Strategiepfad : Miba-Vorstandschef Mitterbauer: "100 Millionen Euro für Zukäufe"

Portrait Franz Peter Mitterbauer
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Automobilzulieferer traf der schärfere Einbruch der Konjunktur in abgestuften Härtegraden. Für schwach diversifizierte Vertreter der Branche waren die vergangenen Monate die richtig harte Tour. Breiter aufgestellte Unternehmen kamen vergleichsweise glimpflich davon. Der Laakirchener Zulieferer Miba erwirtschaftet einen Großteil des Umsatzes - aktuell fast 60 Prozent - außerhalb der Automobilindustrie. "Und das eigentlich schon seit den vergangenen zehn Jahren", weiß Franz-Peter Mitterbauer von einem wesentlichen Konstituens des Unternehmens zu berichten.

Demnach steckten die Oberösterreicher weniger in den Fängen der Pandemie. Dennoch hat Miba hat mit 1. Oktober für 650 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet, wie die "Krone" berichtet. Die betroffenen Beschäftigten seien alle am Standort in Vorchdorf tätig, an dem die Sinterteile-Produktion und ein Beschichtungsbereich angesiedelt ist.

2020/21 lag Miba nah an der Umsatzmilliarde (891 Mio. Euro), die Ergebnisse der bis 2020 laufenden Strategieperiode, die Mitterbauer mit seinem Antritt 2013 prägte, kann sich sehen lassen: Beim Umsatz legte man um ein Drittel zu, der Personalstand in Österreich stieg um ein Fünftel. Weltweit arbeiten nun 7.500 Mitarbeiter im Gesamtkonzern - die Zahl der Produktionsstandorte stieg von 21 auf 31.

Der nötige Beharrungswille in Kernmärkten wie dem klassischen automobilen Zuliefergeschäft, aber auch jenen, in denen es um Gewinnung, Übertragung, Speicherung und Nutzung von Energie geht, soll nun weiteres Wachstum bringen. Bis 2027 - dem Jahr, in dem Miba sein 100jähriges Bestandsjubiläum hat - soll der Umsatz entlang der Energie-Wertschöpfungskette auf 1,5 Milliarden Euro klettern. Organisch. Aber auch durch Zukäufe, für die Mitterbauer das große Besteck auspacken will: 100 Millionen Euro sind dafür schon mal reserviert. "Wir haben uns im M&A-Bereich personell verstärkt und sind zuversichtlich, dass sich 2022 oder 2023 ein solcher Zukauf manifestiert", sagt Mitterbauer.

Im Aufsichtsrat durchgedrungen ist man auch mit der Argumentation, den Gesamtinvestitionen im Unternehmen bis 2027 nicht übertriebene Schranken zu setzen. Sie sollen sich auf über 500 Millionen Euro belaufen. Mit Lösungen der Elektromobilität wachsen die Laakirchener mit etwas unter zehn Prozent aktuell stärker als der Markt - der Drive soll nicht verloren gehen.

Investiert wird aktuell etwa beim steirischen Elektronikhersteller EBG. Um zwei Millionen Euro werden an den Standorten in Kirchbach und St. Stefan im Rosental bis Jahresende neue Produktionsanlagen für die Fertigung von Leistungswiderständen - eine Sicherheitserfordernis in Elektrofahrzeugen genauso wie Stromnetzen oder der Medizintechnik - aufgebaut. Produktionsstart ist Anfang 2022.

Neben den Abnehmerbranchen Solar- und Wasserkraft ist auch die Windkraft für Wachstum gut. Etwa finden sich Reibbeläge für Bremsen oder Kühlsysteme im Miba-Portfolio - der Trend, Wälzlager durch Gleitlager zu substituieren, dürfte die Geschäfte der Laakirchener zusätzlich begünstigen. Akuell in Entwicklung: Hauptlager für Rotoren. Auch bei den Gleitlagern für Turbinen von Wasserkraftwerken "trenne sich "die Spreu vom Weizen", sagt Mitterbauer. Auch dies seien keine Teile "von der Stange".

"Extrem entwicklungsintensiv" sei zudem das Segment Batteriespeicherung. Seit 2019 halten die Laakirchener über die Miba eMobility 25,1 Prozent am Mühlviertler Batteriesystemehersteller Voltlabor. In deren Lösungen wird bereits eine von Miba entwickelte Kühltechnologie standardmäßig verbaut. Ziel: Kunden etwa aus der Baumaschinenindustrie für die elektrifizierte Kleinserie zu begeistern.

Mitterbauer zeichnet freilich Zukunftsbilder, bei denen die reinen Verbrenner auch über 2027 hinaus nicht schlecht wegkommen. "Containerschiffe, die wir mit unseren Produkten ausstatten, werden auch weiterhin mittels Verbrennungsmotor betrieben", sagt er. Die Co2-Neutralität wird dann freilich das übergeordnete Thema sein. "Projekte dazu sind in der Pipeline", so Mitterbauer.