Pharmaindustrie : Neues Krebsmittel ist ein Befreiungsschlag für Merck

Der Durchbruch beim Krebsmittel Avelumab beflügelt den deutschen Pharma- und Chemiekonzern Merck. "Das ist ein sehr wichtiger Tag für uns", sagte Vorstandschef Stefan Oschmann zu Reuters. Merck erhielt in den USA die Zulassung für Avelumab zur Behandlung einer seltenen und aggressiven Form von Hautkrebs und kann damit erstmals seit neun Jahren ein neues Medikament auf den Markt bringen.

Die Aktien des Konzerns stiegen zuletzt im deutschen Leitindex DAX. "Das ist der erste Erfolg der Merck-Entwicklung seit einer langer Zeit", sagte der DZ-Bank-Analyst Peter Spengler.

"Der erste Erfolg seit einer langer Zeit"

Die US-Zulassungsbehörde FDA genehmigte erstmals überhaupt den Verkauf eines Mittels zur Behandlung des metastasierten Merkelzellkarzinoms. Avelumab, das unter dem Namen Bavencio vermarktet werden soll, ist weltweit das erste zugelassene Medikament in dieser Indikation. Merck erwartet im zweiten Halbjahr auch die Zulassung in der EU dafür.

Zwar ist der Markt in dieser Indikation nicht sehr groß - in USA erkranken nach früheren Angaben von Merck pro Jahr 2.500 Patienten neu an Merkelzellkarzinom, davon entwickeln bis zu elf Prozent Metastasen. Experten erwarten daher von dieser ersten Zulassung auch kein Riesengeschäft - Spengler etwa rechnet mit Spitzenumsätzen von 40 Mio. Euro für Merck. Weitere Anwendungen mit einem wesentlich größeren Marktpotenzial sollen aber folgen. "Die erfolgreiche Zulassung stimmt uns optimistisch für das weitere Potenzial von Avelumab", schrieb Bernhard Weininger von Independent Research.

Mit Produkten rund um Immuntherapie gegen den Krebs - und für satte Renditen

Auch Vorstandschef Oschmann ist optimistisch: "Wir glauben, dass das erst der Beginn ist und noch einiges kommen wird", sagte er. Merck hat im Pharmageschäft eine längere Durststrecke hinter sich. Die Krebsimmuntherapie Avelumab, für die Merck eine Partnerschaft mit dem US-Pharmakonzern Pfizer geschlossen hat, ist der größte Hoffnungsträger des deutschen Unternehmens. Von dem Krebsmittel soll in Zukunft ein Großteil der neuen Pharmaumsätze kommen.

Mit Avelumab hat Merck derzeit insgesamt neun Studien in der dritten und letzten Phase der klinischen Entwicklung, darunter etwa zur Behandlung von Lungen-, Nieren-, Magen- und Eierstockkrebs. 2017 soll bei den Südhessen die Trendwende bringen, ab dann will der Konzern nach früheren Angaben jedes Jahr ein neues Medikament oder eine neue Indikation zur Zulassung bringen.

Die Immuntherapie gilt als eines der vielversprechendsten Felder der Krebsmedizin. Die neuen immuntherapeutischen Arzneien zielen darauf ab, das körpereigene Abwehrsystem so zu aktivieren, dass es Krebszellen erkennen und zerstören kann. (reuters/apa/red)