Rohstoffe : OMV schließt neue Bohrung in der Arktis ab

Der börsennotierte Öl- und Gaskonzern OMV hat eine Erweiterungsbohrung in Norwegen abgeschlossen. Das Potenzial des Wisting-Gebiets von 200 bis 500 Mio. Barrel Öleinheiten (boe) sei bestätigt worden, teilt das Unternehmen mit. Wisting ist der bisher nördlichste Ölfund in Norwegen.

Horizontalbohrungen 250 Meter unter dem Meeresgrund

Die Horizontalbohrung wurde im Feld Wisting in der Barentssee rund 310 Kilometer nördlich von Hammerfest durchgeführt. Ziel sei es gewesen, das Potenzial durch die Entdeckung von Kohlenwasserstoffvorkommen in den noch unerforschten Teilen des Felds zu bestätigen. Zudem sei die technische Durchführbarkeit von Horizontalbohrungen in flachen Gesteinsschichten - etwa 250 Meter unter dem Meeresgrund - nachgewiesen worden. Dies sei die Grundlage für eine realisierbare Entwicklung des Wisting-Fundes.

OMV ist Betriebsführerin

Die OMV hofft, dass sich nun die Unsicherheit bezüglich der Gesamtmengen im Lizenzgebiet reduziert. Wisting Central II ist die fünfte Bohrung unter der Produktionslizenz PL537, die in der 20. Lizenzvergaberunde 2009 vergeben wurde. Die OMV hält als Betriebsführerin 25 Prozent an der Lizenz, Joint-Venture-Partner sind Petoro, Idemitsu und Tullow mit einem Anteil von je 20 Prozent sowie Statoil mit 15 Prozent.

Greenpeace: Risiko auf Jahre festgeschrieben

Umweltschützer bezeichnen die Bohrungen in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes Bäreninsel als hochriskant. Die Organisation Greenpeace verweist auf den Zeitpunkt der Bohrungen mitten im arktischen Winter mit fast durchgehender Dunkelheit, extremer Kälte und Stürmen sowie auf die sehr großen Gefahren für das Ökosystem.

Mit der abgeschlossenen Probebohrung sei "das große Risiko einer Ölpest für dieses einzigartige Ökosystem auf Jahre festgeschrieben“, so Adam Pawloff, Energiesprecher von Greenpeace. "Der Konzern schaufelt weiter am Grab der Arktis."

Krieg der Ölpreise: "Big Oil" geht raus aus der Produktion

Unterdessen legen europäische und amerikanische Ölriesen angesichts fallender Preise immer mehr Ölplattformen still und ziehen sich aus der Förderung zurück. Damit zeigt der von Saudi-Arabien gestartete Krieg der Ölpreise gegen den Frackingboom der USA immer größere Auswirkungen.

Zuletzt hat beispielsweise der britisch-niederländische Konzern Shell ganz darauf verzichtet, sich an der nächsten Vergabe von Ölbohrlizenzen in der norwegischen Arktis zu beteiligen. Und in den USA hat die Zahl der Ölplattformen von "Big Oil" inzwischen den niedrigsten Stand seit 1940 erreicht. (apa/red)