Stromwirtschaft : Oberösterreichs Versorger lösen Vertriebstochter auf - wegen Datenschutz

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Die Energie AG OÖ und ihr städtisches Pendant Linz AG lösen ihre gemeinsame Stromvertriebstochter Enamo auf. Die Datenschutz-Grundverordnung und neue Wettbewerbsbestimmungen würden die Zusammenarbeit zu sehr erschweren, begründeten die Unternehmenschefs die Trennungspläne. Die 50 Mitarbeiter sollen weiter beschäftigt werden, für die 600.000 Kunden soll sich nichts ändern, betonten sie.

Nach Ausstieg aus der EnergieAllianz gegründet

Die Enamo wurde 2007 gegründet, nachdem Energie AG (EAG) und Linz AG im Jahr zuvor aus der EnergieAllianz ausgestiegen waren. 65 Prozent gehören der EAG, 35 der Linz AG. Von den Kunden sind etwa zwei Drittel dem Versorgungsgebiet der Energie AG zuzuordnen, ein Drittel jenem der Linz AG.

Seit etwa einem Jahr suchten die zwei Energieunternehmen im Rahmen des Projektes "Stratos" nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten für die Enamo. "Aber die Entwicklung hat uns überholt", so EAG-Generaldirektor Werner Steinecker. Daher habe man den "schwerwiegenden Entschluss gefasst", die Konstruktion aufzulösen. "Ja, wir sind künftig Konkurrenten", aber man trenne sich "nicht im Streit", betonten er und Linz-AG-Chef Erich Haider.

"Ja, wir sind künftig Konkurrenten"

Die beiden begründen den Schritt einerseits mit der Datenschutz-Grundverordnung. Gemäß dieser dürften personenbezogene Daten nur mehr einmal für einen bestimmten Zweck gehalten werden, erklärte Haider. Derzeit laufe aber etwa der Vertrieb über die Enamo und die Servicierung über die Mutterhäuser - "das dürfen wir dann nicht mehr".

Zum anderen seien neue wettbewerbsrechtliche Regeln ein Grund für das Ende der Enamo. Denn künftig dürften Leistungen nur mehr entweder von der Tochter oder von der Mutter angeboten werden. So könnten Linz AG oder EAG etwa keine Photovoltaik- oder Elektromobilitätslösungen mehr verkaufen, wenn die Enamo diese bereits im Programm hat, erklärte Haider.

Offenbar kommt Eingliederung in einen der Versorger

Die Mitarbeiter sollten diese Woche informiert werden. Am Freitag soll eine Betriebsversammlung stattfinden. Jene, die von der EAG oder der Linz AG entsandt wurden, hätten ohnehin ein Rückkehrrecht, so Haider. Die rund 50 direkt bei der Enamo Beschäftigten "bleiben in der Enamo und gehen dorthin, wo auch die Enamo hingeht" - sprich, es wird an eine Eingliederung in eines der Unternehmen gedacht. Die Betroffenen würden jedenfalls wieder "ähnlich attraktive" Aufgaben bekommen, betonte Steinecker.

Die Wettbewerbskommission ist bereits am 4. April informiert worden. Geplant ist, den gemeinsamen Vertrieb bis Ende 2019 zu beenden. Für die Kunden solle sich nichts ändern, ihnen würden keine Nachteile entstehen, versprachen die zwei Unternehmenschefs. Haider erwartet "keine Massenflucht".

Steinecker sieht sogar Vorteile für die Abnehmer, denn diese würden immer mehr nach Paketlösungen - etwa Strom und Elektromobilität etc. - fragen, was sie bei den Stammunternehmen bekommen können, bei der Enamo aber nicht. (APA/red)