Börsengang : Maschinenbauer Aumann lockt Investoren mit Elektromotoren

An der Frankfurter Börse hat der erste Neuling des Jahres einen glänzenden Start hingelegt. Der erste Kurs der Aktie des westfälischen Maschinenbauers Aumann lag mit 48,20 Euro schon 14 Prozent über dem Ausgabepreis von 42 Euro, im Handelsverlauf des ersten Tages stieg das Papier sogar um bis zu 20 Prozent auf 50,50 Euro.

"Wir sehen das als sehr schönen Erfolg", zeigte sich der Chef des Aumann-Mehrheitsaktionärs MBB, Christof Nesemeier, im Gespräch mit Reuters zufrieden. Der Plan, mit dem Börsengang den Wert von Aumann herauszustellen, sei aufgegangen: "Wenn man so eine Perle in einem Gemischtwarenladen versteckt, sieht man nicht den vollen Wert."

Mit 700 Mio. Euro ist der Börsenneuling mehr wert als die Berliner Mittelstandsholding MBB selbst. Aumann hatte die Investoren mit dem Boom von Elektromotoren geködert, für die die Firma Teile der Produktionslinie fertigt. Finanzkreisen zufolge waren die Aktien mehr als fünfmal überzeichnet. Fast 90 Prozent der Papiere gingen an Anleger aus dem Ausland.

MBB kassiert von den 251 Mio. Euro, die die Emission einbringt, allein 176 Mio.. Die Mittelstandsholding senkt ihren Anteil von 93,5 auf 53,6 Prozent. Die Mehrheit wolle MBB mittelfristig behalten, betonte Nesemeier. Die MBB-Aktie stieg am Freitag um 2,2 Prozent.

63 Mio. gehen an den Börsenneuling selbst, der damit vor allem die Produktion ausbauen will. Die Aufträge aus der Auto- und Fahrradindustrie schießen nach oben. "Man kann auch eine Abkürzung gehen und Kapazität zukaufen", sagte Vorstandschef Rolf Beckhoff zu Reuters. Auf ein konkretes Objekt habe man sich aber nicht festgelegt. Das Unternehmen aus dem westfälischen Beelen lässt schon jetzt viele Teile billiger im Ausland fertigen. "Man muss nicht alles selbst machen", sagte Beckhoff. Auf diese Weise ließen sich Auftragsspitzen besser ausgleichen.

Reichlich Geld wartet, um zuzuschlagen - aber Industriebetriebe halten sich bedeckt

Trotz des Erfolgs von Aumann wagen sich bisher nur wenige weitere Börsenkandidaten aus der Deckung. "Der Markt wäre sehr aufnahmebereit, aber es mangelt an Unternehmen, die börsenreif sind", sagte ein Investmentbanker. Zudem lägen die Osterfeiertage in diesem Jahr so ungünstig, dass sich die nächste Gelegenheit, einen Börsengang durchzuziehen, erst im Juni ergeben würde.

Der Industrie-Dienstleister IBU-tec aus Weimar will in der kommenden Woche sein Debüt im neuen Wachstumssegment der Deutschen Börse, "Scale", feiern. Der Halbleiter-Auftragsfertiger X-Fab aus Erfurt hat sich dagegen für die Pariser Euronext als Börsenplatz entschieden. Der bis zu 578 Mio. Euro schwere Börsengang ist für den 6. April geplant. Die X-Fab-Aktien werden in einer Spanne von 8,00 bis 10,50 Euro angeboten. Ein Versuch, an die Frankfurter Börse zu gehen, war vor 13 Jahren gescheitert.

Auch der Folienhersteller Klöckner Pentaplast versucht lieber im Ausland sein Glück: Er hat die Dokumente für eine Emission an der New Yorker Börse eingereicht, weil er sich dort eine höhere Bewertung verspricht. Der schwäbische Industriekeramik-Hersteller CeramTec drängt ebenfalls an eine Börse in den USA. Größere Börsengänge in Frankfurt werden erst später im Jahr erwartet: Siemens hat sich noch nicht festgelegt, ob seine Medizintechnik-Tochter Healthineers dort oder in New York an die Börse gebracht werden soll. (reuters/apa/red)