Stern als CEO für diese Aufgabe gewinnen konnten. Er ist mit seiner Fachkompetenz und internationalen Managementerfahrung sowie Erfahrung als CEO in der chemischen Industrie die ideale Besetzung. Alfred Stern hat mit seinem Team in den vergangenen Jahren nicht nur das Polyolefin-Business von Borealis exzellent im Markt positioniert, sondern das Unternehmen auch in Richtung Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt.“ Stern sei "mit seiner Fachkompetenz und internationalen Managementerfahrung sowie Erfahrung als CEO in der chemischen Industrie die ideale Besetzung".

Für den größten Aktionär ÖBAG, die die Anteile der Republik Österreich an der OMV verwaltet, sagt Vorstand Thomas Schmid, dass Stern durch seine langjährige Tätigkeit in der Borealis "nicht nur bestmöglich positioniert ist, die Borealis erfolgreich in die OMV zu integrieren, sondern die Stärken beider Unternehmen so zu optimieren, dass die OMV / Borealis Gruppe ihren Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft konsequent weitergehen kann." Er freue sich, dass sich der Aufsichtsrat einstimmig für Stern entschieden habe.

Die Transformation zum Chemiekonzern

Stern wiederum versprach, "wir werden die Dekarbonisierung unseres Geschäfts weiter vorantreiben und diese Veränderungen über das gesamte Produktportfolio hinweg einschließlich der Kreislaufwirtschaft aktiv nutzen, um weiterhin profitabel und nachhaltig erfolgreich zu wachsen." Die Energiewende werde wohl alle Märkte und Sparten verändern, wenn auch jeweils unterschiedlich.

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Die Transformation in Richtung Chemiekonzern hatte aber bereits Seele eingeleitet, nicht zuletzt mit der Aufstockung der Anteile an der Borealis von 36 auf 75 Prozent. Darauf wiesen auch Garrett und Schmid hin. Garrett dankte Seele dafür, dass er "das Portfolio der OMV entscheidend umgebaut, die Ertragskraft deutlich gesteigert und damit die besten Voraussetzungen für jene Transformation geschaffen" habe, in der sich die OMV nun befinde.

Borealis immer stärker vertreten

Personell ist das Borealis-Management nun in der OMV stark vertreten. Neben Stern wird im sechsköpfigen OMV-Vorstand Ex-Borealis-Vorstand Martijn van Koten (51) spätestens ab 1. Juli den Raffinerie-Bereich der OMV leiten. Und Aufsichtsratschef Garrett ist ebenfalls ein ehemaliger Borealis-Chef.

Die OMV hatte zuletzt mit rund 25.000 Mitarbeitern 17 Mrd. Euro Umsatz und ist damit eines der größten börsennotierten Unternehmen Österreichs. Der Staat hält über die Beteiligungsholding ÖBAG 31,5 Prozent an der OMV, die Mubadala Investment Company aus Abu Dhabi weitere 24,9 Prozent. Die beiden Großaktionäre haben ihre Anteile syndiziert.