Forschung : Neues Forschungszentrum treibt "smarte Produktion" der Steiermark voran

Die Digitalisierung der Wirtschaftswelt hat auch die Welt des Produzierens erfasst: "Smarte Produktion", also die Vernetzung von Maschine, Mensch und Dienstleistungen über die gesamte Produktion hinweg, gewinnt an Bedeutung. An der FH Joanneum in Kapfenberg entsteht ein rund 500 Quadratmeter großes Labor, in dem Studierende und Unternehmen Produktionstechniken der Industrie 4.0 erproben können.

"Smart Production Lab" wird die Lehr- und Forschungsfabrik an der FH Joanneum in Kapfenberg heißen, das eine auch öffentlich nutzbare "Werkstätte" für Themen der Industrie 4.0 werden soll. Der Spatenstich zu dem Projekt, in welches bis Ende 2018 rund zwei Millionen Euro investiert werden, hat am Dienstag stattgefunden. 2018 soll das Labor mit integriertem, niederschwelligem "FabLab" ("fabrication laboratory") eröffnet werden. Betrieben wird es vom Kapfenberger FH-Institut Industrial Management - Industriewirtschaft.

Öffentlich zugänglich

"Unsere Vision ist ein moderner, offener Platz für Kreativität und Innovation mit dem Schwerpunkt auf der digitalen Produktion und einem öffentlich zugänglichem FabLab", erläuterte Lab-Leiterin Barbara Mayer die Idee hinter dem obersteirischen Laboratorium. So sollen unter anderem Produkt-Prototypen ganz speziell nach Kundenwunsch gefertigt werden können und an Testständen die digitale Transformation der Fertigung an realen Unternehmensprozessen erforscht werden können, "von der CAD-Datei bis zur Auslieferung der Produkte", wie Mayer sagt.

Geld von der Stadt, der FH - und hoffentlich auch der Industrie

Die Stadt Kapfenberg investiert über 1,2 Mio. Euro in die Infrastruktur des Labs. Rund 0,5 Mio. Euro kommen von der FH Joanneum, den Rest von 2 Mio. Euro Gesamtinvestment möchte man von der Industrie lukrieren. Aus der Sicht von Kapfenbergs Bürgermeister Friedrich Kratzer (SPÖ) werde das neue Laboratorium "eine starke Intensivierung der digitalen Transformationsprozesse für die heimischen Unternehmen ermöglichen und den Hochschulstandort aufwerten", wie Kratzer meint.

Studenten sollen Prototypen bauen

Martin Tschandl, Leiter des Instituts Industrial Management - Industriewirtschaft, will das Lab massiv in die Lehre an der Kapfenberger FH integrieren. Er wünscht sich, dass die Studierenden das "Smart FabLab", den öffentlich zugänglichen Bereich des Smart Production Labs, auch darüber hinaus zu nutzen: "Wir möchten das 'Maker'-Bewusstsein unserer Studierenden stärken und es ihnen möglich machen, eigene Prototypen zu entwickeln und zu realisieren. Nicht nur lernen, sondern auch "machen", sei laut Tschandl die Devise: "Vielleicht ergibt sich dadurch ja die eine oder andere fruchtbare Geschäftsidee für unseren Industriestandort", so der Institutsleiter.

Der Mittelstand soll seine Angst verlieren

Vor allem aber soll den mittelständigen Unternehmen der Region die Angst vor der Digitalisierung der Produktion genommen und Chancen vorgestellt werden. Dazu will man Ende 2018 die ersten zehn "Showcases" von Anwendungsmöglichkeiten ausgearbeitet haben und Workshops für Unternehmen ausarbeiten, wie Tschandl gegenüber der APA schilderte.

Gemeinsam mit NXP und Cisco arbeite das Institut bereits an Cloud-Lösungen für Produktionscontrolling und -reporting in Echtzeit, führte Tschandl Forschungskooperationen an, die künftig im Labor eine praktische Fortsetzung finden sollen. Auch die Voestalpine hätten bereits ihre Kooperationsbereitschaft bekundet. Weiteres zu dem Zentrum von der Fachhochschule hier.

(apa/red)