Zulieferer : Merkel kritisiert Hungerlöhne in globalen Lieferketten

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich gegen Niedriglöhne bei der weltweiten Produktion auch für die westlichen Märkte ausgesprochen. "Ob Arbeit als gute Arbeit bezeichnet werden kann, hängt auch von der Lohnhöhe ab", sagte Merkel in Berlin bei einem Kongress der Gewerkschaftsgruppierung Labour 20 (L-20).

Die Arbeitsminister der G-20-Staaten beraten noch diese Woche in Deutschland über die weltweiten Bedingungen von Arbeit.

L-20 vertritt die Arbeitnehmerinteressen in den G-20-Staaten, der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Die G-20-Gewerkschaften forderten die Regierungen zu energischem Einsatz für höhere Löhne für benachteiligte Arbeitnehmer auf.

Ausdrücklich warb Merkel für mehr Tarifverhandlungen entlang der Lieferketten. Hintergrund ist, dass bei der Produktion etwa von Textilien, Elektrogeräten oder anderen Waren in Schwellenländern oft schlechte Arbeits- und Lohnbedingungen herrschen. Merkel sagte mit Blick auf Tarifverträge: "Es wächst auch eine gemeinsame Verantwortung."

Die Kanzlerin versicherte, dass sich Deutschland seiner Verantwortung eines wohlhabenden Landes bewusst sei. "Wir als Deutschland fühlen uns verantwortlich, dass wir nicht ein Leben auf Kosten anderer führen." Klar müsse sein, "dass würdige, menschenwürdige Arbeitsbedingungen überall dazu gehören."

Deutschland mache sich für die Umsetzung entsprechender Rahmenverabredungen stark. In Handelsabkommen müssten Umweltstandards und Mechanismen der Streitschlichtung einbezogen werden.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann sagte im Namen von L-20: "Die Unterdrückung von Gewerkschaften, menschenunwürdige Löhne, die Verletzung grundlegender Menschenrechte ist in vielen Teilen der Welt und auch in der G-20 traurige Realität." Wo Ungleichheit wachse, habe das auch negative ökonomische Auswirkungen.

In einer Mitteilung forderte Hoffmann Merkel dazu auf, ihre Versprechen auch umzusetzen. Ausbeutung und unmenschliche Arbeitsbedingungen seien in vielen Ländern in einem unerträglichen Maße verbreitet, damit die Firmen hohe Gewinne machen und den Konsumenten billige Preise garantieren könnten. Arbeitsrechtsstandards müssten in allen Handelsbeziehungen und Handelsverträgen verankert werden (dpa/apa/red)