Paketlogistik : Österreichische Post profitiert vom wachsenden Paketgeschäft

Durch den zunehmenden Online-Handel boomt das Paketgeschäft. Die Österreichische Post will verstärkt in diesen Bereich investieren, kündigte Post-Generaldirektor Georg Pölzl an. Mit dem Halbjahresergebnis zeigte sich Pölzl sehr zufrieden. Für die Kunden setzt er einerseits auf Selbstbedienung, andererseits auch auf "Wohlfühlfilialen".

Das neu eingeführte "Päckchen" sei gut angenommen worden, erklärte Pölzl, und habe zusätzlichen Umsatz generiert. Die Paket-und Logistiksparte steigerte im Halbjahr den Umsatz um 16,7 Prozent. Allerdings wechselte auch die bulgarische M&BM Express von der Brief- in die Paketsparte, was zu einer Umsatzverschiebung führte. Das EBIT stieg um 2,1 Mio. Euro an.

Das Briefgeschäft schrumpfte im ersten Halbjahr 2017 weiter. Insgesamt sank der Umsatz von Brief, Werbepost und Filialen um 2,2 Prozent, das Briefvolumen ging um 4 bis 5 Prozent zurück. Trotzdem wurde das Geschäft profitabler, ein EBIT-Plus von 1,7 Mio. Euro wurde verbucht. Pölzl zeigte sich auch mit dem "E-Brief" zufrieden, das Interesse der Versender wie Banken und Versicherungen sei groß.

Derzeit gibt es sieben Paketverteilzentren in Österreich, ein weiteres ist in Langenzersdorf (NÖ) geplant. Dazu sollen noch weitere kleinere Logistikstandorte kommen. Im Juni 2017 wurde das Paketzentrum in Wernberg (Kärnten) eröffnet. Im Gesamtjahr 2017 sind insgesamt ca. 100 Mio. Euro Investitionen geplant, im ersten Halbjahr wurden davon erst 31,3 Mio. Euro getätigt. 25 Prozent der Investitionen sollen in Grundstücke und Gebäude sowie Anlagen fließen, 22 Prozent in die Geschäftsausstattung bzw. das Filialnetz, 12 Prozent in technische Anlagen und Maschinen sowie 8 Prozent in den Fuhrpark.

Für die Kunden stehen 20.425 Empfangsboxen, 290 Abholstationen und 342 Versandboxen der Post bereit, mit diesen Selbstbedienungseinrichtungen wird weiteres Wachstum angestrebt. Umgekehrt sollen die Menschen aber auch in eigenen "Wohlfühlfilialen" den Aufenthalt in der Post angenehmer empfinden. Drei derartige Filialen in Wien (1110, Unter der Kirche 22; 1010, Fleischmarkt 19; 1030, Hetzgasse 35) und eine neue in Tirol (6460 Imst, Meraner Straße 15) bieten etwa ein Ticketsystem, Kaffeeautomaten, Sitzgelegenheiten, Gratis-W-LAN und Kinderecke an.

Die Kooperation der Post mit der BAWAG laufe vertraglich noch bis 2020. Die Post wolle auf keinen Fall aus dem Zahlungsgeschäft aussteigen, schließlich habe man eine lange Tradition darin, betonte Pölzl. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung im Bankgeschäft müsse man sich jedoch laufend überlegen, wie es künftig weitergehe. Auch mit der neuen Österreich-Onlineshopping-Plattform "shöpping" ist der Post-General zufrieden, es gebe zahlreiche weitere interessierte Handelsunternehmen, die auf die Plattform möchten.

Angesprochen auf die Beteiligung in der Türkei, Aras Kargo, verwies Pölzl auf die Bestellung eines neuen unabhängigen Geschäftsführers durch die Gerichte. Man sei zufrieden, weil sich dadurch die Kommunikation mit dem Unternehmen verbessert habe. Die Post will ihren Anteil von 25 auf 75 Prozent aufstocken und beruft sich auf eine Kaufoption, Mehrheitseigentümerin Evrim Aras will aber nicht verkaufen, sondern die Post wieder auskaufen. Der Streit liegt in der Schweiz bei einem Schiedsgericht.

Bis Jahresende zieht die Post schrittweise um ins neue Headquarter am Rochusmarkt im dritten Wiener Gemeindebezirk. Der Umbau und die Adaptierung des Gebäudes liege voll im Zeitplan, freute sich Pölzl, der schon für die nächste Pressekonferenz im November in der neuen Zentrale einlud.

Die Post steht im Mehrheitseigentum des Bundes, 52,58 Prozent hält die Staatsholding ÖBIB, der Rest ist in der Hand privater und institutioneller Investoren. Die Zahl der Beschäftigten in Österreich (Vollzeitkräfte im Kerngeschäft) lag zuletzt bei 17.202 Personen, ein Rückgang um 368 Vollzeitkräfte in einem Jahr. Der Personalabbau soll weitergehen, allerdings langsamer, sagte Pölzl bei der Pressekonferenz in Wien. (apa/red)