Autozulieferer : Machtkampf um Grammer: Chinesen halten jetzt über 25 Prozent

Grammer
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Im Machtkampf beim Autozulieferer Grammer hat der chinesische Großaktionär Ningbo Jifeng die Nase vorn. Der Grammer-Partner hat seine Beteiligung von 20,01 auf 25,51 Prozent aufgestockt und hält damit eine Sperrminorität an dem Interieur-Spezialisten aus dem bayerischen Amberg, wie aus einer Pflichtmitteilung hervorgeht.

Das kommt dem Grammer-Vorstand entgegen: Denn damit kann Ningbo Jifeng den ungeliebten zweiten Großaktionär Hastor in Schach halten, der nach Grammer-Angaben die Beziehungen zu den Kunden belastet.

Bosnischer Investor hält derzeit 20 Prozent

Die Familie Hastor besitzt gut 20 Prozent an Grammer. Der Hersteller von Sitzen und Kopfstützen hatte Ningbo Jifeng im Streit mit Hastor als "weißen Ritter" an Bord geholt. Eine Machtübernahme des aus Bosnien stammenden Anteilseigners schmetterte die Hauptversammlung im Frühsommer ab.

Hastor hatte den Vorstand neu besetzen und eigene Leute in den Aufsichtsrat schicken wollen. Die Unternehmerfamilie war bekannt geworden, als ihr Zulieferer Prevent vor gut einem Jahr heftig mit Volkswagen stritt und zeitweise die Produktion des Autobauers lahmlegte.

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Hastor sorgt für Probleme beim Auftrag von Daimler

Auch mit Daimler liegt Hastor im Clinch. Weil der Stuttgarter Autobauer Insidern zufolge Grammer einen erwarteten Großauftrag für Armlehnen und Kopfstützen für die neue Mercedes-C-Klasse entzog, mussten die Amberger zuletzt ihre Gewinnziele zusammenstreichen.

Aufmerksamkeit in der ganzen Branche

Der Kampf um Grammer sorgt für große Aufmerksamkeit in der gesamten Branche der Autozulieferer. Denn bisher war das Machtgefüge in der deutschen Autobranche wie zementiert: Wenige große Hersteller und viele kleinere Zulieferer. Und die Großen können mit ihrer Einkaufsmacht die Bedingungen diktieren.

Doch dann kam der bosnische Investor Hastor, der mehrere traditionsreiche deutsche Zulieferer kaufte und mit dem Zulieferer Prevent an der Spitze gegen Volkswagen ins Feld zog - und die Lieferung von Getriebegehäusen und Sitzbezügen einstellte. Der Schritt blockierte die Produktion beim weltgrößten Autobauer teilweise über Wochen hinweg.

Danach suchte sich Hastor ein neues Ziel: Grammer. Seither schrillen bei allen großen Autobauern die Alarmglocken - denn viele von ihnen beziehen ihre Kopfstützen von Grammer, darunter VW, BMW und Daimler.

(red mit reuters/apa)

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