IM-Expertenpool: Standardisierung : Nichts ist dodeleinfach: Standards und die lästige Welt der Deregulierung

Standards und Innovation – das klingt wie ein Gegensatz. Und viele unkten immer wieder, der Normendschungel gehöre entrümpelt. Aber auch wenn Standards Regeln sind, bei deren Entstehung die Verwaltung oft mitmischt, so entsteht trotzdem etwas sehr Flexibles, wenn auch oft Komplexes – doch die Welt ist nun mal komplex und keine flache Scheibe. Mitmachen kann sich nur auszahlen.

Standards als Door Opener für Innovationen

Standards (z.B. ÖNORM, EN, ISO) sind geballtes, abgetestetes Wissen, das zwischen Zivilgesellschaft, Forschung, Industrie und Anwendern als flexibles up to date Know-how weiterentwickelt wird. 90% auf Europäischer Ebene, an der kein Weg vorbeiführt. Standardisierung bringt Innovationen auf den Boden in Richtung Export. Weil sie sicherstellt, dass eins zum anderen passt. Wer als Experte mitmacht, kann im Standardisierungsnetzwerk nur gewinnen, auch wenn’s kompliziert wird. Aber welche Innovation, welche Prüfverfahren und welche Prozesse sind heute unkompliziert? Dodeleinfach? Wies geht, zeigt die E-Learning-Plattform „Von der Idee zum Markt – so können Standards dich unterstützen!“.

Standards als Turbo für Start-ups

Das Klagenfurter Start-up Bitmovin ist am besten Weg, eine Milliarde Euro wert zu sein. Ein Unicorn. Bitmovin ist es sehr wesentlich mitzuverdanken, dass es beim Abspielen von Videos im Internet nicht mehr ruckelt und zuckelt. Die Technologie, die dahintersteckt, ist ein Ergebnis jahrelanger, aktiver Forschungs- und Standardisierungsarbeit, hat uns Bitmovin-Boss Christian Timmerer gesagt. Basis für die Unternehmensgründung war die federführende Mitarbeit am internationalen MPEG-DASH-Standard (ISO/IEC 23009), der eine effiziente und unterbrechungsfreie Videoübertragung im Internet ermöglicht. Wer standardisiert, hat die Nase vorn – und hinter sich das Gehirn mit dem Wissen vieler, wie die Erfolgsstory des Start-ups Bitmovin zeigt.

Standards werden in Österreich seit 1920 entwickelt. 100 Jahre bald. Glaubt man internationalen Studien, ist der Nutzen rund 1% des BIP. Digitalisierung und open Innovation verändern auch den Prozess bei der Erstellung von Standards. So kann jeder Normentwürfe online kommentieren. Stöbern bringt was. Und sich als Experte zusammen mit den bereits mehr als 4.300 Fachleuten einbringen detto. Bis unter allen Beteiligten ein Konsens für eine breit akzeptierte Lösung gefunden wird. Sonst würde heute Live-Streaming am Handy nicht funktionieren und sonst wäre Österreich nicht über +43 erreichbar, was übrigens in den ITU-T-Standards E.163 und E.164 steht.

Unvorstellbar, was so ohne Gesetze von allen Beteiligten geregelt wird, weil‘s geregelt gehört. Denn Standard sind vielleicht lästig, aber jedenfalls driven by making sense.

https://www.youtube.com/watch?v=LWKJgrne5h8]

Dr. Karl Grün ist Director Standards Development bei Austrian Standards.