Industrieproduktion : Österreichs Industrie hat die Rückgänge von vier Jahren aufgeholt

Die heimische Industrie hat 2017 mit einem kräftigen Produktionsanstieg die Rückgänge der vier vorherigen Jahre gut gemacht und bleibt vorerst weiter zuversichtlich. Jeder zweite WKÖ-Fachverband der Bundessparte Industrie sah zuletzt fürs erste Quartal weitere Zuwächse bei Produktion und Auftragsgängen, keiner einen Rückgang. Das zweite Quartal werde aber etwas schwieriger sein, hieß es.

Hoffen auf mehr Ruhe in der Weltpolitik

Zu den internationalen Handelskonflikten hofft man, dass "die Vernunft siegt und nicht wieder Mauern gebaut werden", die man in den letzten Jahren mühsam beseitigt habe, meinte kürzlich der Geschäftsführer der Bundessparte Industrie, Andreas Mörk. Die letzte Entwicklung zwischen EU und den USA sieht er positiv und hofft, dass der Konflikt nicht wieder ausbricht. Immerhin gehen zwei Drittel der heimischen Produktion ins Ausland.

Exporte um acht Prozent gestiegen

Die Warenausfuhren Österreichs legten 2017 nach vorläufigen Daten der Statistik Austria nominell um 8,2 Prozent auf 141,9 Mrd. Euro zu, ein kräftiger Wachstumsschub nach Jahren der Stagnation. 30 Prozent der Exporte (oder 42,8 Mrd. Euro) gingen nach Deutschland, sieben Prozent in die USA (9,7 Mrd. Euro), je fünf bis sechs Prozent nach Italien, Frankreich und in die Schweiz.

Insgesamt 79 Prozent der Waren wurden ins europäische Ausland geliefert (EU und EFTA). Nach Russland legte das Volumen um 16 Prozent auf 5,5 Mrd. Euro zu, in die Türkei sank es um ein Prozent auf 1,3 Mrd. Euro, nach China stieg es stark um 11,6 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro - womit auf China drei Prozent der heimischen Exporte entfielen. Nach Slowenien, Tschechien, Ungarn betrug das Plus jeweils ein Zehntel.

Produktion um neuen Prozent gestiegen

Die Gesamtproduktion der heimischen Industrie stieg 2017 - getragen von der Inlands- und der Auslandsnachfrage - nominell um 8,9 Prozent auf 159,5 Mio. Euro, womit die Produktionsrückgänge der Jahre 2013 bis 2016 kompensiert worden seien, sagte Mörk: "Vier Jahre Durststrecke sind überwunden."

Real, um den HVPI bereinigt, habe das Plus 6,6 Prozent betragen. Außer im zweiten Quartal sei der Produktionsanstieg über den Zuwächsen von EU und Eurozone gelegen. Nach unterdurchschnittlichen Jahren liege Österreich wieder über dem Durchschnitt. Das nominelle Plus von 8,9 Prozent 2017 sei das stärkste seit 2011, als die Industrie aus der Wirtschaftskrise herauskam.

Elf Prozent mehr Neuaufträge

Die Auftragseingänge boomten 2017 besonders stark, nominell kletterten sie um 10,7 Prozent auf 101,4 Mrd. Euro, bereinigt um die Storni. Dabei kletterten die inländischen Industrie-Auftragseingänge um 15,8 Prozent auf 27,5 Mrd. Euro, deutlich stärker als die ausländischen Auftragseingänge, die um 9,0 Prozent auf 73,8 Mrd. Euro zulegten.

Auch ein Plus bei Beschäftigten

Der Gesamtbeschäftigtenstand der Industriebetriebe wurde um 1,1 Prozent auf 437.150 ausgeweitet, das eigene Personal (ohne Fremdpersonal) wuchs dabei um 0,4 Prozent auf 409.641 Arbeitnehmer. Dabei erhöhte sich die Zahl der Arbeiter um 0,3 Prozent, jene der Industrieangestellten um 0,8 Prozent.

Besonders hob Mörk die Lehrlingsausbildung hervor - nach Kritik von der Arbeitnehmerseite und angesichts der Debatte in Deutschland, wo viele "Azubis" vorzeitig abspringen. 2017 wurden in der heimischen Industrie 15.159 Lehrlinge (+1 Prozent) von 1.261 Betrieben ausgebildet. Damit sei man schon das dritte Jahr in Folge die zweitgrößte Ausbildungsbranche nach dem Gewerbe, nachdem man den Handel überholt habe.

Die Zahl neuer Lehrlinge - im ersten Lehrjahr - sei in der Industrie sogar um 6,0 Prozent auf 4.121 gestiegen. Von den 4.489 jungen Menschen, die 2016 ihre Industrielehre hinter sich brachten, seien nur 5 Prozent Abbrecher gewesen; von den verbleibenden seien 1,3 Prozent nicht zur Prüfung angetreten, 96,5 Prozent hätten die Lehrabschlussprüfung erfolgreich bestanden.

Auf der Wunschliste der Bundessparte Industrie bleiben weiter einige wirtschaftspolitische Forderungen etwa in Bezug auf Bürokratieentlastung, Vermeidung von übereifrigen Übertreibungen bei der Umsetzung von EU-Regelungen, bestimmte arbeitsrechtliche Fragen oder die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.

Dazu begrüßte Mörk ausdrücklich die Genehmigung des Bundesverwaltungsgerichts zur dritten Piste am Flughafen Wien von Ende März als eine "Leitentscheidung". Auch das Ziel einer Senkung der Steuer- und Abgabenquote in Richtung 40 Prozent bleibe natürlich auf der Agenda. (apa/red)