Automobilindustrie : Neuer Vorwurf gegen Carlos Ghosn

Der französische Autobauer Renault prüft nun ebenfalls Vorwürfe gegen seinen inhaftierten Ex-Konzernchef Carlos Ghosn und hat die Justiz eingeschaltet. Ghosn habe zu seinem "persönlichen Vorteil" von einem Sponsoring-Vertrag mit dem Schloss Versailles profitiert - es gehe um eine Summe von 50.000 Euro, teilte das Unternehmen mit.

Laut der Zeitung "Le Figaro" haben Ghosn und seine Frau Carole im Oktober 2016 im Schloss Versailles ihre Hochzeit gefeiert. Die Kosten für den Mietvertrag seien jedoch über den Sponsoring-Vertrag mit Renault abgerechnet worden.

Der 64-Jährige Ghosn war am 19. November in Tokio wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert und vermutete einen Komplott gegen ihn.

Der gebürtige Brasilianer ist Architekt der Autoallianz aus Renault und den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi. Zunächst hatte Renault an Ghosn als Konzernchef festgehalten. Auf Druck auch seitens der französischen Regierung trat Ghosn im Jänner schließlich zurück. Der Staat ist bei Renault mit 15 Prozent der Anteile dabei und hat ein gehöriges Wort mitzureden.

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"Die bisher gesammelten Elemente erfordern zusätzliche Prüfungen", hieß es nun von Renault. Daher habe man entschieden, die Justizbehörden davon in Kenntnis zu setzen. Das Schloss Versailles teilte am Donnerstag mit, dass 2016 mit Renault ein Sponsoring-Vertrag in Höhe von 2,3 Mio. Euro abgeschlossen wurde. Der Vertrag ermöglicht Versailles eine Reihe von Restaurierungen über Renault zu finanzieren. Im Gegenzug profitiert das Unternehmen von Dienstleistungen.

Dazu zählte auch die Bereitstellung mehrerer Räumlichkeiten für ein Abendessen am 8. Oktober 2016. Die Kosten dafür bewertet das Schloss mit 50.000 Euro. An diesem Abend feierten Carole und Carlos Ghosn "Le Figaro" zufolge eine prächtige Hochzeitsparty im Schloss. Dabei habe es sich jedoch um eine völlig private Veranstaltung gehandelt, die nichts mit dem Sponsoring von Renault zu tun hat, zitierte die Zeitung eine Quelle.

Renault ist nach eigenen Angaben im Rahmen einer am 23. November 2018 eingeleiteten Untersuchung auf den Vorfall aufmerksam geworden. Renault hatte zuvor stets erklärt, bei der Bezahlung Ghosns für die Jahre 2017 und 2018 keine Unregelmäßigkeiten oder Betrug festgestellt zu haben. (apa/dpa)