Schaeffler : Muss Jürgen Geißinger gehen?

Die Berichte über eine angeblich bevorstehende Ablösung von Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger reißen nicht ab. Inzwischen wird sogar ein möglicher Nachfolger genannt. Das "Manager-Magazin" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Konzernkreise, dass sich die beiden Familiengesellschafter Maria-Elisabeth und Georg Schaeffler auf einen Kandidaten verständigt hätten und mit diesem sogar bereits einig seien.

Demnach solle Klaus Deller - bisher im Vorstand des Münchner Zulieferers Knorr-Bremse für das Geschäft mit Nutzfahrzeugsystemen zuständig - Geißinger ablösen. Schaeffler wollte sich nicht dazu äußern. "Das Unternehmen nimmt zu Spekulationen und Gerüchten keine Stellung", sagte ein Sprecher. Knorr-Bremse erklärte, man habe von dem Vorgang keine Kenntnis.

Das Thema sei bisher nicht im Aufsichtsrat behandelt worden, sagte ein Sprecher der bayerischen IG Metall. Deren Vorsitzender Jürgen Wechsler sitzt im Aufsichtsrat des Herzogenauracher Familienkonzerns. Üblicherweise werde erst ein Jahr vor dem Ende eines Vertrages über Nachfolgeregelungen oder eine Verlängerung gesprochen. Deshalb sei es ungewöhnlich, dass bereits jetzt über Geißingers Zukunft spekuliert werde, dessen Vertrag Ende 2014 auslaufe. Die IG Metall würde es als Affront betrachten, sollten derartige Dinge außerhalb des Aufsichtsrats besprochen werden, betonte der Sprecher.

Enormer Schuldenberg

Geißinger steht seit 1998 an der Unternehmensspitze. Unter seiner Führung hatte der Wälzlagerhersteller 2009 versucht, sich den sehr viel größeren Zulieferer Continental einzuverleiben, sich an den dafür aufgenommenen Schulden aber fast verhoben. Seither versucht Schaeffler, den enormen Schuldenberg zu reduzieren und kommt nur langsam voran. Erst vor wenigen Tagen hatte das Familienunternehmen den Kursanstieg der Conti-Aktie genutzt und sich von weiteren knapp vier Prozent der Anteile an dem Dax-Konzern getrennt. Nun lasten noch neun Milliarden Euro Schulden auf der Firma, die ihren verbleibenden Conti-Anteil von 46 Prozent nach eigener Aussage langfristig halten will.

Analysten vermuten jedoch, dass Schaeffler weitere Aktien verkaufen und am Ende einen Anteil von etwas mehr als einem Drittel anpeilen wird. Diese Größenordnung dürfte ausreichen, um die Geschicke des Reifen- und Elektronikspezialisten aus Hannover auf Hauptversammlungen weiter zu bestimmen. (APA/Reuters)