Autoindustrie : Lastwagenbauer Foton redet weiter über ein neues Werk in Deutschland

Der mehrheitlich Chinesen gehörende und in China produzierende Autohersteller Borgward will trotz Schwierigkeiten weiterhin einen eigenen Standort in Deutschland bauen. Seit dem Marktstart im vergangenen Sommer habe sich daran nichts geändert, betonte ein Sprecher.

Allerdings bringt der Konzern derartige Äußerungen schon seit mindestens zwei Jahren gezielt ins Gespräch. Hier zum Beispiel eine Meldung aus dem Jahr 2016: Borgward: Chinesischer Besitzer plant neues Montagewerk in Bremen >>

2017 hatte das Unternehmen angekündigt, mit dem Bau des Montagewerks bis Anfang 2018 zu beginnen, geplanter Produktionsstart war 2019. Beim Marktstart im Sommer war dann kein konkreter Zeitpunkt mehr genannt worden.

Einst sehr bekannte deutsche Marke gehört heute Chinesen

Das Unternehmen gehörte einst zu den bekanntesten Autoherstellern Deutschlands und ging 1961 pleite. Im heutigen Daimler-Werk in Bremen-Sebaldsbrück rollten bis Anfang der 1960er Jahre jährlich bis zu 100.000 Fahrzeuge vom Band.

Ab 2015 aktivierte der chinesische Lastwagenbauer Foton die Marke. Foton ist Hauptaktionär und alleiniger Investor. Die Fahrzeuge werden bei Foton in China produziert.

Zuletzt tauschte der Konzern die Führung bei Borgward aus: Der deutsche Vorstandsvorsitzende Philip Koehn musste sein Amt an den Chinesen Xiuzhan Zhu abgeben: Autobauer Borgward: Chinesischer Manager übernimmt Führung >>

Foton will offenbar wieder aussteigen

Für das Werk in Bremen bräuchte Borgward die Zustimmung aus China, die bisher aber nicht vorliegt. Eigentümer Foton will sich zudem von zwei Dritteln des Unternehmens trennen und sucht einen Investor, wie der Borgward-Sprecher bestätigte.

Details zum neuen Werk unklar

Ob und wann Borgward mit dem geplanten Bau einer Produktionsstätte in Bremen beginnen kann, ist allerdings immer noch unklar. Auch das "Brand Center" am Hauptsitz in Stuttgart, wo die wiederbelebte Marke ihre Autos präsentieren will, wurde entgegen den ursprünglichen Plänen noch nicht eröffnet. Dass das "Brand Center" noch nicht geöffnet sei, liege an unerwartet umfangreichen Bauarbeiten. "Das hat uns Zeit gekostet", erklärte der Sprecher. Nun soll es in der ersten Hälfte 2019 so weit sein.

Zum Jahresende ist die seit April 2017 bestehende Reservierung für eine 140.000 Quadratmeter große Fläche im Güterverkehrszentrum Bremen ausgelaufen, so dass nun auch andere Interessenten wieder zum Zuge kommen könnten. Aus Sicht von Borgward ändere das aber nichts. "Wir sind mit Bremen im Austausch", hieß es. Ein Sprecher des Bremer Wirtschaftssenators sagte, es sei klar gewesen, dass Reservierungen nicht ewig bestehen könnten. Aber: "Die Tür für Borgward bleibt offen."

Autos sind seit Sommer 2018 in Deutschland zu kaufen

Seit dem vergangenen Sommer sind sie auch in Deutschland zu kaufen - einzig über einen Online-Vertrieb ohne eigene Autohäuser oder Werkstätten.

Den Service übernimmt die bundesweit vertretene Werkstattkette ATU. Die Kooperation sei gut gestartet, hieß es von dort. "Bisher gab es nur wenige Servicefälle, die jedoch für die Kunden professionell und vereinbarungsgemäß bearbeitet werden konnten", berichtete ein ATU-Sprecher. Die Zusammenarbeit solle schrittweise wachsen.

Keine Angaben zum Absatz in Deutschland

Etwa 110.000 Autos hat Borgward nach eigenen Angaben bisher insgesamt in 20 Ländern verkauft. Angaben zum Absatz in Deutschland will die Firma nicht machen, die zum Start einzig erhältliche limitierte Version des Stadtgeländewagens BX7 sei mittlerweile aber ausverkauft - eine niedrige dreistellige Zahl. Nun werde das Standardmodell des BX7 angeboten. Anfang kommenden Jahres soll die kleinere Variante BX5 folgen, in der zweiten Jahreshälfte ein elektrisch betriebener SUV. (dpa/apa/red)