Wirtschaftspolitik : Österreichs Stromwirtschaft fordert europäische Energieunion

Das Energiepaket der EU-Kommission stößt bei Österreichs E-Wirtschaft großteils auf Zustimmung. Zwar gebe es noch ein paar Themenbereiche, wo noch zusätzliche Konsultationen notwendig seien, doch etwa "85 Prozent des Pakets sind o.k.", sagte der Präsident von Oesterreichs Energie und Verbund-Chef, Wolfgang Anzengruber, in Brüssel. Das Ziel müsse eine europäische Energieunion sein.

Der Kompromiss mit Deutschland bezüglich der gemeinsamen Strompreiszone sei "keine gute Lösung", denn der "Markt wird kleiner", betonte der Verbund-Chef. Eigentlich sei die EU angetreten, um auch eine Energieunion zu werden, "da müssen wir wieder hinkommen", forderte er. Österreich habe im vergangenen Jahr 16 Prozent seines Strombedarfs importiert, da heiße es aufzupassen, dass die Abhängigkeit nicht steigt, so Anzengruber.

Verbund-Chef Anzengruber: Einheitliche Spielregeln für alle Marktteilnehmer

Überhaupt gelte es, einheitliche Spielregeln für alle Marktteilnehmer zu schaffen, so Anzengruber. "Förderungen sind immer nur Krücken", diese gehörten intelligenter eingesetzt und müssten irgendwann auch enden. Wichtig sei, dass der Strom leistbar bleibe, und es nicht zu einer Entwicklung wie in Deutschland komme, "wo der Strom drei Cent pro Kilowattstunde kostet, der Konsument dafür aber 30 Cent pro Kilowattstunde zahlt", sagte Anzengruber.

Österreich habe einen Anteil erneuerbarer Energien von 76 Prozent am Strom. Jedoch decke Strom nur 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs ab. Das Ziel sei es, diesen Anteil bis 2030 auf 35 Prozent zu erhöhen und Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, so Anzengruber. Doch dafür brauche Österreich "endlich einmal eine Klima- und Energiestrategie".

Barbara Schmidt, Generalsekretärin der Interessensvertretung der E-Wirtschaft, betonte, dass Österreich bis Anfang 2018 klarmachen müsse, wie die Energie- und Klimaziele der EU umgesetzt werden sollten.

Ob dies wie von der Regierung angekündigt im Juni erfolgen soll, ist angesichts der Nationalratswahl im Oktober aber fraglich. Der Endbeschluss des EU-Energiepakets dürfte aber während der österreichischen Präsidentschaft im zweiten Halbjahr erfolgen, daher sei es wichtig, dass sich "Österreich wesentlich einbringt", forderte Schmidt. (apa/red)