Robotik : Kuka im Visier: Voith-Chef verwundert über Optimismus beim Roboterbauer

Die wohlwollenden Aussagen des Kuka-Vorstandes zum Kaufangebot des chinesischen Konzerns Midea sind beim Kuka-Großaktionär Voith nicht gut angekommen. Voith-Chef Hubert Lienhard äußert sich jetzt verwundert über die Stellungnahme von Kuka-Vorstandschef Till Reuter auf der jüngsten Hauptversammlung.

Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea hält inzwischen 13,5 Prozent an Kuka und kündigte bereits im Februar eine neuerliche Aufstockung an. Mitte Mai bot der chinesische Konzern einen Kauf zu 115 Euro je Aktie an und erklärte, mehr als 30 Prozent anzustreben.

Lienhard: "Diese Antwort ist erstaunlich"

Wie von INDUSTRIEMAGAZIN.at berichtet hat der Vorstand von Kuka zuletzt wohlwollend auf diese Offerte reagiert. Kuka wolle seinen Umsatz auf eine Milliarde Euro mehr als verdoppeln, so Reuter bei einer Aktionärsversammlung in Augsburg: "Ein Partner, der diese Strategie unterstützt und uns noch besseren Marktzugang verschafft, könnte für Kuka ein Vorteil sein."

Jetzt reagiert Voith-Chef Hubert Lienhard nun mit deutlicher Kritik auf die Äußerungen von Reuter: "Wie er jetzt schon positive Äußerungen machen kann, verstehe ich nicht", sagte Lienhard, der dem Aufsichtsrat des Roboterherstellers aus Augsburg angehört. "Es war für uns überraschend. Es ist für mich auch erstaunlich, wie auf dieses Angebot geantwortet wird."

Eine Kuka-Sprecherin erklärte daraufhin, das Angebot werde ergebnisoffen geprüft. "Grundsätzlich gilt: Ein Partner, der unser Wachstum beispielsweise in China oder im Bereich Industrie 4.0 unterstützt, könnte eine Chance für Kuka sein."

Deutsche Anlegervertreter: Ist der chinesische Geheimdienst schlechter als NSA?

Kleinaktionäre warnten dagegen vor einem Ausverkauf deutscher Schlüsseltechnologie, wenn der für die Autoindustrie wichtige Roboterproduzent mehrheitlich in chinesische Hände ginge.

So meinte in Augsburg Roland Klose, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zum Vorstoß des chinesischen Haushaltsgeräteherstellers Midea: "So etwas wäre in den USA nicht möglich, vermutlich auch nicht in Frankreich und wahrscheinlich auch nicht in China."

Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge spricht Klose von "Angreifern" und "knallharten Opportunisten". Die Zeitung zitiert den Anlegervertreter weiter mit den Worten: "Man glaubt doch wohl nicht, dass der chinesische Geheimdienst schlechter ist als die NSA. Man braucht doch keine Mehrheit, um an die Quellcodes zu kommen."

Voith-Chef verweist auf Chinas Abschottung gegen Europäer

Bedenken über eine Dominanz der Chinesen, die im Umfeld der deutschen Bundesregierung geäußert werden, teilt er nicht, denn Lienhard ist Vorsitzender des Asien-Pazifik Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. "Ich bin der Meinung, dass wir generell in Deutschland gut daran tun, dass wir einen offenen Markt haben", sagte er.

Midea dürfe gleichberechtigt mit deutschen Firmen ein Angebot abgeben. Allerdings müsse die deutsche Wirtschaft in China, wo manche Branchen abgeschottet werden, ebenfalls auf Gleichberechtigung pochen.

Voith hält 25,1 Prozent an Kuka

Der schwäbische Industriekonzern Voith ist mit 25,1 Prozent an Kuka beteiligt. Der nicht-börsenotierte Familienkonzern Voith legte sich nicht fest, ob er an seiner Sperrminorität festhält oder die vor eineinhalb Jahren erst erworbenen Kuka-Aktien verkauft. "Das werden wir uns sehr sorgfältig überlegen", sagte Lienhard.

Der Einstieg bei Kuka war für Voith eine strategisch wichtige Beteiligung und kein Finanzengagement, wie Lienhard bekräftigte. Der auf die Branchen Automobilindustrie, Energie, Verkehr und Papierherstellung spezialisierte Maschinen- und Anlagenbauer erhoffte sich davon Know-how für die Digitalisierung seiner eigenen Produkte.

Tiefgreifender Umbauprozess des Anlagenbauers

Die Heidenheimer stecken mitten in einem schmerzhaften Umbauprozess. Binnen vier Jahren wurden 2.500 Stellen abgebaut. Mit dem Verkauf des Geschäftsfeldes Industrieservice an den Finanzinvestor Triton halbierte sich Voith fast. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Konzern-Betriebsgewinn um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 97 Mio. Euro, der Umsatz sank leicht auf 2 Mrd. Euro.

Nach Steuern machte Voith von Oktober bis März einen Verlust von 48 Mio. Euro, was vor allem an Abschreibungen für unternehmensinterne Auslandskredite lag. Lienhard kündigte deshalb für das Gesamtjahr einen Gewinnrückgang an.

(reuters/apa/red)