Forschung und Entwicklung : Maschinenbauer sind erstaunlich ineffizient
Eigentlich hätte Frank Bünting Schlimmeres erwartet. Dass 39 Prozent aller Forschungs-, Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen der Maschinenbaubranche ihre Projektziele verfehlen, spiegle sich mit seiner Erfahrung. "Intuitiv hätte ich aber gesagt, sogar jedes zweite Projekt läuft aus dem Ruder", berichtet der stellvertretende Abteilungsleiter Betriebswirtschaft beim VDMA. Der Maschinenverband befragte mit der Agentur Staufen über 130 Maschinenbauer, wie lean sie entwickeln. Jetzt, wo die aussagekräftige Studie vorliegt, wäre es laut Bünting an der Zeit, an einigen Schrauben in der Produkt- und Technologienentwicklung zu drehen. Vor allem an der hohen Zahl der Entwicklungsaufträge, die gleichzeitig in die F&E-Abteilungen gepresst würden, stößt er sich: "Vergleichen Sie es mit der Fertigung: Wo Kapazitäten für zehn Aufträge da sind, schiebt man zwölf oder 15 rein." Das Ergebnis: "Sie blockieren sich gegenseitig", sagt Bünting.
Engpässe
Tatsächlich ist das Bild mit Arbeit zugeschaufelter Entwicklungsabteilungen ein realistisches. Häufig kommt zu Kapazitätsengpässen noch schlechte Führung. Die Strategien fehlen vielfach, geht aus der Studie hervor, oder sind bestenfalls rudimentär umgesetzt. So sind mit etwa 45 Prozent in den Unternehmen noch erstaunlich wenige Methoden und Prinzipien einer effizienten Entwicklung umgesetzt. Stichwort Modulbau. "Warum muss immer und immer wieder von null begonnen werden", fragt sich VDMA-Mann Bünting etwa hinsichtlich Verbindungselementen. Viel sinnvoller wäre doch, flexibel auf Standards oder Baukästen zuzugreifen. Ebenfalls viel zu selten in der Praxis zu finden seien Unternehmen, die Forschungsarbeit in gleichwertige Arbeitspakete unterteilen und Mitarbeiter diesen zuteilen würden. So würden die CEOs verhindern, "dass Konstrukteure unnötige Arbeitspuffer von einigen zusätzlichen Wochen einziehen."
Potenzial nicht ausgeschöpft
Vorwerfen, die falsche Personengruppe befragt zu haben, kann man den Studienautoren jedenfalls nicht. Befragt wurde, wer es am besten weiß – nämlich die Entwicklungsleiter. Luft gibt es laut dem VDMA-Experten Frank Bünting bei ausnahmslos allen Maschinenbauunternehmen, die befragt wurden: Die 20 besten Betriebe in der Studie schöpfen das F&E-Potenzial ebenfalls nur zu maximal 60 Prozent aus. "Der Rest wird bis jetzt einfach nicht umgesetzt", so Bünting. Dabei, so wird auch Bünting nicht müde zu betonen, ließe sich mit den passenden Weichenstellungen sowohl in der Produkt- als auch Technologieentwicklung die Herstellkosten deutlich senken – und zwar "ohne auf Produktfunktionalität verzichten zu müssen." Denn effektive Prozesse würden auf Qualität, Funktionalität und Termintreue durchschlagen.