Ölpreisverfall : Nigeria drängt Opec zu einem neuen Krisengipfel

Nigerias Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu will wegen des dramatischen Ölpreisverfalls ein Sondertreffen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Die Vereinigung solle Anfang März zusammenkommen, sagte Kachikwu auf einer Konferenz in Abu Dhabi. Allerdings habe er dies noch nicht mit seinen Kollegen verabredet. Der Ölpreis hat mittlerweile ein Zwölf-Jahres-Tief erreicht.

"Wir haben gesagt, wenn der Preis die 35-Dollar-Marke erreicht, dann werden wir über ein Sondertreffen sprechen", sagte Kachikwu, der bis zum Jahreswechsel auch Opec-Präsident war, auf der Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Am Dienstag wurden auf den asiatischen Märkten sowohl die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) als auch die Nordseesorte Brent zeitweise für weniger als 31 Dollar pro Barrel (159 Liter) gehandelt. So billig war WTI zuletzt im Dezember 2003 und Brent im April 2004.

Streit unter den einzelnen Opec-Mitgliedern

Der Ölpreis fällt bereits seit Mitte 2014; allein in der vergangenen Woche rutschte er um zehn Prozent ab. Hintergrund ist ein Überangebot am Markt gepaart mit einer verhaltenen Nachfrage. Hinzu kommen derzeit Sorgen um die Konjunktur in China, dem größten Ölverbraucher der Welt. Bei ihrem Treffen Anfang Dezember entschied die Opec trotzdem, ihre Fördermenge nicht zu drosseln.

Kachikwu räumte deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den 13 Mitgliedern der Organisation ein. "Eine Gruppe glaubt, dass etwas unternommen werden muss", sagte er. "Die andere Gruppe meint, selbst wenn wir etwas tun, repräsentieren wir nur 30 bis 35 Prozent der Ölproduzenten." So lange die anderen 65 Prozent "nicht mit am Tisch sitzen, lässt sich keine große Veränderung erreichen", gab Kachikwu zu bedenken.

Saudi-Arabien will den Weltmarkt weiter mit billigem Öl fluten

Innerhalb der Opec verweigern bisher die Ölexporteure am Golf, angeführt von Saudi-Arabien, eine Drosselung der Produktion. Sie wollen so sicherstellen, dass ihre Marktanteile erhalten bleiben. Die Ölproduktion wollen sie nur reduzieren, wenn die Konkurrenz außerhalb der Opec mitzieht.

Mit der aktuellen Politik der Opec gehen schwere finanzielle Einbußen für die Mitgliedstaaten einher. So sind etwa die Staatshaushalte von Algerien, Venezuela und Nigeria stark von den Öleinnahmen abhängig. Auch Saudi-Arabien musste kürzlich Sparmaßnahmen einleiten, nachdem es 2015 zum zweiten Mal in Folge ein Haushaltsdefizit verbucht hatte.

Iran als wichtiger Faktor

Heuer könnte die Rückkehr des in einem Dauerkonflikt mit Saudi-Arabien liegenden Iran auf die Ölmärkte der Welt die Preise weiter drücken. Sobald der Westen seine Sanktionen gegen das Land nach der Einigung auf ein Atomabkommen im vergangenen Sommer aufhebt, steht dort eine Ausweitung der Produktion an. Laut einer Prognose der Weltbank vom August wird der Preis bei einer "vollständigen Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt" um zehn Dollar pro Barrel sinken.

Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Masrui, zeigte sich auf der Konferenz in Abu Dhabi dennoch optimistisch. "Ich persönlich bin überzeugt, dass wir vor Ende 2016 eine Korrektur (der Preise) sehen werden", sagte er. (afp/apa/red)