Dirty Campaining : KTM-Chef Stefan Pierer: „Wer austeilt muss auch einstecken können“

Stefan Pierer ist kein Mann der leisen Worte. Als er es in der Oktober-Ausgabe des INDUSTRIEMAGAZIN 2015 wagt, seine Frustration als Unternehmer mit der Umsetzung der Europäischen Idee auszusprechen, erntet er viel Kritik auch aus den eigenen Reihen. Seine Ankündigung im Sommer, alle bis Ende Juli eingegangen Kleinspenden für das Team Kurz zu verdoppeln, wird ebenso kontrovers diskutiert: Ihm wird vorgeworfen, er wolle sich „in die von ihm geforderte Arbeitszeitflexibilisierung einkaufen“. Ende Juli hat der KTM-Chef, wie angekündigt, 436.463 Euro an die ÖVP überwiesen. Das hat ihn zur Zielscheibe des SPÖ-Wahlkampfes gemacht. In einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Finanzsprechers Jan Krainer zitiert dieser in der Vorwoche (durchaus selektiv, wie sich in den Tagen danach herausstellt) aus dem – geheimen – Steuerakt des KTM-Chefs und wirft ihm vor, mit Einkommenssteuerzahlungen von nur rund 3000 Euro jährlich weniger zu bezahlen als seine Mitarbeiter. Wie geht Pierer ganz persönlich damit um?

Herr Pierer, Sind sie froh, wenn dieser Wahlkampf vorbei ist?

Allerdings. Wir befinden uns seit zwei Monaten in einer Dauerhysterie mit einer nicht Enden wollenden Abfolge von ‚Duellen’ und ‚Elefantenrunden’. Ich glaube, wir müssen daraus Lehren ziehen. Gerade im Vergleich zum gerade eben stattgefundenen deutschen Wahlkampf.

Ihnen wurde von der SPÖ im Laufe dieses Wahlkampfes vorgeworfen, Sie hätten in den Jahren 2012 und 2013 nur 3000 Euro Einkommenssteuer gezahlt. Wie fühlt es sich an, als Privatperson mitten in einen schmutzigen Wahlkampf gezogen zu werden?

Der Vorwurf der SPÖ ist unrichtig – und eine jener Methoden, mit illegal beschafften Daten Gegner zu diskreditieren. Denn abgesehen davon, dass sich die Angaben nur auf meine Bezüge als Aufsichtsrat – und nicht meine Vorstandsbezüge beziehen, zitiert man dabei offenbar aus einem Steuerakt, der dem Steuergeheimnis unterliegt. Eine klassische Silbersteinmethode, von der man sich ja offenbar jetzt distanzieren will.

Für den unbeteiligten Dritten ergibt sich dieses Bild: Eine Person, die aus Ihrer politischen Einstellung kein Hehl und die finanzielle Unterstützung durchaus transparent macht, muss mit Problemen rechnen. Sehen Sie das auch so?

Ich bin kein wehleidiger Mensch. Als Unternehmer bin ich exponiert und wenn ich pointiert meine Meinung sage, muss ich auch einstecken können. Bedauerlich ist allerdings, dass hier wieder keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung stattfindet. Wir sind uns doch alle einig darüber, dass der Faktor Arbeit mittlerweile viel zu hoch besteuert wird. Wie kann man die Abgabenquote senken? Ich hätte mir darüber eine sachliche Diskussion im Wahlkampf gewünscht. Doch was stattdessen stattfand war ein Anstoß zu einer Neiddebatte. Noch dazu mit durchaus falschen Informationen.

Also ist für Sie persönlich alles paletti?

Nein, natürlich nicht. Ich behalte mir rechtliche Schritte vor. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu wissen, aus welchen Quellen die Steuerakten kommen, aus denen hier im Wahlkampf, im übrigen unvollständig, zitiert wurde.

Abschlussfrage: Wie vergiftet ist das politische Klima in Österreich?

Ich glaube, weitaus geringer, als es derzeit den Anschein hat. Am Ende des Tages zeichnet uns Österreicher Konsensfähigkeit aus. Am Ende des Tages sitzen wir in einem Boot. Ich bin es gewohnt in meinem Unternehmen das beste Einvernehmen mit den Belegschaftsvertretern zu haben. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

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