Papierindustrie : Österreichs Papierindustrie: Umsatzrekord und belastende Energiekosten

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Die österreichische Papierindustrie hat im Vorjahr einen Umsatzrekord und die höchste Produktionsmenge seit der Finanzkrise erzielt. Als Vorreiter sieht sich die Branche bei der effizienten Nutzung des Rohstoffs Holz, wie es heute bei der Jahrespressekonferenz hieß. Handlungsbedarf sehen die Vertreter der Papierindustrie bei der Ökostromförderung. Standortnachteile gebe es durch die Energiekosten.

"Wir hatten ein Rekordjahr innerhalb der letzen Dekade hinsichtlich der erzielten Produktionsmengen aber auch der Umsatzerlöse", so Christian Skilich, Präsident des Branchenverbandes Austropapier. 2018 sei von einer guten internationalen Konjunktur geprägt gewesen, man die Preise moderat erhöhten können. Nach dem sehr erfolgreichen Jahr 2018 werde es schwierig sein entsprechend den Anschluss zu finden. Zahlen für das erste Quartal gibt es noch nicht.

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Das heurige Jahr wird weniger gut

Schaue man sich die Prognosen der Wirtschaftsforscher für heuer an, die im Vergleich zum Vorjahr nach unten gehen, sei mit einem Rückgang bei der Produktion als auch auf Umsatzbasis zu rechnen. Eine Abschätzung sei schwierig, man sehe aber, dass einzelne Fabriken im einen oder anderen Bereich über reduzierte Auftragseingänge hätten. Stark nachgefragt ist Verpackungspapier. Das von der Regierung geplante Verbot von Einweg-Plastiksackerln werde sich hier niederschlagen. Plastikverpackungen würden aber weiter eine Rolle spielen.

Energiepreise in Österreich als Nachteil

Nachteile gegenüber anderen Ländern sieht die Papierindustrie im Bereich Energie, sowohl von den Kosten her als auch bei der Produktion. Allein die Trennung der österreichisch-deutschen Strompreiszone im Oktober vergangenen Jahres bedeute für die Papierindustrie seither Mehrkosten von mehr als 6 Mio. Euro. Die Energiekosten machen rund 15 bis 20 der Gesamtkosten aus.

"Die große Bitte an die Politik, sich ein Beispiel an Deutschland zu nehmen"

Die Energie(neben)kosten seien für eine österreichische Papierfabrik um bis zu 20 bis 25 Prozent höher als für eine in Deutschland, so Ernst Spitzbart, Umweltsprecher des Branchenverbandes Austropapier. In Deutschland werden Industriekunden vielfach entlastet. Nachteile in Österreich gebe es beim Strompreis (inklusive der indirekten CO2-Kosten), den Ökostromkosten, den Netzkosten sowie der Strompreiszonentrennung, Vorteile dagegen bei den KWK-Förderkosten sowie der Stromsteuer. Insgesamt ergebe sich "ein Nettovorteil für eine Papierfabrik in Deutschland von 8 Mio. Euro", so Spitzbart zu einem Vergleich zwischen einer österreichischen und deutschen Papierfabrik. "Hier die große Bitte an die Politik, sich ein Beispiel an Deutschland zu nehmen."

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Bei der Ökostromförderung fordert die Papierindustrie ein Umdenken. Das geltende Ökostromgesetz soll ja im Zuge der Klima- und Energiestrategie der Regierung durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ersetzt werden. Die Papierindustrie fordert mehr Effizienz und plädiert generell für Investitionsförderungen statt Einspeisetarifen. Zudem sollten die Fördermittel gedeckelt sein, beim Umgang mit Holz die Kaskade (stofflich vor thermisch) berücksichtigt werden. Gefordert werden unter anderem auch höhere Effizienzanforderungen an geförderte Biomasseanlagen. Die aktuell geplante Weiterförderung von Anlagen durch Biomasseförderung-Grundsatzgesetz ist der Papierindustrie ebenso ein Dorn im Auge wie die ursprüngliche Lösung, so Skilich.

