Corona-Strategien : Mondi-CIO Rainer Steffl: "Neuronale Netze werden die Weichen der Zukunft stellen"

Mondi Steffl
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Algorithmen, die Buchhaltern beim Monatsabschluss zur Hilfe eilen. Aber auch: maschinelle Intelligenz in der Fertigung. Versteckte Werte im Unternehmen zu schöpfen, ist Rainer Steffls Mission. Steffls Arbeit und die seiner Kollegen gibt mittlerweile ein packendes Dossier ab. Der CIO des Verpackungs- und Papierherstellers Mondi kann - nach einem richtungsweisenden Jahr 2019 - Anfang Juni neuerlich von wichtigen Wegmarken beim Einsatz künstlicher Intelligenz im Unternehmen berichten. Zwar habe sich, so ehrlich muss man sein, gezeigt, dass aktuell „nur wenige KI-Anwendungen über den Piloten hinaus für einen sinnvollen Business Case geeignet sind“, sagt Steffl.

„Sehr gute Ergebnisse“ sehe man aber nach wie vor in den Overhead-Bereichen. „Diese Anwendungen lassen sich auf die Bedürfnisse der einzelnen Produktionsstandorte skalieren“, so Steffl. Durchweg zufrieden ist er auch mit dem Einsatz automatisierter Mustererkennung in der Fertigung, um die Qualitätsstandards weiter hinaufzuschrauben. „Hier haben wir weiterhin eine hohe Erwartungshaltung“, sagt er. Hingegen zeige sich ebendort „die Integration von KI in der Bilderkennung aktuell als wirtschaftlich sehr schwer realisierbar“, sagt der CIO.

Corona als Nagelprobe

Steffl ist nicht der einzige, der am vielversprechenden KI-Thema dranbleibt. Dem Feilen an KI-Strategien taten die zentrifugalen Kräfte der Coronapandemie also - ein wichtiges Fazit - keinen Abbruch. Aus Corona zieht der Mondi-Manager sogar einige wichtige Lehren. Etwa die: Eine stabile Produktionsperformance braucht als Grundlage eine moderne, robuste und skalierbare IT-Infrastruktur. „Mit dieser Basis schaffen wir die Stabilität, um auch während der Pandemie liefern zu können“, sagt Steffl. Zugleich sei das die Grundlage für aller Art KI-Experimente. Er geht sogar so weit zu sagen: „Ohne solide und moderne Infrastruktur ist KI-Integration undenkbar“.

Experimentellen Charakter hatte etwa ein Advanced-Analytics-Projekt, das im Unternehmen jüngst aus der Zielgerade bog. Ziel war „die Minimierung des Hilfs- und Rohstoffeinsatzes in der Produktion von beschichtetem Papier, gleichzeitig die Erhöhung der Stabilität des Prozesses“, hört man bei Mondi.

„Wir übertrugen mehrere Terabytes an historischen Daten aus unseren ERP- und OSISoft-Systemen in eine autonome Analyseumgebung“, erzählt Steffl. Data Scientists analysierten die Daten, ehe sie Modelle zur Vorhersage von Qualitätsparametern von Fertigprodukten entwickelten. Nach der Integration der Modelle in den operativen Systemen liefern sie hier nun punktgenaue Prognosen hinsichtlich der Produktqualität. Netter Nebeneffekt: „Produktionsmitarbeiter bekommen auch Vorschläge hinsichtlich Einstellparametern an den Maschinen“, so der CIO.

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"Nicht alles marktfähig"

Auch weiterhin gilt bei Mondi übrigens der Grundatz, Lösungen unterschiedlichster KI-Anbieter zu testen und gegebenenfalls einzusetzen - egal, ob Big Names wie SAP, IBM oder Microsoft oder kleinere Softwarehäuser, so Steffl. Die Entscheidung, welche Lösung zum Einsatz kommt, fällt das „Advanced Platforms" Team stets situationsbezogen", heißt es bei Mondi. Nicht alles, was derzeit als Technologie entwickelt wird, sei schon marktfähig. „Persönlich erwarte ich mir durch neuronale Netze entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft der KI“, sagt Mondi-CIO Rainer Steffl. Ein Beispiel dafür sei Google Tensor Flow.