Luftfahrtindustrie : Österreich und EU mit einem Flugverbot für Flugzeuge Boeing 737 Max 8

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© Peter Martens

Die europäische Flugaufsicht EASA hat dem Boeing-Flugzeugmodell 737 MAX 8 ein Flugverbot erteilt. Die Behörde habe entschieden, alle Flüge mit den betroffenen Modellen zu untersagen, teilte die Europäische Agentur für Flugsicherheit mit.

Die EASA folgte damit der Entscheidung zahlreicher EU-Staaten, die nach dem Absturz zweier Maschinen den Luftraum für diesen Flugzeugtyp gesperrt haben. Der Absturz in Äthiopien, bei dem 157 Menschen ums Leben kamen, war der zweite mit diesem Modell nach einem Flugzeugunglück in Indonesien im Oktober.

Zu diesem Unglück:

Diese Software brachte offenbar die Boeing 737 Max zum Absturz >>

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Minister Hofer: "Würde in dieses Flugzeug nicht einsteigen"

"Ich würde in dieses Flugzeug nicht einsteigen", sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) kurz nach der Bekanntgabe, dass Österreich den Luftraum für Boeing 737 Max gesperrt hat. Hofer, der selbst eine Pilotenlizenz besitzt, erklärte: "Wir waren gezwungen, selbst aktiv zu werden." Die Probleme, die sich bei der Software des Typs 737 Max 8 gezeigt hatten, würden "eine echte Gefahr darstellen".

Es besteht der Verdacht, dass die Software beim Start in einer Art und Weise eingreife, die zum Absturz führe, sagte der Verkehrsminister. Das müsse der Flugzeughersteller nun beheben. "Für Boeing ist es ein riesiger Schaden", meinte Hofer. "Ich glaube, es sind derzeit etwa 300 Flugzeuge dieses Typs ausgeliefert, etwa 2.000 in der Pipeline. Also wenn Boeing das nicht schafft, dann ist der Schaden für das Unternehmen wirklich enorm." Der Verkehrsminister, der das Vorgängermodell der 737 Max 8 kennt, glaubt, dass die Problembehebung etwa zwei bis drei Wochen dauern wird. Denn "jetzt greift die Elektronik direkt ein und der Pilot hat keine Chance, das Flugzeug sicher auf den Boden zu bekommen".

Nach Flugverbot: Keine großen Auswirkungen auf Europas Luftverkehr

Nach dem weitgehenden Flugverbot für das Mittelstreckenflugzeug Boeing 737 Max können Passagiere in Europa auf geringe Beeinträchtigungen im Flugverkehr hoffen. Reisende weltweit waren zunächst stark verunsichert, nachdem am Sonntag in Äthiopien bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ein Boeing-Jet vom Typ 737 Max 8 abgestürzt war.

Nach Einschätzung von Experten sind derzeit ausreichend Ersatzflugzeuge und Reserven vorhanden, so dass größere Störungen im Flugbetrieb verhindert werden dürften. Das erst 2017 eingeführte Modell sei noch nicht so stark im Markt vertreten, sagte Airline-Berater Gerd Pontius.

"Wir befinden uns noch in der Wintersaison, in der es ausreichend Flugzeuge gibt", meinte auch Gerald Wissel von der Airborne-Beratung. Es komme jetzt darauf an, wie schnell der Unfall aufgeklärt und die richtigen Folgerungen daraus gezogen werden könnten. Sollte sich das Flugverbot bis in die Osterferien ziehen, werde es jedoch erste spürbare Kapazitätsprobleme geben, meinte der Experte.

Große Probleme für Boeing

Für den Boeing-Konzern könnte das jüngste Unglück weitaus mehr als nur eine Imagekrise bedeuten. Die 737-Max-Serie ist der gefragteste Flugzeugtyp des Airbus-Rivalen. Der zweite Absturz einer neuen Boeing 737 Max 8 binnen weniger Monate hatte damit auch wachsende Zweifel auf dem Markt ausgelöst. Bei andauernden Problemen mit dem Kassenschlager könnten somit auch massive Umrüstungskosten und Geschäftseinbußen drohen. Der Aktienkurs des Unternehmens sackte in den Tagen nach dem Unglück bereits ab. Boeing beharrt auf der Verlässlichkeit der in die Kritik geratenen Baureihe. "Wir haben volles Vertrauen in die Sicherheit", teilte der Konzern mit.

(red mit reuters/dpa/apa)