Papierindustrie sieht sich als Österreichs größter Ökostromerzeuger

Die Papierindustrie sei Teil der Energielösung, so Spitzbart. So sei man in Österreich der größte industrielle Ökostromerzeuger - ohne Förderung, die es in anderen Ländern sehr wohl gebe, wie betont wird. An gefördertem Ökostrom seien 2017 rund 10.500 GWh Strom in die Netze eingespeist worden, davon rund 2.000 GWh aus fester Biomasse. Die Papierindustrie habe zusätzlich rund 1.700 GWh ungeförderten Ökostrom erzeugt.

Besser genutzt werden könnte das Abwärmepotenzial bei der Papiererzeugung, und man wäre auch ein guter Partner für das Engpassmanagement. Bei Maßnahmen zu Stromnetzstabilisierung könnte man etwa auf die Gasturbinen zurückgreifen, verwiesen wird auch auf Speicher. Die Papierindustrie hat liefert Strom und Wärme ins öffentliche Netz, die Menge entspricht laut Austropapier dem Energieverbrauch von 100.000 Haushalten. Der Energieverbrauch wird mit 16.400 Gigawattstunden (GWh) angegeben, davon seine 60 Prozent biogene Energieträger.

70 Prozent des verarbeiteten Holzes stammt aus heimischen Wäldern

Im Vorjahr hat die Papierindustrie 8,8 Millionen Festmeter Holz eingesetzt, davon 70 Prozent aus Österreich. Jeweils die Hälfte sind Durchforstungsholz und Sägenebenprodukte. Die Importe stammten vor allem aus den Nachbarländern. Ein wichtiger Rohstoff ist auch Altpapier, 2,6 Mio. Tonnen werden verarbeitet.

Vorbildlich sei Österreich beim Altpapiersammeln mit einer Recyclingquote von 76 Prozent, die damit über dem EU-Schnitt von 72 Prozent (2017) liegt. Vorreiter sei die Papierindustrie bei der Bioökonomie, betonte Austropapier-Vizepräsident Kurt Maier. Holz werde neben Papier, Zellstoff, Ökostrom auch zu anderen Nebenprodukten verarbeitet, etwa biobasierten Produkten wie Kaugummizucker oder Essigsäure. Werde Holz in der Wertschöpfungskette Papier eingesetzt sei die Wertschöpfung gebe es 9 mal mehr Wertschöpfung und sieben mal mehr Arbeitsplätze als beim Einsatz in Biomasse-Heizkraftwerken, wie eine Untersuchung von Pöyry-Consulting ergeben habe.

Papierproduktion: Höchster Wert seit 2008

Die Papierproduktion stieg in Österreich 2018 im Vergleich zu 2017 um 4 Prozent auf 5,1 Millionen Tonnen, davon gingen 87,4 Prozent in den Export. Das war der höchste Wert seit 2008. Die Umsätze stiegen um 8,2 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro. Zu den Gewinnen werden keine Angaben gemacht. Ergebnisverbesserungen dürfte es aber bei Unternehmen gegeben haben, die die komplette Kette erzeugen, hieß es heute. Bei den grafischen Papieren gab es einen Rückgang um 6 Prozent auf 2,4 Mio. Tonnen, bei den Verpackungspapieren einen Anstieg um 17 Prozent auf 2,3 Mio. Tonnen.

Mit ein Grund für einen höheren Verpackungspapieranteil war ein Umbau in der zur Heinzel-Gruppe gehörenden Papierfabrik in Laakirchen. In der Papierfabrik Laakirchen habe man zwei grafische Maschinen gehabt und eine davon umgebaut, so Heinzel-Group-Manager Maier. Man investiere aber gleichzeitig auch in die bestehende grafische Maschine, um höhere Kapazitäten zu produzieren. Man schaue, dass sich das ausbalanciere, die Orderstände hätten im Vorjahr gestimmt. Maier glaubt, dass da irgendwann ein natürlicher Boden kommen. "Wir setzen auch weiterhin auf grafische Papiere."

Investiert wurden von der Papierindustrie im Vorjahr 220 Mio. Euro. Die Zellstoffproduktion stieg um 1,3 Prozent auf 2,1 Mio. Tonnen. Die Zahl der Beschäftigten lag bei 7.900 Mitarbeitern, nach rund 7.800 im Jahr 2017. (apa/red)