Maschinenbau-Konjunktur : Maschinenbau: Ass im Ärmel?

Armin Rau GF Trumf Maschinen Austria
© Helene Waldner

Noch ist hier nur Wiese. Der letzte Schnee, der in der Sonne schmilzt. Und grenzenloser Optimismus. 20 Millionen Euro: So viel will der Maschinenbauer Trumpf Maschinen Austria in den Ausbau seines Paschinger Werks stecken. Zwei Hallen mit 5.000 Quadratmeter Produktionsfläche und ein Gebäude für F&E sollen hier, gleich hinter der Werkseinfahrt, hochgezogen werden. Avisierter Baustart: möglichst noch heuer. Denn die Nachfrage bei der TruBend Cell 7000 – der weltweit schnellsten Biegezelle – könnte nicht besser sein. Die deutsche Konzernspitze muss zwar noch ihren Sanktus für den Ausbau geben. Aber das ist wohl nur ein formaler Akt. Denn dass die Oberösterreicher der deutschen Mutter im per 30. Juni endenden Geschäftsjahr unter die Augen treten können, ohne rot zu werden, gilt als gesichert: Sie legten umsatzmäßig brav zu. „Deutschland ist stabil, der Osten leicht wachsend, in Italien und Frankreich bewegt sich nicht viel“, schildert Geschäftsführer Armin Rau die momentane Seitwärtsbewegung (mit Hang nach oben). Für die positive Überraschung des Jahres sorgte ausgerechnet die Alpenrepublik. „Wir liegen in Österreich 50 Prozent über Plan, was so nicht zu erwarten war“, sagt Rau. Produktionsplus Leichtes Wachstum, Seitwärtsmarkt: Das mag nicht recht zur fixen Idee gigantischer Umsatz-Höhenflüge passen, die im Maschinenbau noch immer zirkuliert: 2013 könnte die Maschinenproduktion wieder ihre Bestmarke erreichen, rechnet der Verband Deutscher Werkzeugmaschinenbauer VDMA (siehe Grafik) berauscht vor. Dass die vormalige Bestmarke (2008) nur durch irrationale Wachstumsraten, wo Aufträge in Serie eingingen (und später storniert wurden), erreicht wurde, wird gern vergessen. Umso optimistischer stimmt die Hersteller die derzeitige Situation. Zwar war von den positiven Stimmungsanzeichen in der Produktionserwartung „im letzten Quartal noch nicht viel zu sehen“, so Martin Baminger, Konjunkturexperte beim Fachverband Maschinen und Metallwarenindustrie (FMMI). Nach wie vor aber geben Produzenten in den Umfragen „leichte Produktionssteigerungen an“, so Baminger. Der Auftragseingang bewegte sich exakt auf Vorjahresniveau, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. Immerhin.Das Problem: Unsicherheiten in der Absatzplanung – zuletzt durch wieder das Normalniveau erreichende Maschinenpreise angeheizt – werden derzeit noch massiv zu den Herstellern durchgereicht.Lesen Sie weiter: precisa CNC Werkzeugmaschinen: Auf Sichtfahrt

Im ersten Halbjahr 2012 lief es für Anton Köller eigentlich noch wie am Schnürchen. Dann hieß es in der Zulieferbrache plötzlich termintreu: Sommerloch. In dem steckt die Branche im Frühjahr 2013 offenbar aber „immer noch“, so der Geschäftsführer von precisa CNC Werkzeugmaschinen. Ihm retteten die ersten sechs Monate des Vorjahrs die gute Bilanz mit mehr als 60 verkauften Maschinen. Der Herbst war zwar durch die Messen AMB und Viennatec emotional stark aufgeladen – mehr aber auch nicht. Die Verkaufszahlen blieben „hinter den Erwartungen“, so Köller.Dass die Rezession in der Maschinenbauindustrie nur in sehr abgeschwächter Form stattgefunden habe, könne zwar „als positiv interpretiert werden“, heißt es beim FMMI. Andererseits würden sich nun schon seit Monaten „kaum Anzeichen einer Dynamik zeigen“. Betriebe schieben den Maschinenkauf auf die lange Bank – „ganz gleich, ob es ein paar Prozente mehr Abschlag gibt oder nicht“, heißt es in der Branche. Köller vermutet, dass bei einigen Betrieben die Finanzabteilung hausintern „nicht mehr mitspielt“.Er hat mehrfach erlebt, wie nervenzerreibend die Verhandlungen zurzeit laufen können. Im Januar: Die mündliche Kaufzusage – nur noch das grüne Licht der Geschäftsführung fehlt. Reine Formalie. Woche um Woche vergeht – aber immer noch gibt es ermunternde Signale. Im April ahnt man es dann schon: Die höfliche Absage. Auch keine vertrauenserweckenden Signale: Wenn Kunden im Februar achselzuckend behaupten, das Budget 2013 für Investitionen in Maschinen „schon nahezu ausgeschöpft zu haben“, erzählt Köller.Immerhin: Spätestens im Sommer erwartet sich Köller wieder eine bessere Geschäftslage. Gut dotierte Projekte an Land zu ziehen, dabei tun sich derzeit freilich auch andere schwer. Sogar Hersteller, die das Risiko in mehreren Technologiesegmenten streuen, wurden von der Sichtfahrt der Industrie überrascht.Lesen Sie weiter: Knill-Gruppe: Offensivspiel gegen Flaute

Georg Knill, Chef der Knill-Gruppe, vermisst noch jenen satten Auftragspolster, der ihm die nötige Planungssicherheit fürs kommende Geschäftsjahr (ab Juli) geben soll. Seit vorigem Herbst ist er mit „zurückhaltenden Aktivitäten“ seiner Kunden konfrontiert. Die hätten zwar paradoxerweise noch ein hohes Auslastungsniveau.Das Geschäft mit Neumaschinen laufe aber „verhalten“. Und das, obwohl Knill mehrere Standbeine hat: Knill baut Batterie-, Kabelfertigungs- und Glasfaseroptikmaschinen. Maschinen also, die nicht beim investitionsscheuen Lohnfertiger um die Ecke landen. Alle drei Segmente liegen derzeit unter den Erwartungen. Ursache sei „sicher nicht die Euro-Krise“, so Knill. Er registriert Vorsicht bei den Investitionen – rechnet aber mit einem Aufwärtstrend in den nächsten Monaten.Den auch der VDMA auf seiner Karte hat. Der Verband rechnet mit einem Anziehen der Konjunktur ab dem zweiten Halbjahr. Bis es so weit ist, behilft sich Georg Knill vorerst so: „Wir gehen mit noch mehr Druck in die Ausschreibungen.“Lesen Sie weiter: Trumpf Maschinen Austria: Monate der Harmonie

Der geplante Ausbau des Paschinger Werks lässt es schon erahnen: Trumpf-Chef Armin Rau ist für die Zukunft positiv gestimmt. „Es herrscht wieder mehr Zuversicht, der Investitionsbedarf ist da“, beobachtet er. Es sei nicht so, dass nur die Lohnfertiger oder die Pelletsheizer „für bessere Geschäfte sorgten“, so Rau. Die Bereiche Biegen, Laser und Stanzen stiegen „gleichförmig“ an. Auch beim Ennsdorfer Maschinenbauer Salvagnini herrscht ob der Steigerungsraten ein ziemlich entspanntes Klima. „Wir verzeichnen ein ganz zartes, langsames Wachstum, das uns 0,1 Freude macht“, so Logistikleiter Günter Pressler.Vielleicht nicht grenzenloser Optimismus wie in Pasching. Aber ein Gefühl, das dieser Tage auch schon viel wert ist.