Bauindustrie : Klaus Schierhackl verlässt nach 20 Jahren die Asfinag

Nach dem kürzlich erfolgten Rücktritt von Karin Zipperer im Vorstand der Asfinag hat nun auch ihr Co-Vorstand Klaus Schierhackl seinen Rücktritt per Ende Jänner erklärt. Der Aufsichtsrat der Asfinag habe einer einvernehmlichen Vertragsauflösung zugestimmt, teilte die Asfinag mit.

Zwei Vorwürfe

Schierhackl war seit 20 Jahren im Unternehmen und seit 2007 im Vorstand der staatlichen Gesellschaft für den Bau von Autobahnen und Schnellstraßen.

Den Schritt begründete Schierhackl gegenüber dem Aufsichtsrat mit den öffentlichen Diskussionen rund um seine Person. Er war in den vergangenen Wochen mit Vorwürfen konfrontiert, wonach er vor Jahren eine Mitarbeiterin mit einer Bemerkung sexuell belästigt haben soll. Diese Vorwurf weist Schierhackl zurück.

Außerdem gibt es eine Diskusssion darüber, dass er ein Haus von der Stifterin jener Stiftung als Geschenk angenommen hat, die der Asfinag ihre Räumlichkeiten vermietet. Dazu: Anwälte prüfen zwei Vorwürfe gegen Asfinag-Chef Schierhackl >>

Erst im November ist Karin Zipperer von ihrem Amt im Vorstand der Asfinag zurückgetreten. Zipperer war seit September 2017 Mitglied des Vorstand des Autobahnbetreibers gewesen. Dazu: Streit im Vorstand der Asfinag: Karin Zipperer tritt zurück >>

Seit 20 Jahren bei der Asfinag

Schierhackl begann seine Karriere 1997 in der Asfinag als Abteilungsleiter Maut. Von 2005 bis 2007 war er Geschäftsführer der Asfinag Maut Service GmbH, ehe er 2007 zum Vorstand der Asfinag bestellt wurde. In diesen letzten Jahren habe sich die Asfinag weiter positiv entwickelt und sich unter europäischen Autobahnbetreibern einen hervorragenden Ruf erarbeitet, "dafür spreche ich Dr. Schierhackl im Namen des gesamten Aufsichtsrates meinen Dank aus", sagte Asfinag-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Franzmayr.

So einflussreich ist Klaus Schierhackl

´Verkehrsminister Norbert Hofer: Diskussionen "eine große Herausforderung"

"Die letzten Monate mit den auch öffentlich gewordenen Diskussionen rund um Vorstandsdirektor Dr. Klaus Schierhackl waren eine große Herausforderung", sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). "Ich bedanke mich beim Aufsichtsrat unter der Führung von Dr. Peter Franzmayr für das besonnene Handeln. Die Asfinag ist eines der bedeutendsten Infrastrukturunternehmen des Landes. Umso wichtiger ist es, die Ruhe im Unternehmen wieder herzustellen. Ich bin zuversichtlich, dass dies mit der Neuaufstellung des Vorstandes gelingen wird."

Gabriele Csoklich übernimmt interimistisch

Für die Zeit unmittelbar nach dem 31. Jänner 2019 hat der Aufsichtsrat Gabriele Csoklich mit der interimistischen Führung des Unternehmens beauftragt. Sie ist Gesamtprokuristin und Geschäftsführerin der Asfinag European Toll Service GmbH und leitet seit 2008 den Bereich Finanzierung und das Konzern-Rechnungswesen.

Ein Auswahlprozess für die Nachbesetzung des Vorstandspostens von Karin Zipperer laufe bereits, sagte ein Asfinag-Sprecher zur APA. Wenn möglich, solle bereits am 1. Februar ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin feststehen.

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Asfinag bisher mit einer Doppelspitze

Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Finanzvorstand Schierhackl soll noch im ersten Quartal 2019 gefunden werden. Die Asfinag hatte bisher keinen Vorstandsvorsitzenden, sondern es gab zwei Vorstände. Karin Zipperer war Vorstand für Technik.

Ungeachtet des Rückzugs von Schierhackl soll die bereits eingeleitete Prüfung durch die vom Aufsichtsrat eingesetzte Untersuchungskommission fortgeführt werden, kündigte das Unternehmen heute an. "Damit sollen allenfalls vorhandene strukturelle Schwachstellen im Compliance-Bereich sowie in der Unternehmenskultur der Asfinag identifiziert werden, um für die Zukunft geeignete Maßnahmen zu setzen, um diese allfälligen Defizite beheben zu können." (apa/red)