Schienengüterverkehr : Österreich bleibt Bahn-Land

Die Güterverkehrsleistung Österreichs ist hoch: Rund 22 Milliarden Netto-Tonnenkilometer gingen 2014 über das heimische Schienennetz, das ist im Europa-Vergleich der vierte Rang hinter Deutschland, Polen und Frankreich und gleichauf mit UK. In Österreich (wie auch im knapp dahinter liegenden Lettland) seien diese hohen Werte nicht zuletzt dem Transit zu verdanken – aber auch der starken Bedeutung des Einzelwagen- und Kombiverkehrs, sagte Schienen-Control-Geschäftsführerin Maria-Theresia Röhsler bei der Präsentation der Zahlen.

Die Daten wurden heute von der Schienen-Control in ihrer Eigenschaft als Gründungsmitglied der IRG-Rail veröffentlicht. Die IRG-Rail ist ein Zusammenschluss von mittlerweile 26 europäischen Regulierungsbehörden mit dem Ziel, im europäischen Bahnsektor ein einheitliches Niveau der Regulierung zu erreichen. Die Größe dieser Gruppe – und die unterschiedliche Geschwindigkeit der Informationsbeschaffung – ist auch der Grund dafür, dass für 2015 noch keine Daten aus allen beteiligten Ländern vorliegen.

Benützungsintensität deutlich über dem Schnitt

Interessant ist auch die Betrachtung der Benützungsintensität des Schienennetzes, also der Frage, wie viele Zugfahrten sich pro Tag je Kilometer Schienennetz ereignen. Hier liegt Österreich mit insgesamt 73 Fahrten über dem europäischen Schnitt von 51. Schlüsselt man aber nach Personen- und Güterbeförderung auf, zeigt sich auch hier das Bild eines starken Schienengüterverkehrs: 20 der 73 Fahrten pro Kilometer und Tag entfallen in Österreich auf den Güterverkehr – also 27 Prozent. Von den 51 Zügen im Europa-Durchschnitt sind insgesamt nur zehn Güterzüge. Der Spitzenreiter in dieser Gewichtung ist übrigens Lettland: Hier entfallen knapp zwei Drittel aller Fahrten auf Güterzüge.

Vergleichsweise niedrig ist in Österreich der Marktanteil der Privaten im Schienengüterverkehr: 21,4 Prozent bei einem Europa-Durchschnitt von 33 Prozent. Maria-Theresia Röhsler erklärt dies vor allem mit der in Österreich starken Flächenbedienung im Einzelwagenverkehr, ein Bereich, in dem großer Wettbewerb systembedingt einfach nicht stattfindet. Spitzenreiter in diesem Bereich sind übrigens UK und Schweden mit einem Privaten-Anteil von je 55 Prozent. In Finnland, Griechenland, Kroatien und Kosovo gibt es im Schienengüterverkehr keine privaten Anbieter.

Gigaliner? No way!

Verkehrsminister Gerald Klug konnte sich im Rahmen der Studien-Präsentation auch über hervorragende Daten im Bereich Personenverkehr freuen (siehe Grafiken). Generell scheint der Neo-Verkehrs- und Infrastrukturminister keine gravierende Veränderung der Stoßrichtung der heimischen Verkehrspolitik vorzuhaben: „Wir wollen so viel Verkehr wie möglich von der Straße auf die Schiene bekommen. Dazu gehört auch die konsequente Förderung von Einzelwagen- und Kombiniertem Verkehr.“ Rund zwei Milliarden Euro, sagt Klug, würden alleine 2016 in den weiteren Ausbau des Bahnnetzes gesteckt. Gigaliner? Wie unter Doris Bures’ Führung kein Thema im bmvit. Flächendeckende Lkw-Maut? Lieber kein Kommentar des Ministers.

(bf)