Personalia : Nach den Turbulenzen des Vorjahres: FACC ernennt neuen Chef

Der Aufsichtsrat des oberösterreichischen Flugzeugzulieferers FACC hat den 49-jährigen Robert Machtlinger zum neuen CEO des Konzerns bestellt.

Machtlinger soll in seiner neuen Funktion auch die Produktion verantworten. Er freue sich sehr, "den eingeschlagenen Weg der vergangenen Monate fortzusetzen", so der neue Konzernchef.

Machtlinger war bereits im Vorjahr als Interimschef mit der Leitung des Unternehmens betraut, als der Unternehmensgründer und langjährige FACC-Chef Walter Stephan nach dem Willen des chinesischen Eigentümers Avic überraschend seinen Sessel räumen musste. Auslöser war ein Betrug über das Internet (Geschäftsführer-Trick).

Aufsichtsrat: Machtlinger "ein Zeichen für Kontinuität"

Im Rennen um den Chefposten bei FACC seien mehrere Personen gewesen, hieß es seitens des Unternehmens im vergangenen Oktober. Nun entschied sich der Aufsichtsrat für Robert Machtlinger, um "intern wie extern ein Zeichen der Kontinuität und Stabilität" zu setzen. Auch sonst ist der Chef des Aufsichtsrats, Ruguang Geng, voll des Lobes gegenüber Machtlinger: Der Manager genieße "ein hohes Ansehen unter den Kunden" und verfüge über "ausgezeichnete Marktkenntnisse."

FACC: Die Eckdaten zur Firma

Seit 2009 Der oberösterreichische Hersteller befindet sich seit 2009 mehrheitlich in chinesischer Hand. Damals hat der staatliche chinesische Luftfahrt- und Militärkkonzern Avic die Firma fast zur Gänze übernommen. 2014 schickten die Chinesen die FACC dann an die Börse. Heute halten sie 55 Prozent am Unternehmen. Knapp fünf Prozent hält die Erste Group. 39,6 Prozent sind im Streubesitz. Dem Aufsichtsrat der FACC stehen Chinesen vor.

FACC verfügt über das Hauptwerk in Ried im Innkreis sowie zahlreiche weitere Standorte. Seit vielen Jahren arbeiten die Oberösterreicher mit allen wichtigen Flugzeugherstellern wie etwa Airbus, Boeing und Bombardier zusammen. Mehr dazu hier: FACC nimmt die Umsatzmilliarde ins Visier

Ein bitterer Ausgang für Firmengründer Stephan

Bitter sind die Auswirkungen des Betrugsfalls - und danach vor allem die Reaktion des chinesisch dominierten Aufsichtsrats - aus der Sicht des Firmengründers und langjährigen Konzernchefs Walter Stephan.

Wie mehrfach berichtet wurde der Finanzbuchhaltung des oberösterreichischen Unternehmens von außen eine falsche Identität vorgespielt worden. Daraufhin wurden von FACC rund 50 Millionen Euro an Konten in die Slowakei und Asien überwiesen. Mehr dazu hier: Was wirklich beim Betrugsfall passiert sein dürfte

In weiterer Folge gab es eine Gewinnwarnung und eine Kapitalerhöhung. Minfen Gu wurde in ihrer Funktion als Finanzvorstand entlassen - doch dem Aufsichtsrat reichte das nicht. Auch Stephan musste überraschend seinen Sessel räumen.

Wie von INDUSTRIEMAGAZIN.at gemeldet hat Unternehmensgründer Walter Stephan nach dieser Entscheidung eine Klage gegen seine Entlassung eingebracht. Was die Gehaltsnachforderungen betrifft - Stephans Vertrag läuft bis Mitte 2019 -, seien die Anwälte der Streitparteien in laufendem Kontakt. "Die Forderung, die er gestellt hat, gilt es zu bewerten", heißt es seitens des Unternehmens.

(red)

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