Logistik : ÖBB-Chef Andreas Matthä: "Seidenstraße ist für die ÖBB wichtig"

Der amerikanische Politikwissenschafter John Naisbitt warnt davor, dass die EU aber auch die USA geopolitische Entwicklungen verschlafen - vor allem bezogen auf wirtschaftliche Vorstöße Chinas, etwa mit der neuen Seidenstraße. "China wird bald ein stärkeres wirtschaftliches Netzwerk haben als je ein Land zuvor", sagt der Wissenschafter und Autor ("Megatrends") anlässlich einer Veranstaltung der Wirtschaftskammer zum chinesischen Infrastrukturprojekt "Neue Seidenstrasse". Die EU sei hingegen "keine echte Union, sie spricht nicht mit einer Stimme".

Beispielsweise Griechenland sei von den EU-Staaten bereits eng mit China verbunden. Andere Beobachter behaupten dies auch über Ungarn. Während John Naisbitt im "Kurier" meint, dass "aus chinesischer Sicht Österreich weder geografisch noch als Absatzmarkt im Fokus ist", klang das erst vorige Worte nach Worten des chinesischen Botschafters in Österreich, Li Xiaosi, allerdings anders: "China ist bereit, alle Initiativen oder Vorschläge von der österreichischen Seite aktiv zu überprüfen und darauf einzugehen, solange sie unseren gegenseitigen Interessen und gemeinsamen Entwicklungen zu Gute kommen. Hoffentlich zieht die Regierung bald mit", sagte Li bei einer Seidenstraßentagung in der Wirtschaftskammer Wien vergangene Woche.

Beispielsweise solle eine Verlängerung der Breitspurbahn (Transsib) von der Slowakei nach Österreich geprüft werden. Auch Ausbauten von Logistikzentren in Kärnten (Logistikzentrum Österreich Süd) und dem Burgenland (womöglich im Raum Parndorf) sollten "wohlwollend überprüft" werden - "damit der China-Railway-Express möglichst bald auch nach Österreich kommt". Die politischen Gespräche zwischen China und Österreich sollten verstärkt werden, forderte Li. Österreich solle auch der China-Osteuropa-Initiative "16+1" (CEEC) beitreten, sprach er eine Einladung aus. Es solle eine 16+1+Österreich-Initiative werden.

China gehe bei seinen internationalen Initiativen wie der neuen Seidenstraße nicht egoistisch vor, wolle seinen Einflussbereich nicht ausbauen und Europa nicht spalten, betonte der Botschafter in Richtung China-Kritiker. "Solche Gerüchte entbehren jeglicher Grundlage."

Auch ÖBB-Vorstandsdirektor Andreas Matthä bewarb Projekte rund um die Seidenstraße und deren potenziellen Nutzen für Österreich sowie die heimischen Bahnunternehmen bei der selben Veranstaltung vorigen Mittwoch. "Die Seidenstraße ist für die österreichische Wirtschaft und damit auch für die ÖBB wichtig." Das Handelsvolumen mit China steige laufend, die Seidenstraße könne einen deutlichen Schwung bringen. Es gebe aber eine Ungleichheit und Problematik, erinnerte Matthä: Es fließen viel mehr Waren aus China nach Europa als umgekehrt. "Ich denke das ist auch der chinesischen Regierung bewusst."