Zulieferindustrie : Oberösterreichischer Autozulieferer TCG Unitech wird italienisch

Der oberösterreichische Automobilzulieferer TCG Unitech wird an den italienischen Zulieferer Gnutti Carlo Group verkauft. Die Zustimmung der Behörden fehlt noch. Der Abschluss der Transaktion ist nach Firmenangaben für Ende November vorgesehen.

TCG Unitech ist der größte Industriebetrieb in Kirchdorf an der Krems und zählt 1.100 Mitarbeiter. Der Käufer ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Brescia im Norden Italiens.

Geschäftsführer Wienerroither: Stimmung in der Belegschaft entspannt

Die Stimmung der Belegschaft in Kirchdorf sei entspannt, so Geschäftsführer Peter Wienerroither gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Der Käufer sei kein direkter Konkurrent und damit fürchte niemand um seinen Arbeitsplatz.

Als einen wichtigen Grund für den Verkauf an die familiengeführte italienische Gruppe nennt Wienerroither die von den Kunden gewünschte Internationalisierung: "Stand alone ging nicht mehr."

Aufsichtsrat Grigkar: Fortführung des Unternehmens "in der Region"

Die österreichischen Eigentümer hätten diesen Betrieb als Käufer ausgewählt, weil die Geschäftseinheit "für Druckguss-Komponenten aus Aluminium von Gnutti Carlo eine starke Präsenz in der Automobilindustrie aufweist“, so der Wiener Anwalt Karl Grigkar. Grigkar ist selbst Miteigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender der TCG Unitech.

Gegenüber INDUSTRIEMAGAZIN.at teilte Grigkar mit, er sei überzeugt, dass der Hersteller nun weiter wachsen könne und dabei von den Italienern "bestens unterstützt" werde. Die Fortführung des Unternehmens "in der Region" und die Zukunft der Mitarbeiter sei den verkaufenden Familien wichtig, so Grigkar weiter. "Wir sind zuversichtlich, dass beides mit dem neuen Eigentümer Gnutti Carlo Group gesichert werden kann."

TCG Unitech soll dritte Sparte der italienischen Gruppe werden

Die Gnutti Carlo Gruppe hat in den vergangenen Jahren stark expandiert. "Mit Beginn des Jahrtausends starteten wir in Italien mit rund 137 Mitarbeitern", so Aufsichtsrat Pier Carlo Gnutti. Mit der Übernahme des oberösterreichischen Herstellers wachse die Gruppe jetzt auf 4000 Mitarbeiter mit einer Präsenz in zehn Ländern heran.

"Vertrauen in die österreichische Mannschaft"

Nun soll die TCG Unitech eine dritte Division in der italienischen Gruppe werden. Mitarbeiter sowie Management bleiben demnach unverändert. Es gebe Vertrauen in die aktuelle Führungsmannschaft der Oberösterreicher und man heiße diese - wie das gesamte Unternehmen - willkommen, so Paolo Groff, Geschäftsführer in der Gnutti Carlo Gruppe.

TCG Unitech: Turbulenzen bewältigt

TCG Unitech hatte in den vergangenen Jahren mit einigen Turbulenzen zu kämpfen und mehrere Eigentümerwechsel hinter sich. Zuletzt stand der Hersteller im Eigentum von einer Investorengruppe, hinter der drei Familien stehen. Diese Familien haben den Hersteller mit ihrem Einstieg 2010 gerettet, wie die "OÖN" berichten. Jetzt ziehen sie sich zurück.

Millioneninvestitionen im Kremstal

Seit Anfang des Jahres wurden 90 Millionen Euro in die noch laufende Erweiterung am Standort und in die Kapazitäten im Werk in Rohr im Kremstal investiert. Das neue Werk soll 2019 in Betrieb gehen. Bis 2022 waren 100 neue Arbeitsplätze geplant, auch an eine weitere Ausbauphase wurde vor dem Verkauf bereits gedacht.

Wie geht es hier weiter? Die weitere Strategie sei nun Sache des neuen Eigentümers, heißt es bei den Oberösterreichern - man sei aber zuversichtlich.

Eckdaten zu TCG Unitech

TCG Unitech produziert Hightech-Bauteile für die Automobilindustrie. Zu den Kunden zählen unter anderem der VW-Konzern mit Audi, außerdem BMW, Mercedes-Benz, Porsche und Bosch. Die Geschäftsbereiche sind Druckguss, Spritzguss sowie Öl- und Kühlmittelpumpen.

An vier Standorten im Bezirk Kirchdorf (zwei Werke in Kirchdorf und je eines in Micheldorf und Rohr) und einem Joint Venture in der chinesischen Stadt Dalian sind in etwa 1.100 Mitarbeiter beschäftigt. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 194 auf rund 220 Mio. Euro.

Eckdaten zur Gnutti Carlo Group

Die 1920 gegründete Gnutti Carlo Group entwickelt und produziert Motorteile und Kraftstoff-Einspritzkomponenten für die Bauindustrie, Landwirtschaft, Marine sowie Druckguss-Komponenten aus Aluminium für die Autoindustrie. Ab 2000 startete der Hersteller ein Internationalisierungsprogramm. Seit vier Jahren positioniert sich die Gruppe mit zwei Geschäftseinheiten am Weltmarkt: Powertrain und Leichtmetall.

Aktuell beschäftigt die Gruppe 2.500 Mitarbeiter an Standorten in Italien, in Schweden (drei Standorte), Großbritannien, den USA, Kanada, China (zwei Standorte), Indien und Tschechien.

(red)