Luftfahrtindustrie : Neue Milliardenaufträge: Airbus und Boeing rechnen mit tausenden weiteren Bestellungen

Boeing und Airbus rechnen in den nächsten zwei Jahrzehnten mit einem höheren Bedarf der Fluggesellschaften an neuen Maschinen als bisher prognostiziert. Weltweit würden die Airlines in dem Zeitraum knapp 40.000 neue Flugzeuge im Wert von 5,9 Bill. Dollar (5,33 Bill. Euro) benötigen, teilte der US-Konzern mit. Das sind gut vier Prozent mehr, als Boeing noch ein Jahr zuvor geschätzt hatte.

Der europäische Konkurrent geht davon aus, dass im Wert von 5,2 Bill. Dollar 33.000 neue Maschinen mit mindestens 100 Sitzen gebraucht werden, ein Plus von 500 Flugzeugen im Vergleich zur früheren Vorhersage. Zum Auftakt der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough meldeten die Erzrivalen den Eingang milliardenschwerer Bestellungen.

In den kommenden 20 Jahren Zehntausende neue Maschinen gebraucht

Da beide Luftfahrtkonzerne von einem Anstieg des Passagierverkehrs ausgehen, rechnen sie in den kommenden 20 Jahren mit einer höheren Nachfrage am Weltmarkt. Hintergrund sei der wachsende Wohlstand in Ländern wie Indien und China, erklärte Airbus. Der Inlandsverkehr in der Volksrepublik werde binnen zehn Jahren zum größten weltweit werden.

Auch Boeing setzt darauf, dass vor allem Airlines aus Schwellenländern sowie Billigflieger in den nächsten beiden Jahrzehnten verstärkt Flugzeuge ordern. Besonders gefragt sein dürften demnach kleinere Maschinen wie die Boeing 737 oder der Airbus A320 mit gut 28.000 erwarteten Auslieferungen bis 2035, so die Amerikaner.

Boeing punktet bei Chinesen

Das Geschäftspotenzial Chinas und die guten Chancen für kleinere Maschinen konnte Boeing am Montag mit aktuellen Bestellzahlen untermauern. So orderten die chinesischen Gesellschaften Donghai und Xiamen Dutzende Maschinen für insgesamt mehr als 7,4 Mrd. Dollar nach Listenpreisen.

Donghai unterzeichnete einen Vorvertrag im Volumen von über 4 Mrd. Dollar für 25 Boeing 737 sowie fünf 787. Xiamen bestellt bis zu 30 Mittelstreckenjets in der Billigflieger-Version 737-MAX-200 737 für 3,4 Mrd. Dollar.

Airbus ergattert Großauftrag

Airbus punktete dagegen bei der britischen Airline Virgin Atlantic, die den Europäern für 4,4 Mrd. Dollar zwölf Langstreckenjets A350 abkaufen will. Die Auslieferung sei ab 2019 geplant.

"Die Maschine wird bei uns vor allem Boeings Jumbo-Jet 747 ersetzen", sagte Craig Kreeger, der Virgin Atlantic operativ führt. Laut Preisliste haben die Jets einen Gesamtwert von 4,3 Mrd. Dollar (3,9 Mrd. Euro). Allerdings sind bei Flugzeugkäufen hohe Rabatte üblich. Vier der zwölf Maschinen will Virgin Atlantic beim Flugzeugfinanzierer ALC leasen.

Zittern muss Airbus weiterhin um Virgins Bestellung von sechs Riesenfliegern vom Typ A380. "Wir denken weiter daran, die A380 irgendwann einzusetzen", sagte Kreeger. Fest zusagen wollte er das aber nicht. "Wir behalten unsere Kaufoption." Airbus ringt seit Jahren um neue Aufträge für den weltgrößten, aber inzwischen wenig gefragten Passagierjet.

Zuvor hatte ALC bei Airbus drei A350 in der Standardversion sowie einen Mittelstreckenjet vom Typ A321 geordert.

Ganz unterschiedlich schätzen die beiden Flugzeugbauer die Zukunft der ganz großen Jets wie dem doppelstöckigen Airbus A380 oder dem Jumbo-Jet Boeing 747-8 ein.

Probleme beim Bedarf nach den Riesenjets

Während Boeing damit rechnet, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten gerade noch 530 Maschinen dieser Größe benötigt werden, sagt Airbus mit 1.480 Flugzeugen einen fast dreimal so hohen Bedarf voraus. Beide Hersteller ringen seit Jahren um Bestellungen für ihre größten Flugzeugtypen. Leahy baut aber darauf, dass die Nachfrage nach dem Modell A380 wieder anzieht.

Der Großteil des Bedarfs dürfte laut Prognosen beider Hersteller auf Mittelstreckenjets wie den Airbus A320neo und die Boeing 737-MAX entfallen. Im Langstreckengeschäft ging der Trend zuletzt stärker zu mittelgroßen Jets mit zwei Triebwerken wie Boeings 787 "Dreamliner", dem langjährigen Verkaufsschlager 777 und dem Airbus A350, die sich auf weniger gefragten Strecken rentabel einsetzen lassen. (APA/Reuters/dpa/red)