Elektroautos : Marktbeobachter: Diese Probleme von Tesla bleiben bestehen

Der US-Elektroautohersteller Tesla hat die Produktion kräftig gesteigert und damit Sorgen von Börsianern vor einem Kapitalbedarf zerstreut. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley produzierte in der zurückliegenden Woche 2.020 Fahrzeuge seines wichtigen Elektrowagens Model 3.

Erleichterung an der Börse

Damit verfehlte Tesla zwar das bis Ende März selbst gesteckte Ziel von 2.500 Fahrzeugen pro Woche deutlich. Anleger reagierten dennoch erleichtert, weil Firmenchef Elon Musk erklärte, das Unternehmen benötige heuer weder eine Kapitalzufuhr noch müssten die Schulden erhöht werden, um das Wachstum zu finanzieren.

Elon Musk hat sich wieder eine Schlafkoje direkt in der Fabrik einrichten lassen, um die Produktion besser überwachen zu können. Mehr dazu: Elon Musk: "Das Autogeschäft ist die Hölle" >>

Marktbeobachter: Diese Probleme von Tesla bleiben weiter bestehen

Analysten sehen die Probleme des Elektroautopioniers damit jedoch nicht überwunden. Die Zahlen seien zwar nicht so schlecht wie von einigen Skeptikern befürchtet. "Aber das Ziel wurde nicht erreicht", sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Die Richtung stimmt wenigstens."

Analyst Frank Schwope von der NordLB rechnet nicht damit, dass Tesla die angekündigten 5.000 Einheiten zur Jahresmitte schaffen wird. "Das deutet auf massive Probleme im Produktionsprozess hin", sagte der Autoanalyst. "Ich glaube auch, dass die Zahl von 2.020 Fahrzeugen geschönt ist." Die Wahrheit liege vermutlich darunter.

"Ich glaube, die Zahlen sind geschönt"

In den ersten drei Monaten liefen insgesamt 34.494 Fahrzeuge vom Band gelaufen, 40 Prozent mehr als im Schlussquartal, teilte Tesla mit. Mehrere Branchenblogs hatten zu Wochenanfang bereits aus einer E-Mail von Musk an Mitarbeiter zitiert, wonach kürzlich die Marke von 2.000 Fahrzeugen in der Woche übertroffen wurde.

Das Model 3 gilt unter Experten als Schlüsselprodukt für die langfristige Profitabilität von Tesla. Mit dem Wagen will Musk den Sprung zu einem Massenhersteller schaffen. Das Model 3 ist deutlich günstiger als etwa der Oberklassewagen Model S.

Schlechter Aprilscherz von Musk

Auf Unverständnis stieß bei Börsianern ein Aprilscherz von Musk. Der Firmenchef hatte auf Twitter gescherzt, Tesla müsse trotz intensiver Bemühungen, inklusive eines letzten, verzweifelten Massenverkaufs von Ostereiern, leider mitteilen, dass die Firma pleite sei. "So bankrott, du kannst es nicht glauben", hieß es in dem Tweet.

Tesla hatte zuletzt mit einer Serie von Negativ-Nachrichten von sich reden gemacht, darunter war auch eine große Rückrufaktion beim Flaggschiff Model S. Die Aktie litt zuletzt auch unter einer Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's sowie einem tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto in Kalifornien.

Ist die Zukunft so berauschend wie seit Jahren von Tesla ausgemalt?

Die Kritik kam postwendend: "Der Aprilscherz kommt zu einer Zeit, in der der ganze Technologiesektor unter Druck ist", sagte Analyst Pieper. Hoch bewertete Unternehmen würden inzwischen kritischer angesehen. Insofern komme Musks Äußerung zur Unzeit.

"Viele werden sich die Frage stellen: Kann das alles so aufgehen? Ist die Zukunft überhaupt so berauschend, wie wir sie uns eine Zeit lang ausgemalt haben?"

Mitbewerber machen es Tesla immer schwerer

Pieper betonte, man müsse Musks Rolle als Pionier beim Bau von Elektroautos würdigen. Dabei könne es immer Rückschläge geben, davor seien auch andere Hersteller nicht gefeit.

Bei Tesla rückten nun jedoch immer stärker die Probleme in den Fokus. Gleichzeitig erhöhten die anderen Hersteller mit neuen Elektromodellen die Konkurrenz. Der Analyst dazu: "Tesla wird viel mehr darum zu kämpfen haben, seine Rolle zu behaupten, als das in den vergangenen zwei, drei Jahren der Fall war." (reuters/apa/red)