Konjunktur : Österreichs Industrie: Trotz Abschwung in guter Verfassung

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© Peter Martens

Der Abschwung der heimischen Industrie hat sich im Mai fortgesetzt. Die anhaltende Verschlechterung des Neugeschäfts hat die Produktionsleistung gedrückt. Im europäischen Vergleich sei Österreichs Industrie aber weiterhin in relativ guter Verfassung, erklärten am Dienstag die Ökonomen der Bank Austria. Sie setzten ihren Einkaufsmanagerindex ein weiteres Mal nach unten: von 49,2 auf 48,3 Punkte.

Gedrückt wurde die Produktionsleistung in Österreich durch "die andauernde Verschlechterung der Auftragslage, insbesondere das nachlassende Exportgeschäft". Während die Beschäftigung noch etwas zugenommen habe, sei angesichts der geringeren Nachfrage die Einkaufsmenge stark reduziert worden: "Die Bestände in den Verkaufslagern nahmen zu, und die Lieferzeiten sind deutlich gesunken", erklärte Chefökonom Stefan Bruckbauer zu den Ergebnissen der monatlichen Umfrage unter den Industrie-Einkaufsmanagern.

Nun sei die historisch längste Phase einer monatlichen Steigerung der Produktionsleistung seit Beginn der Indexermittlungen im Herbst 1998 zu Ende gegangen, so Ökonom Walter Pudschedl. Der Produktions-Teilindex sei erstmals seit 50 Monaten unter die Wachstumsschwelle gesunken, nämlich von 50,3 im April auf nunmehr 48,5 Punkte im Mai. Davor hatte der Teilindex mit Werten über 50 Punkten auf eine ununterbrochene Ausweitung der Produktion der heimischen Industrie hingewiesen. Nun konnte "die Aufarbeitung von Auftragsrückständen das seit einem halben Jahr rückläufige Neugeschäft nicht mehr gänzlich ausgleichen", so der Experte.

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Vorwiegend die nachlassende Exportnachfrage sorgte für die Verschlechterung der Auftragslage. Im Mai hat sich der Rückgang des Neugeschäfts aus dem Ausland sogar erneut beschleunigt. Da die heimische Firmen nach der langen Hochkonjunktur aber auf volle Auftragsbücher zurückgreifen könnten, finde dies bisher kaum Niederschlag in der Produktionsleistung. Allerdings würden sich schon seit drei Monaten die Lieferzeiten verkürzen, im Mai sogar noch rascher. Auf die schlechtere Auftragslage haben die heimischen Industriebetriebe im Mai den dritten Monat in Folge mit einer Verringerung der Einkaufsmenge reagiert.

Der Beschäftigtenstand in Österreichs Industrie hat sich laut Bank Austria im ersten Jahresdrittel 2019 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent auf mehr als 625.000 Menschen erhöht - damit sorgte dieser Sektor für rund ein Fünftel des heimischen Beschäftigungsanstiegs in diesem Zeitraum. Auch im Mai haben die österreichischen Betriebe erneut neue Jobs geschaffen, allerdings hat sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus weiter reduziert. Mit 51,2 Zählern sank der Beschäftigungs-Index auf den tiefsten Wert seit März 2016.

Nach einem noch kräftigen Anstieg der heimischen Industrieproduktion um 4,8 Prozent im Jahresabstand gehen die Ökonomen der Bank Austria fürs Gesamtjahr 2019 von nur noch rund 2,5 Prozent Wachstum aus, nach 3,8 Prozent im Jahr 2018. Als Grund verweisen sie auf Anzeichen für eine verschärfte Konjunkturverlangsamung im laufenden zweiten Quartal, also im Zeitraum April bis Juni. Auch wenn der globale Handel der heimischen Exportindustrie im zweiten Halbjahr wieder stärker unter die Arme greifen dürfte, werde der Anstieg der Industrieproduktion heuer spürbar geringer ausfallen als voriges Jahr, glaubt Bruckbauer. (apa/red)