Infrastruktur : Neuer "Istanbul Flughafen" symbolisch eröffnet
In Gegenwart zahlreicher ausländischer Staatsführer hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den neuen Istanbuler Flughafen eingeweiht. "Ich hoffe, dass der Flughafen unserer Region und der Welt von Nutzen sein wird", sagte Erdogan bei der feierlichen Einweihung zum Nationalfeiertag.
Das Drehkreuz werde "Istanbul Flughafen" heißen. Mit jährlich 200 Millionen Passagieren soll er einmal der größte der Welt werden.
"Istanbul ist nicht nur unsere größte Stadt, sondern auch unsere wichtigste Marke", sagte Erdogan bei der Einweihung zum 95. Jahrestag der Staatsgründung. Daher werde das "große Werk" einfach "Istanbul" heißen. Zuvor war spekuliert worden, ob der Flughafen nach Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk, dem osmanischen Sultan Abdülhamid oder nach Erdogan selbst benannt würde.
Erdogan kündigte an, dass der Atatürk-Flughafen im Süden von Istanbul nicht komplett geschlossen werde, sondern für Flugschauen und nicht-kommerzielle Flüge erhalten bleibe. Nicht mehr benötigte Bereiche des Flughafens am Marmara Meer würden aber wie von ihm im Wahlkampf im Juni versprochen in einen Volkspark umgewandelt, versicherte der Präsident.
An der Zeremonie im neuen Terminalgebäude nahmen Vertreter zahlreicher Staaten teil, darunter die Präsidenten Serbiens, Bulgariens sowie Sudans umstrittener Staatschef Omar al-Baschir, gegen den wegen Völkermords ein internationaler Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vorliegt. Die Einweihung ist weitgehend symbolisch, da der Flughafen erst in zwei Monaten voll in Betrieb gehen soll.
Wegen Verzögerungen beim Bau und eines Arbeiterstreiks wurde die Betriebsaufnahme auf Anfang Jänner verschoben. Bei einem Pressebesuch vergangene Woche waren viele Teile des 10,5 Mrd. Euro teuren Projekts noch im Bau. Erst Ende Dezember werden die Flugzeuge und Flughafenfahrzeuge innerhalb von 45 Stunden vom Atatürk-Flughafen zum neuen Airport verlegt.
Bis dahin sollen von dem Flughafen am Schwarzen Meer nur fünf Ziele angeflogen werden, darunter in Aserbaidschan und Nordzypern. Ab Jänner sollen 90 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden. Nach Abschluss aller Bauphasen im Jahr 2028 soll er mit zwei Terminals, sechs Startbahnen und 200 Millionen Passagieren im Jahr der größte Flughafen der Welt sein.
Dann soll er eine Kapazität von 500 Flugzeugen haben und täglich 2.000 Starts und Landungen abwickeln, 250 Fluglinien sollen mehr als 350 Ziele in aller Welt anfliegen. Neben der dritten Bosporus-Brücke und dem geplanten Kanal-Istanbul ist der Flughafen eines der wichtigsten Projekte Erdogans zur Modernisierung der Infrastruktur und zur Schaffung einer "neuen Türkei".
Schon heute ist Istanbul mit dem Atatürk-Flughafen am Marmara Meer und dem Flughafen Sabiha Gökcen auf der asiatischen Seite des Bosporus ein wichtiges Luftdrehkreuz zwischen Europa, Asien und Afrika. Der Atatürk-Flughafen ist jedoch völlig überlastet und kann wegen seiner Lage in der Stadt nicht erweitert werden, weshalb Erdogan 2013 einen neuen Airport in Auftrag gab.
Mit einer Fläche von 76 Quadratkilometern wird der neue Flughafen drei Mal so groß wie der Atatürk-Flughafen sein. Für Kritik bei Umweltschützern sorgte, dass für den Bau hunderttausende Bäume gefällt und riesige Flächen versiegelt werden mussten. Bis zur Fertigstellung einer U-Bahnlinie wird der 35 Kilometer vom Stadtzentrum entfernte Airport nur per Bus und Taxi erreichbar sein.
Der erste kommerzielle Flug von Turkish Airlines soll am Mittwoch nach Ankara starten. Die Fluglinie, die in den vergangenen Jahren ihr Netz massiv ausgebaut hat, hofft, dank des neuen Flughafens weiter zu wachsen. "Kommendes Jahr werden wir unsere Flotte um 40 Maschinen erweitern", sagte ein Firmenvertreter. Bis 2023 wolle die Fluglinie jährlich 120 Millionen Passagiere transportieren. (afp/apa/red)