Außenhandel : Österreichs Delegation in China: "Wir haben alles richtig gemacht"

China verliert als Ort für Investitionen immer mehr an Attraktivität. Aber wo Verlierer, da auch Gewinner.
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Ein fast euphorisches Resümee haben in Chengdu Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz am Ende ihrer einwöchigen China-Reise gezogen, bei der sie neben zahlreichen Wirtschaftsterminen auch Präsident Xi Jinping trafen. "Wir haben einen großen Erfolg verbucht, alles richtig gemacht", verzichtete sogar Van der Bellen auf Understatement.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach von einem "vollen Erfolg". Österreich habe in China "massive Interessen", und China werden bald die größte wirtschaftliche Macht der Welt sein. Allerdings gebe es neben allen positiven Aspekten auch Themen mit Gesprächsbedarf. Dass Präsident Xi am Dienstag beim Boao-Forum auf Hainan weitere wirtschaftliche Öffnungen angekündigt habe, sei "gut und richtig". Nun müssten diese Ankündigungen aber auch umgesetzt werden. Etwa beim Freihandel. "Wir haben ein Interesse daran, dass das Land die Standards erfüllt, die es erfüllen muss."

Zudem habe China beim Thema Menschenrechte einen starken Aufholbedarf, das sei vom Bundespräsidenten aber auch angesprochen worden. Viele Themen würden durchaus Sorge machen, so die zunehmende Überwachung der Gesellschaft in China, etwa über das Internet. Dies müsse auch bei künftigen Kontakten auf der Agenda bleiben.

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Es sei richtig gewesen, "geballt aufzutreten", sagte der Bundespräsident beim Gespräch mit österreichischen Journalisten zu dem Umstand, dass neben Kurz und Außenministerin Karin Kneissl anfangs auch noch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Umwelt- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) sowie Verkehrs-und Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) in Peking dabei gewesen waren. "Das hat schon beeindruckt." Nachsatz: "Da sind 8 Millionen gegen 1,4 Milliarden angetreten".

Kurz und Kneissl reisten wie der Bundespräsident in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nach Wien zurück, die übrige Regierungsriege hatte den Heimflug schon vor Tagen angetreten.

Van der Bellen: "Wir müssen uns selbst etwas ernster nehmen"

Neben zählbaren Erfolgen wie Vertragsabschlüssen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro könne Österreich auch als EU-Mitglied prinzipiell stolz sein: "China nimmt uns ernst. Nicht nur in der Musik, die natürlich immer zur Sprache kommt. Wir haben etwas anzubieten in Bereichen wie Industrie oder Hochtechnologie. "Die Chinesen wüssten das, sagte Van der Bellen. "Wir müssen uns selbst eben auch etwas ernster nehmen." China sei immerhin eine der kommenden Weltmächte. "Da ist es wichtig, Verbindungen aufzubauen."

Österreich sei eine Exportnation. Daher sei auch das Interesse an einer Kooperation im Bereich der von China forcierten "Neuen Seidenstraße" vorhanden. "Solange es in beide Richtungen geht." Am Donnerstag wurde einmal der erste ÖBB-Rail-Cargo-Zug von Chengdu nach Wien auf die 13-tägige Reise geschickt. Zudem gebe es gemeinsame Interessen wie den Klimaschutz oder Technologie-Projekte wie die Forcierung von "Smart Cities".

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Diesbezüglich wurde der österreichischen Delegation am letzten Tag ihres China-Aufenthalts das Stadtentwicklungsprojekt "Tian Fu New Area" mit Videos und Baumodellen vorgestellt. Die Planer hätten dafür auch Anleihen an der Seestadt Aspern in Wien genommen, hieß es. Der kleine Größenunterschied: In Tian Fu sollen einmal sechs Millionen Menschen leben.

Aussenministerin Kneissl: "Startschuss für Asienschwerpunkt"

Kneissl verwies darauf, dass die Bürgerrechte auch bilateral angesprochen worden seien. So sei ein Rechtshilfeabkommen abgeschlossen. Dabei haben man auch erörtert, wie es mit Auslieferungen aussehe, wenn den Betroffenen in China die Todesstrafe drohen könnte. Im Gespräch mit ihrem Amtskollegen Wang Yi habe sie großes außenpolitisches Interesse gespürt. China sei es daran gelegen, sich über Brennpunkte wie den Syrien-Krieg, die Iran-Atomfrage oder die Entwicklungen in Südosteuropa auszutauschen.

Der China-Tripp war für Kneissl zudem ein "Startschuss" für den von ihrem Ressort lancierten "Asien-Schwerpunkt", der auch während des EU-Vorsitzes im zweiten Halbjahr zum Tragen kommen soll. Wie schon Van der Bellen und Kurz zeigte sich auch Kneissl zudem von den "kleinen Gesten" beeindruckt, die das freundschaftliche Verhältnis zwischen China und Österreich bei diesem Besuch unterstrichen hätten.

Beim offiziellen Empfang mit militärischen Ehren sei von der Kapelle auch der Radetzkymarsch geschmettert worden. Dann habe die 7-jährige Anna Cäcilia beim Staatsbankett auf Mozarts Kindergeige aufgespielt und viele zu Tränen gerührt. Und dann gab es ja noch die Pandas. (apa/red)