Interview : Magna-Chef Apfalter: "Aus für Beschäftigungsbonus ist ein Rückschritt"

Industriemagazin Logo
© Industriemagazin

2018 startete mit einem Paukenschlag. Mit der „Aktion 20.000“ und dem Beschäftigungsbonus stoppte die neue österreichische Bundesregierung gleich zwei arbeitsmarktpolitische Förderprogramme. Arbeitslosen, die älter als 50 Jahre alt sind, sollte damit der Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert werden. Beide Maßnahmen, erst im Sommer des Vorjahres von der rot-schwarzen Vorgängerregierung beschlossen, wurden als „nicht weiter zielführend“ angesehen, und in weiterer Folge bislang ersatzlos gestrichen. Für den Beschäftigungsbonus gibt es bis zum 31. Jänner 2018 eine Übergangsfrist. Bis dahin können Unternehmen noch Anträge auf eine 50-prozentige Refundierung der Lohnnebenkosten stellen.

Knapp zwei Milliarden Euro an Fördergeldern sollten ursprünglich bis Ende 2019 zur Auszahlung gelangen, über 12.600 Anträge wurden allein in den vergangenen sechs Monaten gestellt. Das bisherige Transaktionsvolumen beläuft sich auf rund 895 Millionen Euro, bis zu 64.000 neue Arbeitsplätze sollen damit geschaffen werden.

Die Einstellung der „Aktion 20.000“ sorgt bereits seit einigen Tagen für Empörung, jetzt regt sich auch aus den Reihen jener, die ihren Mitarbeiterstand mithilfe des Beschäftigungsbonus langfristig ausbauen wollten, Protest.

Günther Apfalter, Europa-Chef des Autozulieferers Magna, sieht in der Abschaffung des Beschäftigungsbonus einen klaren Rückschritt, die österreichische Politik präsentiere sich als nicht gerade zuverlässiger Wirtschaftspartner.

Was bedeutet das Ende des Beschäftigungsbonus für Magna?

Günther Apfalter: Der Beschäftigungsbonus war eine erste Annäherung an das EU-Level betreffend des Niveaus der Lohnnebenkosten. Das Ende dieser Maßnahme ist daher wieder ein Schritt zurück und stellt Österreich in Bezug auf Rechts- und Planungssicherheit kein gutes Zeugnis aus.

Wie viele Jobs wurden Magna aus dem Titel „Beschäftigungsbonus“ bewilligt?

Apfalter: Es gibt noch keine Bewilligungen, da es noch keine Verträge mit der Behörde gibt. Bis Ende Januar werden wir 1.400 förderwürdige Anträge stellen und wir gehen davon aus, dass diese auch zur Gänze bewilligt werden.

Gefördert wird bis zu einem Zeitraum von drei Jahren. Was geschieht mit diesen Mitarbeitern nach Ablauf der Aktion, bzw. dieser Frist?

Apfalter: Alle Arbeitsverträge sind unbefristet, also nicht an einen bestimmten Zeitraum gebunden.

In welchen Bereichen werden die neuen Mitarbeiter eingesetzt?

Apfalter: Rund 100 davon sind Angestellte. Dabei ist es uns durch Recruiting-Maßnahmen gelungen, den Frauenanteil von zehn auf 15 Prozent zu heben.

Stellt man bei Magna auch ohne Beschäftigungsbonus ältere Arbeitnehmer ein?

Apfalter: Generell ist die Qualifikation der Kandidaten von Bedeutung, weniger das Alter. Aktuell sind rund 20 Prozent unserer Mitarbeiter älter als 50 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt steigt in Europa stetig an. Damit erhöht sich auch automatisch das Alter der Kandidaten. Dem kann sich niemand entziehen.

Nach dem Ende des Beschäftigungsbonus fordern jetzt viel, darunter auch die Industriellenvereinigung, eine generelle Senkung der Lohnnebenkosten. Ist das für Sie, nicht zuletzt angesichts der florierenden Wirtschaft, ein realistisches Szenario?

Apfalter: Wir befinden uns im internationalen Wettbewerb und jede Maßnahme, die uns wettbewerbsfähiger macht, ist aus unserer Sicht begrüßenswert. Als global agierendes Unternehmen unterstützen wir alle Maßnahmen, die den Wirtschaftsstandort Österreich stärken. Dabei spielen die Glaubwürdigkeit der Politik und eine konsistente Wirtschaftspolitik eine bedeutende Rolle. Wichtig ist, dass für Unternehmen Planungssicherheit gewährleistet ist, und getroffene Entscheidungen nicht nach individueller Stimmungslage neu interpretiert oder gar geändert werden.

Lesen Sie dazu auch: Günther Apfalter - der Titanmann