Regierungsprogramm : Neue Prioritäten im Verkehrsministerium mit Leonore Gewessler

Die grüne Neo-Politikerin Leonore Gewessler übernimmt nicht nur das Verkehrsministerium, sondern in ihrem als "Superministerium" bezeichneten Ressort auch die Agenden Umwelt und Klimaschutz. Dementsprechend ökologisch dürften sich ihre Pläne in Sachen Verkehr ausgestalten. Tempo 140 auf Autobahnen wird es unter ihrem Kommando eher nicht geben.

Gewessler, ehemalige politische Geschäftsführerin der Umweltorganisation Global 2000, fährt gerne Bahn und wird ihre Verkehrskonzepte eher in diese Richtung priorisieren. Dass zum ersten Mal eine Grüne die Agenden für Mobilität übernimmt, wird sich bemerkbar machen. Gewessler ist die 26. Verkehrsministerin der Zweiten Republik.

Gewessler wird in ihrem großen Ministerium mit Klimaschutz, Umwelt, Verkehr bzw. Infrastruktur, Energie, Technologie und Innovation nun erstmals mit einer Mammut-Aufgabe betraut.

Der aktuelle FPÖ-Parteichef Norbert Hofer war während der türkis-blauen Regierungszeit zuständig für Verkehr, Innovation und Technologie. So war das Ressort seit dem Jahr 2000 betitelt. Hofer wurde dann allerdings vom Ibiza-Video ausgebremst. Sein Pilotprojekt "140 km/h auf Autobahnen" soll unter der neuen türkis-grünen Regierung beendet werden.

In den vergangenen Jahrzehnten traditionell unter roter Führung

Das Verkehrsministerium war in großen Koalitionen traditionell unter roter Führung. Unter Schwarz-Blau-Orange ab 2000 bis 2007 war das Verkehrsressort bei der FPÖ bzw. später beim BZÖ. Das Ministerium gilt als Megaressort, die ÖBB sowie die Asfinag fallen unter anderem in die Zuständigkeit des Infrastrukturministers.

Nicht ungewöhnlich ist in diesem Ministerium, dass die Ressortchefs nur kurz bleiben. Aber so kurz wie Gerald Klug, nämlich nicht einmal fünf Monate, blieb fast noch keiner. 113 Tage war Klug Minister seit seinem Wechsel aus dem Verteidigungsministerium. Kürzer diente nur Valerie Hackl, die nach der Regierungskrise in Folge der Ibiza-Affäre aus dem Hut gezaubert wurde und ganze 13 Tage im Amt war.

Bruno Pittermann (SPÖ) kam 1962/63 auf nur 103 Tage. Der damalige Vizekanzler war eingesprungen, nachdem Karl Waldbrunner nach der Nationalratswahl Zweiter Nationalratspräsident wurde. Weitere Kurzzeit-Minister aus den Reihen der SPÖ waren Rudolf Scholten, der nach nicht ganz einem Jahr 1997 mit Franz Vranitzkys Rücktritt ebenfalls die Regierung verließ. Werner Faymann (SPÖ) war keine zwei Jahre Verkehrsminister, ehe er 2008 Regierungschef wurde.

Recht kurze Gastspiele legten auch die blauen Minister in den Jahren 2000 bis 2003 hin: Michael Schmid blieb nur etwas mehr als neun Monate, Monika Forstinger ging nach einem Jahr und drei Monaten, Mathias Reichhold nach einem Jahr. Andreas Reichhardt, Verkehrsminister der Übergangsregierung, trat in seinen etwas mehr als sechs Monaten Amtszeit nicht groß in Erscheinung.

Die Verkehrsminister der Zweiten Republik:

Vinzenz Übeleis (S) 20. 12. 1945 - 08. 11. 1949

Karl Waldbrunner (S) 08. 11. 1949 - 14. 12. 1962

Bruno Pittermann (S) 14. 12. 1962 - 27. 03. 1963

Otto Probst (S) 27. 03. 1963 - 19. 04. 1966

Ludwig Weiß (V) 19. 04. 1966 - 21. 04. 1970

Erwin Frühbauer (S) 21. 04. 1970 - 17. 09. 1973

Erwin Lanc (S) 17. 09. 1973 - 08. 06. 1977

Karl Lausecker (S) 08. 06. 1977 - 10. 09. 1984

Ferdinand Lacina (S) 10. 09. 1984 - 16. 06. 1986

Rudolf Streicher (S) 16. 06. 1986 - 03. 04. 1992

Viktor Klima (S) 03. 04. 1992 - 12. 03. 1996

Rudolf Scholten (S) 12. 03. 1996 - 28. 01. 1997

Caspar Einem (S) 28. 01. 1997 - 04. 02. 2000

Michael Schmid (F) 04. 02. 2000 - 14. 11. 2000

Monika Forstinger (F) 14. 11. 2000 - 19. 02. 2002

Mathias Reichhold (F) 19. 02. 2002 - 28. 02. 2003

Hubert Gorbach (F/B) 28. 02. 2003 - 11. 01. 2007

Werner Faymann (S) 11. 01. 2007 - 02. 12. 2008

Doris Bures (S) 02. 12. 2008 - 01. 09. 2014

Alois Stöger (S) 01. 09. 2014 - 26. 01. 2016

Gerald Klug (S) 26. 01. 2016 - 18. 05. 2016

Jörg Leichtfried (S) 18. 05. 2016 - 18. 12. 2017

Norbert Hofer (F) 18. 12. 2017 - 22. 05. 2019

Valerie Hackl 22. 05. 2019 - 03. 06. 2019

Andreas Reichhardt 03. 06. 2019 - 07. 01. 2020

Leonore Gewessler (G) ab 07.01. 2020

(apa/red)