Verhandlungen zum Kollektivvertrag : Metaller-Lohnrunde ante portas

Die Herbstlohnrunde der Metallindustrie steht diesmal unter neuen Vorzeichen. Die Verhandlungen werden von den sechs Metallarbeitgeber-Verbänden jeweils getrennt geführt, nachdem der weitaus größte Verband - der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) - aus den bisher traditionell gemeinsamen Gesprächen ausgeschert ist.Zeitgleiche GesprächeBei den Gewerkschaftsvertretern hat dies für helle Empörung gesorgt, sogar vor einem Ende der Sozialpartnerschaft wurde gewarnt. Da sie aber die Industrievertreter "nicht am Verhandlungstisch festbinden können", haben sich Metallergewerkschaft Pro-Ge und Angestelltengewerkschaft GPA mit der getrennten Verhandlungsführung abgefunden, sie wollen aber trotzdem eine einheitliche Kollektivvertrag für alle Metaller herausschlagen. Die Gespräche sollen zeitgleich laufen.Vier Runden 2011Im Vorjahr waren vier Verhandlungsrunden notwendig, geeinigt hat man sich dann auf einen durchschnittlichen Lohnzuwachs von 4,2 Prozent. Außerdem wurde die Elternkarenz deutlich ausgebaut. Die Industrie kostete der Abschluss nach Eigenangaben rund 300 Millionen Euro. Von der Einigung waren rund 180.000 Beschäftigte betroffen. Die Maschinen- und Metallwarenindustrie hat rund 120.000 Mitarbeiter. Heuer gehen die Belegschaftsvertreter von einer Inflationsrate von 2,8 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten aus, ein Abschluss darunter gilt als extrem unwahrscheinlich.Hier geht´s weiter

Offen ist, ob das Thema Arbeitszeitflexibilisierung von der Industrie eingefordert wird. Sie verspricht sich dadurch bessere Abdeckung von Produktionsspitzen. Die Gewerkschaften lehnen das Thema ab, denn sie fürchten um die Überstundenzuschläge für die Mitarbeiter. Außerdem gebe es ohnehin schon ein sehr flexibles Arbeitszeitmodell, das von der Industrie nicht einmal ausgeschöpft werde.Neues VerhandlungsteamNeu ist heuer auch das Verhandlungsteam der Industrie. Verhandlungsführer des FMMI ist der Vorarlberger Unternehmer und stellvertretende FMMI-Obmann Johannes Collini. Zum Team gehören weiters Veit Schmid-Schmidsfelden, Geschäftsführender Gesellschafter der Rupert Fertinger GmbH, und Karin Exner-Wöhrer, Vorstandsvorsitzende der SAG Motion. Auf Arbeitnehmerseite verhandelt wieder das eingespielte Team Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Proyer (GPA), Verhandlungsort ist traditionell die Wirtschaftskammer Österreich in Wien."Nicht lachen"Die Übergabe des Forderungskataloges der Gewerkschaft erfolgt morgen um 14.00 Uhr, Branchengerüchten zufolge könnte dann auch gleich die erste Verhandlungsrunde starten. Dann ist nicht nur Sitzfleisch gefragt, sondern auch schauspielerisches Talent. Legendär ist der Spruch eines führenden Gewerkschafters nach einer Besprechungsrunde mit seinen Betriebsräten: "Und jetzt beim Rausgehen nicht lachen." Hier geht´s weiter

Die Arbeitnehmervertreter haben sich unterdessen noch einmal mit Zahlen aufmunitioniert. Nach Angaben der Arbeiterkammer erzielte die Metallindustrie laut deren Bilanzen im Vorjahr 2,2 Milliarden Euro Gewinn - und "dahinter steckt der Einsatz der Beschäftigten", betonte AK-Präsident Herbert Tumpel am Dienstag in einer Aussendung. Und er stellt klar: "Sie müssen auch heuer ihren gerechten Anteil am Erfolg der Unternehmen bekommen." Er erinnerte an die Bedeutung des Inlandskonsums, und der hänge auch von der Höhe der Lohnabschlüsse ab.Profit nur für Aktionäre?Tumpel befürchtet aber, dass von dem Produktionszuwachs in erster Linie die Aktionäre profitieren könnten. "Die Ausschüttungen werden 2012 wieder 1,8 Milliarden Euro erreichen - ein Gewinnanteil von fast 76 Prozent für die Aktionäre. Alles dreht sich nur noch um den Gewinn für die Eigentümer", kritisiert er.Eine andere Sicht der Dinge hat naturgemäß die Arbeitgeberseite. Sie präsentierte vergangene Woche ihre Zahlen, wonach es zwar bisher ganz gut gelaufen ist, aber nun der Wirtschaftsabschwung kommt - und der müsse bei den Lohnabschlüssen berücksichtigt werden. (APA)