Metallindustrie : Metaller-KV: Noch ein Aktionstag vor der harten vierten Runde

Die Metaller-KV-Verhandlungen gehen am Freitag in die vierte Runde. Das war sowohl seitens der Vertreter beider Seiten fix. Einen Durchbruch zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaftern hat es zuletzt demnach nicht gegeben. Zur dritten Runde: Dritte Runde der harten Verhandlungen zum Metaller-KV >>

Diese Verhandlungen sind richtungsweisend für viele benachbarte Branchen sowie für den gesamten Standort Österreich, denn die Metallindustrie zählt 192.000 Beschäftigte.

Arbeitgeber wollen eine "Arbeitsgruppe" als Beobachter

Die Arbeitnehmer lehnen den Wunsch der Arbeitgeber ab, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die in den kommenden beiden Jahren den von den Arbeitgebern gewünschten "KV 4.0" ausgestalten sollte, sagte Rainer Wimmer zur APA. Er ist Chef der Gewerkschaft PRO-GE sowie des FSG und einer der beiden Arbeitnehmer-Chefverhandler. Die Gespräche seien nicht einfacher geworden.

"Beschäftigten-KV" statt Metaller-KV

Die Arbeitgeber wollen, dass eine solche neue Arbeitsgruppe die Praxis bei der Arbeitszeitflexibilisierung beobachten und danach "Vorschläge" erarbeiten solle, falls sich hier tatsächlich Änderungsbedarf ergeben solle, meint Christian Knill, Sprecher der Arbeitgeberverhandler. Auch eine Zusammenführung von Arbeitern und Angestellten in einen "Beschäftigten-KV", den sich die Arbeitgeber wünschen, sollte die Arbeitsgruppe ausarbeiten.

Knill sieht darin eine "notwendige Entrümpelung des Kollektivvertrags", um die Bürokratie für die Firmen abzubauen. "Wir können die Abwehrhaltung der Gewerkschaften dazu nicht nachvollziehen." Die Arbeitgeber würden sich aktuell auch einen zumindest zwei- besser aber noch dreijährigen Abschluss wünschen, den die Arbeitnehmer ebenso ablehnen.

Fachverband zum Lohnplus: Nur Inflation und Parameter der gesamten Wirtschaft

Was die Lohnhöhe angehe, so meinen die Arbeitgeber, jede Erhöhung über die Inflationsrate hinaus könne sich nur an gesamtwirtschaftlichen Parametern orientieren. Und genau das sei die gesamtwirtschaftliche Produktivität, die derzeit bei 0,7 Prozent liege. Zudem solle der Metaller-KV für die Metalltechnische Industrie verhandelt werden. Daten zu anderen Industriebranchen, wie etwa der Autoindustrie oder Stahlindustrie, sollen keine Rolle spielen.

Die Forderungen nach einer Verkürzung der Arbeitszeit sei "Gift für den Standort". Das würde die Betriebe "hunderte Millionen kosten und tausende Arbeitsplätze vernichten", glaubt der Fachverband FMTI.

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Gewerkschaften: Schönes Schlagwort "KV 4.0" ist Irreführung

Wimmer sieht im Versuch der Umsetzung des "KV 4.0" eine versuchte Schwächung der Arbeitnehmer. Vertreter der Arbeitnehmer bezeichnen die Überschrift "KV 4.0" als irreführend. Damit könne sich der Branchenverband FMTI zum Beispiel für "schwächelnde" Betriebe eine Verlängerung der Normalarbeitszeit vorstellen - und zwar ohne Lohnausgleich. Oder Verschlechterungen bei den Kündigungsbestimmungen, so die Gewerkschaften weiter.

Außerdem solle bei Eigenkündigung der Anspruch auf vier Stunden Freizeit pro Woche während der Kündigungsfrist entfallen und die Kündigungsfrist während der ersten fünf Dienstjahre verlängert werden. Ebenso stellen Arbeitgeber die durch den Kollektivvertrag gesicherten Freizeittage für Hochzeit oder Wohnungswechsel in Frage.

"Aktionstag" am Donnerstag

Die Gewerkschaften haben nach der dritten Verhandlungsrunde am 18. Oktober zum Aktionstag in den Betrieben aufgerufen. Dabei sollen Betriebsräte der gesamten Metallindustrie die Beschäftigten über die Forderungen und den Stand der Verhandlungen informieren.

Eckdaten zu den Forderungen der Arbeitnehmer

Die Arbeitnehmer fordern um fünf Prozent mehr Lohn und umfangreiche Kompensationen wegen der neuen Arbeitszeitregeln - Stichwort 12-Stundentag und 60-Stundenwoche. Wegen der Novelle zum Arbeitszeitgesetz sind die Fronten heuer besonders verhärtet, denn die Arbeitnehmer bestehen auf Kompensationen fürs Gesetz. Sie wollen sich "zurückholen" was ihnen "genommen worden" sei und sehen die Wirtschaft als Besteller der Gesetzesnovelle.

Es geht den Gewerkschaftern bei den Kompensationen unter anderem um einen Kündigungsschutz, wenn der 12-Stundentag angewendet wird, ein Arbeitnehmer aber die lange Arbeit aber ablehnen will.

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Metallindustrie verweist auf Abkühlung der Konjunktur

Den Arbeitgebern sind die Forderungen zu hoch. Sie verweisen auf hohe Abschlüsse in den vergangenen Jahren und eine sich abkühlende Konjunktur. Vor allem könne es durch die Betriebe keine Kompensation für die Novelle des Arbeitszeitgesetzes geben.

Im "KV 4.0" wollen sie auch Modelle einer Jahres- oder Lebensarbeitszeit verankern. Dabei gehe es auch um die Frage, "wie wir vermehrt über 50-Jährige beschäftigen können", so Knill.

Die nächste Runde mit dem FMTI findet bereits am 19. Oktober in der WKO statt. Beginn ist um 16 Uhr. (red mit apa)

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