OMV : OMV-Chef Roiss muss gehen

Jetzt haben sich die Gerüchte bestätigt: Die Verträge von OMV-Chef Gerhard Roiss und von OMV-Vorstand Hans-Peter Floren sollen vorzeitig aufgelöst werden. Das hat das Aufsichtsratspräsidium der OMV in einer Sitzung am Mittwoch beschlossen. Die Entscheidung soll bei der kommenden OMV-Aufsichtsratssitzung am 14. Oktober abgesegnet werden. Die beiden Vorstände, deren Verträge eigentlich noch bis Frühling 2017 laufen, sollen heute noch von ÖIAG-Chef Rudolf Kemler über ihre vorzeitige Ablöse informiert werden. Kemler ist in seiner Funktion als ÖIAG-Chef auch Aufsichtsratspräsident der OMV.

Gerüchte über eine eventuelle vorzeitige Ablöse von Roiss - sein Vertrag würde noch bis März 2017 laufen - hatten sich zuletzt verdichtet, nachdem im Sommer ÖIAG-Chef OMV-AR-Vorsitzender Rudolf Kemler den E&P-Vorstandsdirektor Jaap Huijskes, der aus privaten Gründen selbst 2016 den Hut nimmt, als möglichen Roiss-Nachfolger ins Spiel gebracht hatte. Roiss selbst wiederum soll Mitte August in einem Brief an Kemler die Aufspaltung des Gas&Power-Bereichs in zwei größere Sparten gefordert haben, um den - so die Mutmaßung in Medien - "ungeliebten" Gas-Vorstand Hans-Peter Floren zu "entmachten". Dieser soll jetzt übrigens ebenfalls vor der Zeit gehen müssen, so die "Presse" online; auch sein Vertrag würde noch bis Frühjahr 2017 laufen.

Zweifellos bedarf die OMV-Gasstrategie einer Überarbeitung, zuletzt hatte es hier auch Misserfolge gegeben - von der gescheiterten Lang-Version der geplanten "Nabucco"-Gasleitung über das teils auch verlustträchtige Gastrading (EconGas) bis hin zur einer früher angepeilten Kette von Gaskraftwerken von Bayern bis in die Türkei, die aus verschiedensten Gründen unrealistisch geworden ist. Die neue OMV-Gasstrategie solle in sechs bis zwölf Monaten fertig sein, hatte Roiss zuletzt Ende August erklärt. Roiss, der in der WU Wien, in Linz und Stanford (USA) seine Wirtschaftsausbildung absolviert hatte, war 1990 mit der Leitung des OMV Marketing betraut worden und wurde Vorstandsmitglied der PCD Polymere GmbH, 1997 deren Vorstandsvorsitzender.

Seine erste Vorstandsaufgabe in der OMV-Konzernleitung übernahm Roiss 1997 - und zwar für Kunststoffe und Chemie. Im Jahr 2000 erhielt er zusätzlich den wichtigen Geschäftsbereich Exploration und Produktion (E&P) übertragen, "die" Cash-Cow des Ölriesen. Mit Jänner 2002 avancierte Roiss zum Vize-Generaldirektor und leitete ab sofort den Bereich Refining und Marketing (R&M) samt Petrochemie. Die damals noch opportune Expansionsstrategie im Marketing (Tankstellen) und in der Verarbeitung wurde später angesichts der Raffinerie-Überkapazitäten in Europa zurückgenommen, von im CEE-Raum aufgebauten Zapfsäulen trennte man sich nach und nach wieder. Mit 1. April 2011 wurde Roiss OMV-Generaldirektor. Er ist auch Aufsichtsratschef der Rumänien-Tochter Petrom und bei der türkischen Petrol Ofisi.

Die Vorstandsreihen lichten sich

Noch im Sommer hatte Roiss den Plan geschmiedet, sich seines unbeliebten Gas-Vorstands Hans-Peter-Floren zu entledigen, indem er das Gasgeschäft aufspaltet. Die Produktion hätte dann Explorations-Vorstand Jaap Huijskes übernehmen sollen, der nun schon wenige Wochen danach wegen seines frühzeitigen Ausscheidens nicht mehr in Frage kommt. Neben der Personalkrise hat die OMV noch andere Probleme: Die Produktionsausfälle in Libyen machen dem Konzern schwer zu schaffen, ebenso wie die geringen Preisspannen im Raffineriegeschäft. Zuletzt sorgten die South-Stream-Geschäft mit Russland für einen internationalen Aufschrei. Die Zahlen im ersten Halbjahr sind ebenfalls nicht sehr prickelnd: Der Umsatz ist um 10 Prozent eingebrochen, der operative Gewinn hat sich halbiert.

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