Mineralölindustrie : OMV macht nach dem Abu-Dhabi-Deal „Pause bei Zukäufen“
Seine strategischen Ziele habe die OVM zum größten Teil bereits erreicht, verkündet OMV-Chef Rainer Seele. Lediglich die Transaktion mit dem russischen Gazprom-Konzern zu Achimov-IV/V solle wie geplant im Sommer dieses Jahres abgeschlossen werden, "und dann werden wir als OMV eine kleine Konsolidierungsphase einnehmen. Das heißt, wir wollen dann die akquirierten Geschäfte integrieren und insbesondere den Cashflow aus den akquirierten Geschäften auch nutzen, um OMV fit zu machen für die nächste strategische Phase“, erklärt der OMV-CEO.
Der Ende Jänner bekannt gegebene Einstieg bei ADNOC Refining in Abu Dhabi fällt ebenfalls in dieses Jahr. "Wir werden an dem Geschäft beteiligt ab dem Closing, das im dritten Quartal dieses Jahres sein wird." Im OMV-Ergebnis werde die 15-Prozent-Finanzbeteiligung 2020 im Beteiligungsergebnis für 2019 ausgewiesen werden.
Enttäuschende Entwicklung in Rumänien
Eine offene Baustelle der OMV ist noch das Erdgasprojekt "Neptun" im Schwarzen Meer. "Wir sind, was die Entwicklung in Rumänien betrifft, schon ein wenig enttäuscht", sagte Seele, "denn die Entscheidung der rumänischen Regierung gegen Ende des Jahres, den Steuerrahmen in Rumänien so zu verändern, hat natürlich das Risiko für Investitionen im Land deutlich erhöht." Man spüre bereits negative Auswirkungen durch die Gaspreisregelung in Rumänien, weil für die nächsten drei Jahre der Gaspreis auf 68 Lei (14,33 Euro) eingefroren werde. "Das ist etwa ein Drittel niedriger als der derzeitige Marktpreis. Das hat natürlich Auswirkungen auf unser Ergebnis." Dennoch seien die OMV und auch die Petrom "vollkommen kommittiert zu diesem Neptun-Projekt. Allerdings brauchen wir, wie alle anderen Investoren auch, eine gewisse Sicherheit um diese Milliardeninvestition zu stemmen." Das sei nicht nur die Haltung der OMV, sondern auch des Projektpartners Exxon.
Zwar stehe der Kaufpreis für Achimov-IV/V noch nicht fest, "aber das ursprüngliche Akquisitionsbudget, das wir einmal mit zehn Milliarden Euro festgelegt haben, werden wir nur zu einem Teil ausschöpfen", sagte Seele. "Das heißt, die OMV braucht zur Realisierung des Wachstumskurses nicht die im letzten Jahr angekündigten vollen Budgetmittel."
Das Investitionsbudget für das laufende Jahr habe man mit 2,3 Mrd. Euro festgelegt, nach 1,9 Mrd. Euro im Vorjahr. Den Finanzmärkten hatte man einen Korridor von 2 bis 2,5 Mrd. Euro für die nächsten Jahre indiziert. "Wir werden aber zukünftig einen Shift sehen in der Struktur unserer Investitionen. Die OMV wird in erheblicherem Maße auch im Downstream-Bereich investieren und nicht wie in der Vergangenheit mit über 70 Prozent im Upstream-Bereich."
Rekordjahr
Das vergangene Geschäftsjahr sei für die OMV ein Rekordjahr gewesen, betonte Seele. "Wir haben die höchste Produktion, das höchste operative Ergebnis, das höchste Nettoergebnis, den höchsten operativen Cashflow, den höchsten freien Cashflow, die höchste Dividende und das höchste Ergebnis pro Aktie."
Die Produktion stieg im Vorjahr um 23 Prozent auf 427.000 boe/d (Barrel Öläquivalente pro Tag), für heuer wird ein Anstieg der Gesamtproduktion auf 500.000 Fass pro Tag erwartet. Die Produktion des Feldes El Sharara in Libyen ist aktuell ausgesetzt. Es wird erwartet, dass die Produktion im März 2019 wieder aufgenommen wird. Bis Jahresende könnte der Produktionsbeitrag aus Libyen damit von 30.000 auf 35.000 boe/d steigen.
Der Periodenüberschuss wurde auf 1,993 Mrd. Euro mehr als verdoppelt, das Ergebnis je Aktie stieg von 1,33 auf 4,40 Euro. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten verbesserte sich von knapp 3 Mrd. auf 3,6 Mrd. Euro. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit stieg um 28 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro, der freie Cashflow nach Dividenden ging allerdings um 74 Prozent auf 263 Mio. Euro zurück. Rechnet man Investitionen sowie Zu- und Verkäufe heraus, ergibt sich ein organischer freier Cashflow nach Dividenden von 1,7 Mrd. Euro (+44 Prozent). Die Dividende soll von 1,50 Euro auf 1,75 Euro angehoben werden.
"Wir hatten natürlich ein positives Marktumfeld, vor allem sind die Ölpreise gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent gestiegen. Wir hatten sehr gute Retail-Margen, die um 26 Prozent gestiegen sind. Die Petrochemie-Margen sind um 4 Prozent gestiegen." Allerdings seien die Raffineriemargen im letzten Jahr um 13 Prozent zurückgegangen und der Dollar sei um 5 Cent schwächer gewesen.
Man habe also vom Marktumfeld profitiert, aber auch viel aus eigener Kraft geschafft. "Wir haben unsere Produktionskosten weiter gesenkt. Im vierten Quartal ist die OMV jetzt schon unter 7 Dollar pro Barrel - wir hatten uns selbst einmal das Ziel gesetzt, 8 Dollar pro Barrel zu erreichen. 2014 hatten wir 16,6 Dollar."
Für heuer erwartet die OMV einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von 65 Dollar je Barrel (Vorjahr: 71 Dollar). Die Gaspreise an den europäischen Spotmärkten sollten heuer niedriger sein als 2018. (apa)