Robotik : Management von Kuka macht Chinesen den Weg für den Einstieg frei

Ein deutsches Vorzeigeunternehmen könnte in wenigen Monaten überwiegend in chinesischer Hand sein. Der Investor Midea will die Aktien der Augsburger Kuka AG, die mit ihren orangen Robotern ein Synonym für die Automatisierung der Automobilindustrie ist, aufkaufen und ist diesem Ziel ein großes Stück nähergekommen.

Denn der Kuka-Vorstand hat mit Midea einen bis Ende 2023 gültigen Investorenvertrag geschlossen und dann seinen Aktionären einen Verkauf an Midea empfohlen. Damit scheint nun der Weg frei zu sein für den Großaktionär aus Fernost, der sich bereits 13,5 Prozent der Kuka-Papiere gesichert hat. Die Frage ist nun, ob künftig auch deutsche Anleger bei Kuka noch nennenswert vertreten sein werden.

Kuka-Chef Till Reuter: "Das Angebot ist sehr attraktiv"

Kritiker befürchten wegen des Midea-Angebots den Ausverkauf von deutschen Interessen. Auf der Kuka-Hauptversammlung warnten Aktionärsvertreter kürzlich vor den Risiken und forderten den deutschen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zum Eingreifen auf, es war sogar von einer drohenden "Katastrophe für den Standort Deutschland" die Rede. Gabriel warnte einerseits vor einem "Chinesen-Bashing", machte andererseits aber auch klar, dass er sich ein Gegenangebot aus Europa wünschen würde. In diesem Zusammenhang war immer wieder über einen Einstieg von Siemens oder dem Schweizer Industriekonzern ABB spekuliert worden.

Doch ein Alternativoffert zu den von Midea gebotenen 115 Euro pro Kuka-Papier gibt es bis heute nicht. Insofern machte Kuka-Chef Till Reuter vergangene Woche klar, dass er gar keine andere Wahl gehabt habe, als mit Midea einen aus seiner Sicht möglichst langfristigen Vertrag mit umfassenden Garantien für die Mitarbeiter und Kunden zu verhandeln - und dann die Annahme des lukrativen Angebots zu empfehlen. Doch Reuter hat auch Verständnis für die Kritiker: "Wir sind eine deutsche Traditionsfirma, 1898 gegründet", betont er. "Wir haben deutsche DNA."

Wie der Weg in die Zukunft aussehen könnte, macht Reuter anhand seiner eigenen 20.000 Kuka-Aktien klar. Die Hälfte will er an Midea verkaufen und den Rest behalten: "Weil auf der einen Seite das Angebot sehr attraktiv ist, auf der anderen Seite aber ich auch an die Zukunftsmöglichkeiten der Kuka glaube." Wenn andere Investoren ebenfalls so handelten, gebe es künftig eine Eigentümerstruktur, bei der Midea wesentlich beteiligt sei, es aber auch darüber hinaus eine starke Aktionärsbasis gebe.

Auch Midea hat mehrfach betont, dass "eine breit aufgestellte Aktionärsbasis" durchaus auch im Sinn der Chinesen sei. Denn das käme dann dem gesamten Kuka-Konzern zu Gute. Seit Wochen bemüht sich Midea-Chef Paul Fang, die Angst vor dem chinesischen Investor zu minimieren. "Mit unserer Investition in Kuka verfolgen wir das klare Ziel, langfristigen Wert für beide Gesellschaften zu schaffen", sagt er.

Während sich Kuka von dem Partner Midea höhere Umsätze auf dem Wachstumsmarkt China verspricht, möchte der chinesische Investor mit dem Know-how der Augsburger die eigene Produktion modernisieren. Das Unternehmen hat rund 100.000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz fast 19 Mrd. Euro. Doch in Chinas Industrie gibt es bis jetzt erst einen geringen Roboteranteil, auf 10.000 Beschäftigte kommen gerade einmal 17 Maschinen. Allein Mideas eigene 260 Logistikzentren bieten Kuka große Chancen zur Automatisierung.

Kein Protest seitens der Arbeitnehmervertreter

Die 12.300 Kuka-Mitarbeiter, davon mehr als ein Viertel am Stammsitz in Augsburg, reagieren bisher noch relativ ruhig auf die Ambitionen der Chinesen. Mehr noch haben auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Vereinbarung mit Midea zugestimmt. Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek begrüßte letztlich auch die Verkaufsempfehlung: "Wir heißen Midea herzlich willkommen", sagte der stellvertretender Aufsichtsratschef.

Er hofft allerdings, dass Voith und der zweite deutsche Großaktionär, die Friedhelm-Loh-Gruppe aus dem hessischen Haiger mit zehn Prozent, ihre Anteile behalten. Dies wäre "ein wichtiges Signal für die Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft und gegen kurzfristiges Gewinnstreben", meint Leppek.

Eine vergebliche Hoffnung: Sowohl Voith als auch Loh haben angekündigt, ihre Anteile zu verkaufen. Mehr dazu unter den folgenden Links. (APA/dpa/red)

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