Autozulieferer : Knorr-Bremse "erstaunt": ZF hat im Haldex-Poker weiter Nase vorn

Im Übernahmepoker um den schwedischen Nutzfahrzeugzulieferer Haldex bleibt ZF Friedrichshafen trotz eines niedrigeren Gebots der Favorit. Der Verwaltungsrat von Haldex habe einstimmig empfohlen, die auf 120 schwedische Kronen (12,56 Euro) je Aktie erhöhte Offerte des deutschen Autozulieferers vom Bodensee anzunehmen, teilten die Schweden mit.

Der Bremsenspezialist Knorr-Bremse hat mit seinem Gegenangebot weiter das Nachsehen bei den Schweden - obwohl die Münchner fünf Kronen je Aktie mehr bieten. Haldex wertet es höher, dass ZF bereits alle kartellrechtlichen Genehmigungen zusammen hat und eine Übernahme damit schnell gelingen könnte.

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Knorr-Bremse zeigte sich erstaunt, dass Haldex seinen Aktionären die niedrigere Offerte von ZF zur Annahme empfiehlt. Der Haldex-Verwaltungsrat habe Knorr-Bremse "keine Möglichkeit eingeräumt, seine Strategie für die Kartellfreigabe vorzustellen", sagte Vorstandschef Klaus Deller laut Mitteilung. "Sollten die Kartellbehörden es für erforderlich halten, wäre Knorr-Bremse zu Zugeständnissen bereit."

Dabei geht es dem Unternehmen nach eigenen Angaben vor allem um Europa und die USA. Im Geschäft von Haldex und Knorr-Bremse gebe es wenig Überschneidungen, im Wesentlichen ergänzten sich die Geschäftsbereiche.

Deller zeigte sich zuversichtlich, dass die Haldex-Aktionäre bei ihrer Entscheidung das höhere Angebot berücksichtigen. So habe es seitens der Anleger bereits "sehr positive Signale" gegeben. ZF bietet umgerechnet rund 554 Millionen Euro für die Schweden, Knorr-Bremse 580 Millionen.

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Haldex fertigt insbesondere Nutzfahrzeugbremsen und Druckluftsysteme. ZF würde damit seine Produktpalette ergänzen. Der weltweit drittgrößte Autozulieferer ist bisher vor allem im Geschäft mit Getrieben und Achsen stark. Insbesondere mit der Haldex-Technologie für die Druckluftbremse will ZF Lücken schließen. "Damit sind wir bei Nutzfahrzeugen in der gleichen Position wie bei Pkw, beherrschen Lenkung, Bremse, Getriebe, Sensorik und Elektronik", sagte Chef Stefan Sommer vergangene Woche dem "Handelsblatt".

Bei Knorr-Bremse ergäben sich Überschneidungen. Dabei stünden wohl auch Arbeitsplätze auf dem Spiel, deutete Haldex an. Eine Übernahme durch die Münchener dürfte deutlich länger dauern und damit möglicherweise dem Geschäft schaden, hieß es von den Schweden. Zugleich bestehe ein bedeutendes Risiko für das Scheitern eines solchen Deals.

Knorr-Bremse will Aufstieg des Rivalen verhindern

Knorr-Bremse um Gründer und Eigentümer Heinz Hermann Thiele will mit der Übernahme dem Vernehmen nach auch verhindern, dass Rivale ZF zu stark wird.

Haldex-Verwaltungsratschef Göran Carlson hatte seine Aktien bereits an ZF verkauft, insgesamt hält das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits 21,24 Prozent der Anteile in den Händen. Knorr-Bremse hat sich nach Angaben vom Freitag 11,35 Prozent gesichert. Beide Bieter würden sich mit der Mehrheit der Aktien zufriedengeben. (APA/dpa/red)